Das ehemalige Kloster Corbie liegt in der gleichnamigen französischen Stadt im Tal der Somme. Es wurde zwischen 657 und 661 von der merowingischen Königin Balthild gegründet und war zur Karolingerzeit ein wichtiges Königskloster. Die Schule von Corbie beeinflusste maßgeblich die Karolingische Buchmalerei. [1]
Beschreibung[]
Vorkarolingische Malerei[]
- Siehe Hauptartikel: Vorkarolingische Malerei
Zu Beginn des 8. Jhs. war im Kloster Corbie und seiner unmittelbaren Umgebung eine besondere merowingische Buchschrift gebräuchlich, die früher als lombardische Schrift, später allerdings als ältere Corbier Schrift bezeichnet wurde. Diese Gruppe von Handschriften unterscheidet sich u. a. durch auffallende paläographische Kennzeichen von den übrigen.
Die Verwandtschaft einer Anzahl von ornamentalen und pflanzlichen Motiven mit der burgundischen Gruppe weist darauf hin, dass sie von dorther ihren Ausgang nahm. Auch für die ornamentalen Arkaden beider Schulen gibt es Zwischenstufen (z. B. Basilius. St. Petersburg. Kaiserliche Bibliothek, lat. F. v. I. N. 2.).
Neben Vögeln und Fischen verwendet sie besonders doppelt konturierte Palmetten zur Füllung der Initialstämme. Auch hier ist das Wesentliche die Zeichnung, die mit klaren, bestimmten Farben koloriert wird. Mit der Zeit verschwinden in ihr die Tiere, an ihre Stelle treten im Innern der Initialen Flechtbänder; die größeren Buchstaben der Überschriften werden zu einfachen farbigen Kapitalen mit geschweiften Konturen. [2]
Karolingische Malerei[]
- Siehe Hauptartikel: Karolingische Malerei

Sakramentarfragment aus Metz (Paris, MS lat. 41), Christus in der Mandorla.
Zur Karolingerzeit waren für Handschriften aus der „Schule von Corbie“ die fast überreichen Rahmungen besonders charakteristisch. Die außerordentliche Bedeutung der „Corbier" Handschriften bestand darin, dass sie in den figürlichen Darstellungen die Resultate der anderen Gruppen zu einem eigenen neuen Stil verschmolzen.
Ihren Namen erhielt die Schule von Corbie aufgrund einer angeblichen Verwandtschaft mit dem Sakramentar des Hrodrad, das 853 in Corbie geschriebenen wurde und zur frankosächsischen Gruppe gerechnet wird. Dass einige der reichsten Handschriften der Corbier Schule aus dem Schatz der Kathedrale von Metz stammen, ist u. a. ein Indiz für eine enge Beziehungen zwischen dieser Gruppe zu anderen gleichzeitgen Klosterschulen. Hinzu kommt, dass einige Elemente der Ornamentik der Metzer und Corbier Schule gemeinsam sind.
Die Bilder des Sakramentarfragments aus Metz (Paris, lat. 41) und des nach dem Utrechter Psalter figurenreichsten Denkmals der karolingischen Kunst, der Bibel von St. Paolo fuori le mure in Rom, flossen in Ikonographie und Stil zusammen aus dem, was in den Schulen von Tours und Reims an Formen und Darstellungsmitteln angesammelt worden war. Dazu parallel bildete sich eine Ornamentik aus, die an Reichtum und Fülle alles bis dahin Geleistete weit übertrifft. Auch ein Einfluss auf die Ausbildung des alemannisch-ottonischen Stiles ist nicht unwahrscheinlich. [3]
Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919.