Der Ringwall Altkönig im Taunus ist eine vorgeschichtliche Befestigung auf der Spitze des Berges Altkönig. Er wird auf die Frühlatènezeit (etwa 400 v. Chr.) datiert.
Beschreibung[]
Der Ringwall Altkönig im Taunus besteht aus Grauwacke. Sein anstehendes Gestein schützt mit doppelter Mauerlinie die 800 m hohe Bergkuppe und reicht mit einem einfach umschlossenen Annex weit hinab bis zur ersten ständig fließenden, 630 m hoch gelegenen Quelle.
Auf zwei Stufen umspannt der doppelte Ring in unregelmäßig ovaler Grundform die 154000 qm große Hochfläche, wogegen der dreiseitige 108000 qm aufweisende Anbau die Südwestflanke des Berges bedeckt.
Allgemeines[]
Beim Altkönigwurde zuerst das Holzwerk im Wall nach Art der gallischen Mauern von Karl August von Cohausen festgestellt. Die Untersuchungen wurden besonders von Chr. L. Thomas (Frankfurt) fortgesetzt und auf eine größere Zahl Burgen im Spessart, Odenwald, Rhön ausgedehnt.
Die Befestigung bestand immer aus einer gleichmäßigen Steinmauer, die Hausstellen an den Abhängen waren in der Regel kleine, halbrunde Terrassen, von Thomas „Podien“ genannt: eine ebene Fläche, hergestellt dadurch, dass man für den hinteren Teil der Hütte in den Berg einschnitt und das Material zur Aufhöhung für den vorderen benutzte. Zuweilen waren auch Pfostenlöcher von kleinen, viereckigen Hütten nachweisbar. [1]
Aufbau[]
Die Zerstörung der Anlage ist sehr groß. Sie begann sehr intensiv allerdings erst gegen Ende der ersten Hälfte des 19. Jhs., infolge der vielseitigen Verwendbarkeit des Gesteines. Selbst die Spuren großer Strecken von ehemals 4-5 m starken Mauern müssen inzwischen mühesam am Waldboden gesucht werden. Die Mauern waren nicht fundamentiert. Nur noch wenige Wallpartien enthalten wahrnehmbare Reste des ehemaligen Gefüges der Trockenmauern, aus deren Zerfall sie hervorgegangen sind. Doch auch manche Feststellung reicht bis zum Beginn jener Zerstörungszeit.
Die Berghänge sind steil und größtenteils felsig; der Oberteil des Nordosthanges, nicht weit vom Außenwall, hat jedoch einen großen, für Roggenbau geeigneten Komplex aufzuweisen. Reste der wohnlichen Bodenausnutzung sind sowohl im Bereiche der Wälle, wie auch bis hinab zum Bergfuß anzutreffen: Terrassierte Podien zeigt der Bergmantel besonders auf der Süd- und Südwestseite; leichte Trichtergruben am Boden des südwestlichen inneren Hofteiles verweisen auf eine mit Rücksicht auf das 800 m hohe Plateau verständnisvolle ehemalige Ausnutzung der Erdwärme; an den Mauerinnenfronten sind es Kohlennester und Mengen von Topfbruchstücken usw. die da den ehemaligen Bestand von Hütten bezeugen.

Der Ausbau der Wehrmauern war nach einem System durchgeführt, dessen Besonderheiten in der Vereinigung von Stein und Holz sich trotz Vernichtung allen Holzes an den geringen Mauerresten haben feststellen lassen [2].
Es unterscheidet sich von dem der gallischen Mauern durch den absoluten Mangel an eisernen Bestandteilen, aber auch durch die geringe Menge des Holzeinbaues. Das 1894 erkannte Prinzip in der Gestaltung aller der Festigung dienenden Holzverbindungsteile hat sich auch an den Holzpfosten und -wänden der germanischen Wasserbehälter auf dem Dünsberg [3] und der Altenburg bei Niedenstein (Mattium) erwiesen.
Die Stärke und Höhe der Ringmauern waren nicht gleichmäßig durchgeführt, sondern entsprachen streckenweise den in der Zugänglichkeit des jeweiligen Vorterrains gegebenen Anforderungen. So hatte der hohe Innenring an seiner Torseite eine Mauerstärke bis zu 6,70 m aufzuweisen.
Das Tor selbst war nur Unterbrechung, Lücke, von mäßiger Breite, wogegen die zwei weiteren in der bis zu 4,2 m starken äußeren Ringmauer (Verbindung mit den freien Bergflächen resp. zwischen Zwingerraum und Annex), ebenso das vierte unten bei der Quelle in der etwas schwächeren Annexmauer durch die Form der langen Torgasse zwischen den parallel zueinander weitergeführten Mauerenden ausgezeichnet sind. Eine besondere Rundschanze ist in den exponierten äußersten Winkel der Annexmauer bei der Quelle eingebaut; vor keinem Mauerteil findet sich ein Wehrgraben.
Erste Besiedelung[]
Nach den ermittelten Gebrauchsgegenständen und der Keramik ist die erste Besiedelung der Bergeshöhe der späten Bronzeoder frühen Hallstattzeit zuzuweisen, und in Anbetracht der Gründe zur Besiedelung der unwirtlichen Höhe kann es nicht gewagt erscheinen, für deren Schutz auch die wehrhafte Umhegung mittels Trockenmauern aus dem im ausgedehnten Trümmerfeld über die Kuppenhänge gebreiteten Felsmaterial anzunehmen.

Denn sehr bedrohliche Anlässe können allein zur Aufsuchung des Schutzes an solchem Platze geführt haben. Für diese Zeit kann nach allem nur der konzentrische Mauerteil auf der Kuppe in Betracht kommen, für dessen ehemaligen Aufbau jedoch mit Rücksicht auf die mäßige Stabilität einer Trockenmauer, den Wechsel der Bevölkerung und deren Anschauung über den Wert einer Konstruktionsweise kein Anhalt vorliegt, wenn auch seine dem Berggipfel durchaus angepaßte Grundform durch alle Wandlungen der folgenden Perioden die gleiche blieb.
Der gegen-wärtig vorliegende Ausbau des Ringwalles entstammt sowohl in Hinsicht auf seine räumliche Ausdehnung, als auf die Konstruktion der Mauern der Spätlaténezeit. In der Periode der germanischen Besiedelung des Taunusgebietes diente er in Gemeinschaft [4] mit dem benachbarten nur 1750 m entfernten Ringwall als gewaltiger Stützpunkt in den Kämpfen mit den siegreich vordringenden Römern bis zu deren Besitzergreifung [5].
Bedeutung[]
Zum Verständnis der Bedeutung des Altkönig-Ringwalles in der Spätlaténezeit ist es notwendig, ihn im Zusammenhange mit dem in der gleichen Periode aus älteren Anfängen hervorgegangenen 1750 m entfernten "Ringwall über der Heidetränk-Talenge" als obersten, in sich abgeschlossenen Teil des von beiden gebildeten Wehrsystems ins Auge zu fassen. Der letztere bedeckt mit dem südlichen Abschnitt seiner mauerbewehrten 1302500 qm großen Fläche, der sich ein mit Wallmauer und Gebücken geschützter etwa 2.000.000 qm großer Vorraum im Tal zur Niddaebene hin anschloss.
Er bedeckt den nordöstlichen Bergfuß bis zur Höhe von 540 m, erstreckt sich über den westöstlich ziehenden schroffen Taleinschnitt bis auf die Kuppe des nördlich gegenüber befindlichen 480 m hohen Berges und schließt auf seine ganze Breite, sowie die Länge des Vorraumes den Lauf des dort starken Bergwassers ein. Durch diese Situation war zwischen den beiden großen Ringwällen ein gesichertes Lagerfeld geschaffen, auch hatten beide neben dem gegenseitigen Schutz in ihren den Talöffnungen abgewendeten Rückseiten eine starke natürliche Deckung in den höchsten Erhebungen des Gebirges und seiner oberen Talverschlingungen.
So bildete der Altkönig-Ringwall in seiner beherrschenden Lage und Größe, mit den starken Mauern noch weit nach Südwesten hin über den Berg hang ausgreifend, und mit dem umfassenden Fernblick über die den feindlichen Anmärschen offene Nidda- und Mainebene die Arx der Gesamtanlage. Dieses bis in die zweite Hälfte des 1. christlichen Jhs. bestehende gewaltige germanische Heerlager umfaßte, abgesehen von den nicht scharf zu umgrenzenden, aber durch die Ringwälle mehrseitig ge- deckten freien Bergflächen, ein 356 Hektar großes Gebiet und trotzte mit seiner Besatzung lange Jahre hindurch der furchtbaren Kriegsmacht des römischen Kaiserreiches.
Quellen[]
- Cohausen, Karl August von. Nassauische Annalen - Jahrbuch des Vereins für nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung (NassA, XV). Die Wallburgen, Landwehren, Schanzen im Regierungsbezirk Wiesbaden. 1907/8. Ausgabe 17, S. 2, 109 u. 18, 208.
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 73 ff.; Bd. IV, S. 436 (Volksburg, § 9.)
Einzelnachweise[]
- ↑ Hoops. RdgA. aaO. Bd. IV, S. 436 f. (Volksburgen)
- ↑ Archiv für Anthropologie, Ausgabe 22 (Internet Archive). Deutsche Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Friedrich Vieweg und Sohn, 1894/1900: Thomas: Untersuchung zweier Taunus-Ringwälle
- ↑ Grabung durchgeführt von Prof. Ritterling
- ↑ Festschrift des 39. Vers. der deutschen Anthropologischen Gesellschaft in Frankfurt a. Main. 1908. S. 21
- ↑ Mainz u. d. Limes. Ernst Fabricius in Mainzer Zeitschrift, Band 2. 1907