Mittelalter Wiki
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Die All Saints' Church in Brixworth, Northamptonshire, ist eines der wichtigsten Zeugnisse für angelsächsische Kirchenbauten des 7. Jh. nach römischen Stil. Als herausragendes Beispiel für frühe angelsächsische Baukunst in Zentralengland wurde es als das "vielleicht imposanteste architektonische Denkmal aus dem 7. Jh. nördlich der Alpen, das noch überdauert hat" bezeichnet. [1] Es ist zudem die größte englische Kirche, die wesentliche Merkmale der angelsächsischen Zeit zeigt.

Beschreibung[]

Wenn man fragt, inwiefern erhaltene Baudenkmäler der älteren Periode der Angelsächsischen Kirchenbaukunst den Eindruck der Erhabenheit und Kompliziertheit bestätigen, der sich aus diesen literarischen Mitteilungen ergibt, so kann auf die All Saints' Church Brixworth in Brixworth in Northamptonshire verwiesen werden, wo noch jetzt eine große Basilikenkirche aus dem 7. Jh., wenn auch in verstümmelter Form, in Benutzung ist. Die Mönche von Medeshamstede (Peterborough) gründeten hier um 680 eine Zweigniederlassung [2], und aller Wahrscheinlichkeit nach stand hiermit die Errichtung der Kirche in Zusammenhang. Wenn man bedenkt, dass der Ort nur ein Dorf und die Niederlassung von geringer Bedeutung war, so ist die Größe und Ausstattung der Kirche bezeichnend für das damalige architektonische Empfinden.

Erste Bauperiode[]

Die Länge des Inneren der Kirche beträgt beinahe 35 m, die Breite des Mittelschiffes 9 m. Das Gebäude weist angelsächsische Architektur zweier Perioden auf: aus dem 7. Jhd. und aus der zweiten Hälfte des 10. Jh. Zu der ersten gehören:

  • 1. das Untergeschoß des jetzigen Turms (mit Ausschluß des späteren halbrunden Treppentürmchens), das einen westlichen Anbau oder eine Vorhalle bildete und, wie der Grundriß zeigt, mit anderen seitlichen Nebengebäuden, deren Zweck man nicht kennt, verbunden war;
  • 2. das Mittelschiff mit den ursprünglichen Seitenschiffen, die ohne Zweifel zu der Zeit der Wikingerunruhen verschwanden; die in der Ansicht dargestellten Bögen auf dem Grundflur, in die Fenster eingefügt worden sind, sind die ursprünglichen Bögen der Arkaden des Mittelschiffes, die den Zugang zu diesen Seitenschiffen erschlossen, deren Linien, wie der Plan zeigt, durch Ausgrabung aufgedeckt worden sind;
  • 3. der Priesterraum, der zwischen dem Mittelschiff und der Apsis liegt und von ersterem durch eine von Lichtöffnungen durchbrochene Vormauer abgeschnitten war;
  • 4. die äußerlich polygonale, an den Ecken von Strebepfeilern gestützte Apsis mit der Passage ringsum, die augenscheinlich dazu bestimmt war, die Apsis mit einer Krypta oder einer Confessio zu verbinden. In einer späteren Periode wurden die Mauern der westlichen Vorhalle in Form eines Turms hinaufgeführt, und es wurde ein Treppentürmchen angefügt, das den Zugang zu einem Zimmer im ersten Stock des Turms vermittelte, wo sich eine mit Bogengängen versehene Öffnung befindet, die ins Innere der Kirche führt. Dieses Zimmer war wahrscheinlich für die Aufnahme des Gutsbesitzers des Ortes bestimmt, der in der späteren sächsischen Periode eine beträchtliche Gewalt über die Kirche und ihre Geistlichkeit ausgeübt haben mag.

Neuerungen[]

Während die Kirche zu Brixworth im Basilikentypus erbaut wurde, bietet sie zugleich interessante Merkmale von belangreicher Neuheit zu dieser Zeit; z.B. die westliche Vorhalle. Diese ist mit dem Narthex oder der vierten Seite des Atrium der frühchristlichen Bauwerke in Italien und anderswo zu vergleichen; aber sie ist dadurch besonders interessant, dass sie direkt auf den einzigen westlichen Turm führt (s. Angelsächsischer Kirchturm).

Ein zweites Merkmal ist der Priesterraum zwischen dem Mittelschiff und der Apsis, der von ersterem abgeschnitten war. Es gab niemals Seitenschiffe dorthin, sondern eine Sakristei oder ein ähnliches Zimmer bildete den Zugang dazu an seiner nordwestlichen Ecke. Man erkennt hier augenscheinlich ein Bemühen, den für die Geistlichkeit, im Unterschied von der Gemeinde vorbehaltenen Raum weiter auszugestalten, und es erinnert an die Ansätze zu Transepten, die in so vielen der Basiliken in Rom vorkommen.

Eine kontinentale Parallele findet sich in der interessanten karolingischen Einhardsbasilika Michelstadt (Steinbach) im Odenwald, erbaut von Eginhard um 825. Das Innere dieses Bauwerks bewahrte deutliche Spuren einer Kreuzmauer, etwa 12 Fuß hoch, die, mit Lichtöffnungen in der Mitte, eine Schranke bildete, die einen Raum von etwa 16 Fuß von dem östlichen Ende des Mittelschiffes abtrennte. Im sächsischen England war eine Einrichtung dieser Art ein typischer Zug in vielen frühen Kirchen.

Dritte Angelsächsische Periode[]

Der Kirchturm und das vorspringende Treppentürmchen zu Brixworth gehören wahrscheinlich der Epoche der sog. Angelsächsischen Renaissance an (10./11. Jh.), wo, abgesehen von den Seitenschiffen, die Kirche nach ihrer Beschädigung durch die Wikingerüberfälle (9./10. Jh.) wiederhergestellt wurde. Das Hauptmerkmal dieses Bauwerks ist das Zimmer im Untergeschoß des Turms, das durch eine mittels Geländersäulchen dreigeteilte Öffnung seinen Ausgang zur Kirche hin hatte. Dieses Zimmer wurde augenscheinlich bewohnt oder jedenfalls von Zeit zu Zeit als Aufenthaltsorte genutzt.

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Sir Alfred Clapham, English Romanesque Architecture before the Conquest, Oxford, 1930
  2. Hugo Candidus in Sparkes Historiae Anglicae Script. Var. II, 8