Mittelalter Wiki
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Amletus (auch Amlethus) ist die Zentralgestalt einer von dem dänischen Historiker Saxo Grammaticus überlieferten altdänischen Sage, die zum Ursprung des weltberühmten Theaterstücks "Hamlet" von William Shakespeare wurde.

Herkunft[]

Die durch Shakespeare zu Weltruhm gelangte Sagengestalt Amletus taucht im Mittelalter in einer erzählenden Quelle auf: bei Saxo Grammaticus (S. 138-61). Ob ein seit dem 17. Jh. nachweisbares isländisches Amleth-Märchen (woraus wiederum die "Ambales Saga" schöpfte) als primäre Quelle gelten darf, ist umstritten; eine Sagenform, die älter als jene bei Saxo Grammaticus ist, bietet das Märchen nicht.

Saxo Grammaticus[]

Saxos langer Amletus-Roman ist aus sehr ungleichartigen Teilen komponiert. Als Dokument des germanischen Altertums kann nur die Vaterrache in Frage kommen: eine in sich geschlossene, einheitliche Fabel, neben der Ingeldsaga und der Sage um die Halfdansöhne (s. Sjköldunga saga) die dritte der großen dänischen Vaterrachen.

Das kennzeichnende Motiv ist: unter der Maske des Stumpfsinns weiß der Held allen Prüfungen und Nachstellungen klug zu begegnen und die Gelegenheit zur Rache abzuwarten. Der eigenartige Amletuszug, dass die scheinbar unsinnigen Antworten ernsten Sinn bergen, ist eine für den Gang der Handlung entbehrliche, würzende Zugabe. Auf eine dieser Antworten zielt eine Skaldenstelle: ein Snaebiörn, den man um das Jahr 1000 setzt, umschreibt 'Meer' mit "Amlodhis Mühle" (Snorra Edda).

Es ist die einzige Anspielung auf Amletus in der ganzen altisländischen Literatur. In welchem Umfang damals die Amletusrache vorhanden war, ist ungewiss. Die Entlehnung einiger Motive durch die Sage von den Halfdanssöhnen braucht über das 12. Jh. nicht zurückzugehn.

Beschreibung[]

Der Gedankenkreis der Sage fügt sich zu dem nordischen Altertum, ein oder zwei Szenen heben sich zu wirklich heroischer Spannung; aber als ein stabreimendes Lied ist der Stoff nicht vorstellbar wegen der pointierten Fragen und Antworten und der vielen genrehaften Auftritte, worin Amletus' Torheit das Gelächter erregt. Die Sage muß sich in Prosa geformt haben. Saxo Grammaticus hat sie aus jütischer Überlieferung; ob dies die anfängliche Heimat ist, steht dahin.

Brutus[]

Die vielen mittelalterlichen Dichtungen, die man mit Amletus verglichen hat, haben keine überzeugende Verwandtschaft. Um so näher steht die römische Brutus-Geschichte, in der Gesamtanlage wie in den zwei (zusammenhängenden) Details: Reise mit einem Begleiterpaare, goldgefüllter Stab.

Saxo bemerkte die Ähnlichkeit der beiden Erzählungen, denn er übertrug die Wendung "obtusi cordis" von Brutus (bei Valerius Maximus) auf Amletus. Man erwog, erst Saxo habe die speziellen Brutuszüge in die zufällig ähnliche Amletussage hereingebracht. Doch fragte man sich, ob ihm eine so schöpferische Umbildung des Reise- und besonders des Stabmotivs zuzutrauen ist: die mit dem Wergeld gefüllten Stäbe als Äquivalent der Getöteten sind eine geniale Umsetzung ins Germanische. Verneint man die Frage, so muß Amletus eine dänische Sproßform des Brutus sein.

Buchmäßige Vermittlung ist dann kaum zu entbehren, aber seine bedeutende Umformung und Bereicherung wird der Stoff in mündlicher volkstümlicher Pflege erfahren haben. Ob Amletus den Namen Brutus übersetzt, ist unsicher, weil die neuskandinavischen Appellativa amblodhe und amlo mit ihrer Bedeutung 'Trottel' möglicherweise erst aus dem Sagennamen bezogen sind. Die Jugendgeschichte des Kei Chosro bei dem persischen Dichter Firdausi (940 bis 1020) liegt i. a. von Amletus viel weiter ab, teilt aber mit ihm das bei Brutus fehlende Frage- und Antwortspiel. Zufall wäre hier eher denkbar; aber auch ein tatsächlicher Zusammenhang könnte die viel näheren Beziehungen zwischen Amletus und Brutus nicht in Frage stellen.

Quellen[]

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