Die Trierer Adahandschrift entstand um 800 und ist eines der wichtigsten Zeugnisse der Karolingischen Miniaturmalerei des Frühmittelalters. Dieses Evangeliar wurde von einer Ada, angeblich einer Schwester Karls des Großen, der Abtei St. Maximin in Trier geschenkt und kam von dort in die städtische Bibliothek Trier (als Hs. 22)
Beschreibung[]
Die Trierer Adahandschrift wird der Hofschule Karls des Großen zugeschrieben. Der Beitrag über diese Bilderhandschrift in der Publikation von Hubert Janitschek (1846–1893) ([1]) schuf die Grundlagen für die allgemeine Gruppierung des Materials aus der Karolingischen Buchmalerei, auf denen die weitere Forschung aufgebaut hat.
Ada-Gruppe[]
Als Adagruppe faßt man seit H. Janitschek eine Reihe von Prachtausfertigungen von Evangelien - ähnlich der Adahandschrift - zusammen. Dazu gehören u.a. das in den Jahren 781-783 für Karl den Großen und seine Gemahlin Hildegard geschriebenene Godescalc-Evangelistar und das wahrscheinlich vor 827 entstandene Evangeliar von Soissons (Paris, lat. 8850). Außer in Trier befinden sich weitere Exemplare in Abbeville, London, Rom usw. Die ganz besondere Art der Gruppe und der außerordentliche Reichtum der Ausstattung lassen über ihre kunsthistorische Bedeutung keinen Zweifel. Aber es schien lange Zeit unmöglich, genügende Anhaltspunkte für eine sichere Lokalisierung zu gewinnen; Metz, Lorsch, Trier und andere Städte Westdeutschlands wurden vorgeschlagen, aber Beweise fehlen.
Rudolf Beer vertrat die These, daß die Handschriften der sog. Ada-Gruppe Erzeugnisse der in den Quellen erwähnten Schola Palatina waren. [1] Wie über die Schule selbst, so gehen jedoch auch über die Herkunft ihres Stiles die Ansichten weit auseinander. Der deutsche Kunsthistoriker Georg Swarzenski (1876–1957) vermutete, daß die insulare Kunst [2], Arthur Haseloff (1872–1955) dagegen, daß ein nicht näher zu bestimmender provinzieller Zweig der byzantinischen Kunst als Quelle ihres besonderen Stiles anzusehen sei. [3]
Schon in der ältesten erhaltenen Handschrift, dem Godescalc-Evangelistar (Paris, Bibl. nat. nouv. acq. lat. 1203), tritt mit einem Schlag eine Fülle neuer ornamentaler Motive auf, während die bis dahin gewöhnten Schmuckformen fast ganz verdrängt erscheinen. Ein Teil von ihnen ist mit Motiven der insularen Malerei, besonders der südenglischen Kunst verwandt, an die auch die schlichteren Evangelistenbilder erinnern könnten, wenn nicht vielleicht ein Zurückgehen auf ähnliche oder gemeinsame Vorbilder die Analogien erklärt.
Daneben macht sich in der Ornamentik starker Einfluß antiker Formauffassung geltend, der in den späteren Handschriften auch auf die Figurendarstellung übergreift und zu einer plastischen Darstellung führt, die sich mit einer fast klassischen Reinheit der Formensprache verbindet. Die ornamentalen und figürlichen Typen dieser Gruppe leben in lokalen Schulen des ostfränkischen Reiches weiter, auch wenn sie sich immer mehr von den ursprünglichen Vorbildern entfernen und sich durch eigene Interpretation verändert haben (s. Die ostfränkischen Schulen: Fulda). Sie wirkten auch noch auf die ottonische Kunst des 10. Jhs. ein (s. Ottonische Malerei: Reichenau). Gelegentliche Einflüsse der Adagruppe werden aber auch sonst in den großen westfränkischen Renaissanceschulen des 9. Jhs. fühlbar, wenn sich auch keine von ihnen als eine direkte Fortsetzung jener ersten erweisen läßt, sie alle vielmehr in mancher Beziehung scheinbar fast entgegengesetzten Tendenzen folgen.
Galerie[]
Quellen[]
- Die Trierer Ada-Handschrift (Google Books). Bearbeitet und herausgegeben von K. Menzel, P. Corssen, H. Janitschek, A. Schnütgen, F. Hettner, K. Lamprecht. Mit achtunddreissig Tafeln. 1889.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. III, Art. Malerei, C. Karolingische Malerei; S. 180 ff.
Einzelnachweise[]
- ↑ Monumenta Palaeographica Vindobonensia (Google Books). Denkmäler der Schreibkunst aus der Handschriftensammlung des Habsburgisch-Lothringischen Erzhauses. Österreichische Nationalbibliothek. Hrsg. Josef Ritter von Karabacek, Rudolf Beer. K. W. Hiersemann, 1910
- ↑ Die Regensburger Buchmalerei des X. und XI. Jahrhunderts (Internet Archive): Studien zur Geschichte der deutschen Malerei des frühen Mittelalters. Georg Swarzenski. Leipzig, Karl W. Hiersemann, 1901.
- ↑ Der Psalter Erzbischof Egberts von Trier (Google Books). Sauerland und Haseloff. Selbstverlag der Gesellschaft fur nützliche Forschungen, 1901. S. 130