Mittelalter Wiki
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Ansuz () ist die 4. Rune des älteren Futhark und des altnordischen Runenalphabets. Sie trägt den Lautwert „A“ und ihr rekonstruierter urgermanischer Name *ansuR bedeutet „Ase“ bzw. „Gott“ (anord. ǫss, ags. ōs) oder auch „Flussmündung“ (anord. óss). [1]

Beschreibung[]

Die A-Rune kann aus dem griech. oder lat. A abgeleitet werden.

Die Form entwickelte sich lautgesetzlich aus ǫss - 'Ase' (Gott). Diese Bedeutung findet sich noch im altisländischen Runengedicht (ca. 15. Jh.), während óss im Norwegischen die Bedeutung des homonymen óss - 'Flussmündung' annahm (wie z. B. auf dem Rundholz vom Osebergschiff, um 820-834 n. Chr.).

Älteres Futhark[]

Im älteren Futhark steht die Rune Ansuz als an 4. Stelle und trägt den Lautwert a. In der 24-typigen Runenreihe auf dem Runenstein von Kylfver trägt die A-Rune die Beistäbe nach links, was möglicherweise ein ursprünglicher Zug sein kann, während sie in den Runenreihen auf dem Brakteat von Vadstena und Grumpan nach rechts () zeigen, was die gewöhnliche Form ist.

Angelsächsisches Futhorc[]

In der Runenreihe des angelsächsischen Futhorc finden sich die Zeichen:

  • 04. (Ōs) mit dem Lautwert o und der Bedeutung von 'Ase' bzw. 'Gott',
  • 25. (Āc f.) mit dem Lautwert a und der Bedeutung von 'Eiche',
  • 26. (Æsc m.) mit dem Lautwert æ und der Bedeutung von 'Esche'.

In allen vorhandenen Aufzeichnungen der Runen in ihrer ursprünglichen Reihenfolge stehen die Zeichen, die aus einer Differenzierung der Ansuz-Rune (ᚨ) herrühren, an der Spitze der neuen Runen und folgen also zunächst auf die ae- (urspr. o-) Rune (oder D-Rune). Dies ist auch in der Geschichte des angelsächsischen Lautsystems begründet: denn die Übergänge *ans- > os- und *ask- > aesk sind sehr alt und allgemein anglofriesische Vorgänge.

Auch zeigen die friesischen Inschriften, dass die Bildung der ersten neuen Runenzeichen aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Kontinent vor sich gegangen ist. Man findet auf der hada-Münze (5. Jhd.) die neue Rune für a und auf dem Schwert von Arum die Rune für o. Folglich muss sicherlich schon auf dieser Inschrift als æ gelesen werden.

Die neuen Zeichen für ae, o und a brachten die Angelsachsen bei ihrer Auswanderung von der Nordseeküste des Kontinents nach England mit. Die Spaltung der Ansuz-Rune (ᚨ) in drei Zeichen gehört somit spätestens der ersten Hälfte des 5. Jhs. an.

Jüngeres Futhark[]

Im jüngeren Futhark wandelte sich der Lautwert der eigentlichen A-Rune zu o und erhielt im 7. und 8. Jhd. den Lautwert des nasalierten a (ą). In Norwegen erhielt die A-Rune durch lautgesetzlichen Übergang ihres Namens ǫss > óss den Lautwert o , der am frühesten auf dem Runenstein von Galteland von ungefähr 1030 n. Chr. belegt ist, wo indessen die Rune auch mit ihrem ursprünglichen Lautwert vorkommt. Die Rune mit ihrem neuen Lautwert wurde ōss genannt, noch später ōs(s). Daher begegnet dann in der Runenreihe:

  • 04. (Óss) mit dem Lautwert ą/o für die nasalierten Laute a, æ, ǫ (e) und später für o (nach 1030-1050);
  • 10. (Ansuz) mit dem Lautwert a für unnasalierte a, æ, ǫ (e).

Mit der Namensänderung, der am Ende der Periode zu *ǫsR, ǫss überging, erfolgte auch die Wertveränderung, und die Beistäbe wurden vom Kopf des Hauptstabes zur Mitte hin herabgesetzt. Unter den Jüngeren nordische Runen findet man etwa um das Jahr 800 und in der Zeit unmittelbar danach in Norwegen und Dänemark ein 16-typiges Runenalphabet mit den Formen und für die Rune des nasalierten ą und mit und für die eigentliche a-Rune.

Schwedisch-norwegische Runen[]

Als sich die schwedisch-norwegischen Runen mit der Zeit zu Kurzzweigrunen vereinfachten, wandelte sich die Form der a-Rune () und trug in ihrer Grundform nur noch einen einseitigen Beistrich (Kurzzweigrune). Die einseitigen Beistriche beim ą () neigten dahin, den Hauptstab mehr oder minder zu überschreiten, so dass dieser die Beistriche in der Mitte oder in der Nähe eines der beiden Enden durchschneidet.

Dänischen Runen[]

Bei den Dänischen Runen treffen wir um das Jahr 800 auf Runensteinen noch die alten Formen der mittelgermanischen Runenreihe (ą = ᚬ und a = ᚼ). Im Verlauf des 9. Jhds. wurden diese Zeichen dann gegen neue Varianten ausgetauscht (ą = ᚭ und a = ᛅ).

  • 04. ᚭ / ᚬ (Ǭss): Die Ą-Rune (ᚭ) hieß im Codex Leidensis ąus (aus). Im Abecedarium Nordmannicum (Cod. Sang. 878) und in der angelsächsischen Handschrift Cotton Galba A.II (Anglo-Saxon futhorc) von ca. 1000 ist der Name als os überliefert. Die Bedeutung von ǭss ist 'Ase (Gott)'.
    • Im Codex Leidensis nahm der Aufzeichner bei den lateinischen Buchstaben, welche den Runen entsprechen, die ą-Rune als Zeichen für a und die A-Rune als Zeichen für e (œ).
    • Etwa um das Jahr 1040 (in Dänemark etwas vor 1050) erhielt die Rune auf Grund der lautgesetzlichen Entwicklung ihres Namens ǭss zu óss auch den Lautwert o. Im selben Zug traten dabei Formen mit linksseitigen und den Hauptstab schneidenden Beistrichen (ᚬ) auf.
    • Zu gleicher Zeit, als die Ą-Rune begann, o zu bezeichnen, wies sie gelegentlich sowohl in Dänemark wie in Schweden den Lautwert a auf und hatte demnach dieselbe Funktion wie die A-Rune, wenn auch nur eine Zeit lang.
  • 10. (Ár). Die A-Rune (germ. j), wurde zu ᛅ vereinfacht, reduzierte aber im Gegensatz zu den Schwedisch-norwegischen Runen den Beistrich nicht zu einem einseitigen. Besonders auf Gotland und in Uppland zeigt sich allerdings noch lange die Schwedisch-norwegische Runenform (ᛆ).
    • Im Codex Leidensis hieß die Rune ąr (ae). Hierbei nahm der Aufzeichner bei den lateinischen Buchstaben, welche den Runen entsprechen, allerdings die ą-Rune als Zeichen für den Lautwert a und die eigentliche A-Rune als Zeichen für den Lautwert e (œ). Daher ist der Name dieser Rune (ae) fehlerhaft für ar.
    • Im Abecedarium Nordmannicum (Cod. Sang. 878) und in der Hs. Cotton Galba A.II ist der Name dann als ar überliefert.

Die Runensteine von Orkesta und andere von Asmund Karason um 1020 n. Chr. geritzte Steine gehören noch der Periode an, in der die Ą-Rune ein nasaliertes a, æ usw. bezeichnete, und für a noch die schwedisch-norwegischen Typen angewendet wurden.

Der Übergangszeit zu einer neuen Periode, da die ą-Rune um 1040 den Lautwert o erhielt, gehört eine Gruppe einfacher Runensteine in Schweden an, die Männern gewidmet sind, welche auf einer Expedition in Osteuropa unter der Leitung eines „Ingwars“ († ca. 1041) gefallen waren, den sogen. „Ingvarsteinen“. Hier finden wir ą, teils für nasaliertes a, teils für unnasaliertes a und teils schließlich für o. Der letzte Lautwert tritt als ältester Belege auf dem Runenstein von Vansta (Sö 254) in Södermanland auf.

Punktiertes Runenalphabet[]

Zum Ende des 11. Jhds. hin entstand das Vollständig punktierte Runenalphabet, welches die Differenzierung einiger Zeichenwerte für speziell nordische Laute übernahm. Die erste Unterscheidung des a und æ-Zeichens erfolgte in Norwegen und, wenn auch in geringerem Maße, in Schweden. Hier standen durch die Mischung der eindringenden dänischen Runentypen mit den alten schwedisch-norwegischen Typen teilweise und nebeneinander.

Am Ende des 11. Jhds. entstand in Norwegen eine Differenzierung zwischen den Zeichen für die die Lautwerte a und æ, so dass den Wert a und den Wert æ repräsentierte. So z.B. auf dem Runenstein von Stavanger und dem Knochenstück von Trondheim (N A282 | N 840 ?) [2].

Während der 1. Hälfte des 12. Jhds. nahmen in Analogie damit und , welche Typen der oss-Rune schon früher als Nebenformen zu auftraten, die Lautwerte o bzw. ø an. In den Inschriften von Maeshowe scheinen sogar gesonderte Zeichen für die drei verschiedenen Laute o, ǫ und ø, wenn auch nicht ganz konsequent, verwendet worden zu sein; diese Zeichen sind bzw. und 𐲠.

Bei den dalekarlischen Runen ist einer der kennzeichnenden Züge, dass das Zeichen für a das Aussehen des æ () im vollständig punktierten Runenalphabet hat; später zwei sich kreuzende schräge Striche (). Das Zeichen für den Lautwert ä wird mit wiedergegeben.

  • die Rune für den Lautwert A
  • die Rune für den Lautwert AE (æ)
  • die Rune für den Lautwert O
  • die Rune für den Lautwert Ö, Ø, OE, in der dalekarlischen Variante für Ä.
  • die Rune für den Lautwert ON

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Ansuz (Version vom 03.09.2020)
  2. wahrscheinlich Knochenstück von Trondheim, Folkebibliotekstomta (N A282 | N 840) auf RuneS, im NTNU Vitenskapsmuseet (Trondheim, N). Inventarnummer: N-95829
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