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Ein Alp, Alb (Plur. Elbe) oder auch Nachtalb ist im deutschen Volksglauben die verbreitetste Bezeichnung für den Druckgeist, der Menschen und Tiere im Schlafe quält. Im Mittelhochdeutschen hatte Alp noch die umfassendere Bedeutung 'boshafter, neckender Geist'; seit Luther verengte sich der Begriff immer mehr und verdrängte das zuvor allgemein gebräuchliche „Mahre“ bzw. „Mar“. Eine späte Bezeichnung ist auch ‚Nachtalb‘.
Beschreibung[]
Der Alp ist dasselbe mythische Wesen, das bei den Griechen als Ephialtes und bei den Römern als Incubus bekannt ist. Veranlassung zu ihm gab die unbehagliche Beklemmung, die durch Stockung des Blutes nach allzu reichlicher Mahlzeit und in dumpfer Luft bei Schlafenden erzeugt wird und Herzklopfen und Angstschweiß hervorbringt.
Auch bei Fieber wähnte man den Alpgeist verantwortlich, der rasch kam und den halb bewußtlos Daliegenden durchschüttelte (Schüttelfrost). Er erfaßte den Kranken, führte ihn in seinen Fieberphantasien von dannen und konnte ebenso schnell verschwinden wie er gekommen war.
Namen[]
Andre, örtlich begrenzte Namen für diesen Druckgeist sind:
- Drude / Trude (besonders in Bayern)
- Stempe (Tirol)
- Schrättele, Rätzel (Schwaben)
- Toggeli (Elsass)
- Walriderske (Oldenburg)
Der engere Begriff des Wortes ging von Mitteldeutschland aus.
Alpdrücken[]
Nach volkstümlicher Auffassung drückt, tritt oder reitet der Alp den Menschen; daher Alpdrücken. Er setzt sich ihm auf die Brust oder den Hals und drückt ihm die Kehle zu; zuweilen saugt er an seiner Brust oder steckt die Zunge in den Mund des Schlafenden, so dass dieser nicht schreien kann. Aber auch Tiere, besonders Pferde quält er, so dass deren Haare am Morgen ganz zerzaust sind und sie am ganzen Körper schwitzen. Kühen saugt er die Milch aus. Selbst Bäume drückt der Alp; die pflegen dann zu zittern und schließlich einzugehen.
Mannigfach sind die Gestalten, in denen sich die Volksphantasie diesen Druckgeist denkt. Eine ganze Alpfauna läßt sich aufstellen: bald erscheint er als Bär, Geißbock, Katze, bald als Aal oder Schlange oder als Kröte, wonach er auch Lork (Westfalen) heißt, oder Maus, besonders häufig aber als Nachtschmetterling oder Nachtschwalbe. Hierin gibt sich die Alpmythe als Gebilde des Seelenglaubens zu erkennen.
Nach einer in Thüringen und a. O. verbreiteten Sage verläßt die Seele in Gestalt einer Maus den Körper des schlafenden Mädchens und drückt während ihrer Abwesenheit den Geliebten. Der Glaube, dass der Alp die wandernde Seele lebender oder toter Menschen, besonders der Geliebten oder einer Hexe sei, ist über ganz Deutschland verbreitet. Daher findet man oft ein schönes Mädchen oder eine alte Frau im Gemach, wenn man dem Alp den Ausweg, das Schlüsselloch oder eine Wandspalte, versperrt hat.
Schutzvorkehrungen[]
Um den Alp fernzuhalten, bedient man sich verschiedener Mittel. Da er nur durch Risse oder Schlüssellöcher ins Gemach kommt, verstopft man diese, wenn er da ist, um ihn so zu fangen. Vermutet man eine bestimmte Person in dem Alp, so ruft man sie dreimal mit ihrem Namen. Früher bediente man sich vielfach der Besprechungsformeln gegen den Alp. Am Bett oder der Türschwelle des Gemachs pflegt man den Drudenfuß oder das Kreuz anzubringen; unter das Kopfkissen legt man spitze Gegenstände (Messer, Schere) oder auf die Brust die nach oben gekehrte Sichel. Auch Pflanzen (Allermannsharnisch, Dürrwurz und a.) halten den Alp fern.
Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 1. Von Johannes Hoops. 1918—1919. S. 66.
- Das Rätsel der Sphinx - Grundzüge einer Mythengeschichte. Von Ludwig Laistner. 1889.
- Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart. Von Adolf Wuttke. Berlin, Wiegandt & Grieben, 1900.
- Mythologie der Germanen. Von Elard Hugo Meyer. Strassburg, K.J. Trübner, 1903.