Mittelalter Wiki
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Die Altenburg bei Niedenstein im Schwalm-Eder-Kreis in Nordhessen war eine vorgeschichtliche Burganlage, die noch im 1. Jh. v. Chr. als germanische Volksburg genutzt wurde. Sie liegt nördlich von Fritzlar und südwestlich von Kassel im Flussgebiet der Eder an deren Nebenfluss, der Ems, im Herzen des Hessengaues.

Beschreibung[]

Von den Burgen im Gebiet Hessen-Kassel wurde die Altenburg bei Niedenstein bereits im 19. Jh. am umfassendsten untersucht und leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Burgenforschung in diesem Gebiet. Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei ihr um die zu Mattium, dem Hauptort der Chatten, gehörigen Burg.

Verteidigungsanlagen[]

Diese Volksburg erhebt sich auf einem ziemlich ebenen Plateau und ist von einem nur noch schlecht erhaltenem Ringwall umgeben. Am Tor finden sich mehrere Vorlinien sowie ein Wall mit Holzlagen. Das Plateau des Berges wird auf jenen Seiten, die nicht durch steilen Hänge vor Erstürmung geschützt sind, von einer Steinmauer verteidigt, die sich am Rande entlangzieht.

Den Fuß des Berges umzieht eine Mauer aus Erde und Holz zum Teil mit davorliegendem Graben, die nur im Nordwesten aussetzt, wo die sumpfigen Emswiesen genügenden Schutz boten. Durch diese Mauer wird auch die nordöstlich der Altenburg gelegene, mit ihr durch einen breiten Sattel zusammenhängende Kuppe des Falkensteins in die Befestigungen der Altenburg hineingezogen. Der einzige Zugang zur Burg liegt auf der Nordostseite nach diesem Sattel zu. Das Tor in der Steinmauer ist durch ein System von Zwingermauern aus Erde und Holz noch besonders verteidigt.

Wohnanlagen[]

Untersuchungen haben ergeben, dass sich auf dem Plateau im Süden viele Wohnspuren zahlreicher Hütten finden. Pfostenlöcher verschiedener Perioden stehen durch einander. Die Häuser bilden im Grundriss zumeist einfache unregelmäßige Rechtecke von 4 : 6 oder 5 : 7 m. Darin befindet sich ein in die Ecke gerückter Herd aus Steinen und Erde. Zwischen den Häusergruppen führten Wege hindurch, Zugangswege vom Tor her zu den Wohnplätzen.

Zisternen[]

An mehreren Stellen der Burg findet sich eine Anzahl großer, flacher Gruben mit rechteckigem Grundriss von etwa Mannshöhe, deren Wände mit Holz verkleidet waren und die als Wasserbecken gedeutet werden. Diese dienten wohl als Zisternen.

Eines der Becken aber war wohl eine Tonschlemme, eine Anlage für Aufbereitung von Ton: Dieses Becken war durch zwei mächtige übereinander greifende Bohlen in zwei Kammern geteilt, über deren eine ein Laufbrett führte, die eine Hälfte für Wasser, die andere für Ton. In diesem Wasserbecken wurden guterhaltene Holzteile gefunden: eine Schaufel mit Rührstiel von der Tonbereitung, eine gedrehte Schale, eine Türklappe (Luke) mit Holzangeln. Damit könnte auch eine unmittelbar anstoßende Grube von 60 : 20 m Abmessung zusammenhängen, in die wiederholt Ton eingefahren wurde, da der Bau der Fachwerkhütten große Tonmengen erforderte.

Ebensolche flachen mit Holz verkleideten Zisternen wurden auch in den frührömischen Lagern aus der Zeit des Augustus beim Haltern am See und in Oberaden gefunden. Daher vermutet Edward Schröder, dass wie die Nutzung der Zisternen an sich, so auch der Name dafür von den Römern übernommen sei (vgl. lat. puteus - pütt - 'Pfütze'). [1]

Funde und Datierung[]

Die Datierung der Anlage ergibt sich aus den Funden, die mit Ausnahme einiger weniger neolithischer Reste alle der späten Latènezeit angehören. Regenbogenschüsselchen und zahlreiches Eisengerät wurden schon im 16. Jh. gefunden. Bei Ausgrabungen Ende des 19. Jhds. kamen ein eisernes Kesselgehänge, eiserne Messer und Lanzenspitzen, ferner Gürtelhaken, durchbrochene Zierscheiben, Pferdeschmuck und eine Mittel-Latènefibel zutage. Unter den Gefäßen und Scherben finden sich schon gallische, auf dem Rad gearbeitete Importstücke. Besonders interessant waren die reichen Holzfunde aus dem oben erwähnten Doppelbecken: eine Haustür, Pferdeköpfe vom Dachgiebel, eine Mörserkeule (pilum), Schaufeln, Messer, die Hälfte einer Schüssel, Reste eines Kästchens usw.

Verwandte Anlagen[]

Die Zwingerbildung vor dem Tor, die bei den älteren keltischen Burgen nicht nachgewiesen werden konnte, weist diesen Teil der Anlage der Altenburgbefestigung in germanische Zeit. Die nächste Analogie bieten die gleichfalls dem Ende der Latenezeit angehörigen Befestigungen der Milseburg in der Rhön. Die vielen verbrannten Hütten und Brandspuren in der Mauer am Tor machen es wahrscheinlich, dass die Burg durch Feindeshand eingenommen und zerstört worden ist. Nach der Gleichartigkeit der Funde scheint die Zerstörung noch in der Latenezeit erfolgt zu sein.

Südöstlich von der Altenburg, etwa 5 km von ihr entfernt, liegt das Dörfchen Metze, das allgemein mit dem von Tacitus (Annal. I 56) erwähnten Mattium, dem caput gentis der Chatten, das Germanicus 15 n. Chr. zerstörte, identifiziert wird. Dass die Altenburg zu diesem caput gentis in irgendeinem Zusammenhang stand, ist wahrscheinlich, auch wenn sie nicht mit dem chattischen Hauptort identisch ist.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Hoops. RdgA. aaO. Bd. IV, S. 437 (Volksburgen, § 10.)