Mittelalter Wiki
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Der Angang oder Anegang (mhd. aneganc, auch widergane, widerlouf) spielte im Altertum und Mittelalter bei der Weissagung eine wichtige Rolle. Er basiert auf der Deutung einer zufälligen Begegnung mit einem Tier, Mensch oder Sache zu Beginn eines Tages oder eines Ereignisses.

Beschreibung[]

Bei dieser Art von Weissagung kommt es darauf an, welches Tier einem zu Beginn einer Unternehmung begegnet. Diese Begegnung verkündet Heil oder Unheil und mahnt zur Fortsetzung oder zum Aufgeben des Begonnenen. Der Wirkung des bösen Anganges konnte man dann entgehen, wenn man drei Schritte zurücktrat und dann wieder seinen Weg fortsetzte.

Die Angangmenschen und -tiere, die mal Glück (Wolf), mal Unglück (Hase) brachten, waren nach Zeit und Ort verschieden. Ereignisse beim Beginn eines Unternehmens (anord. fyrirburðir) kündeten vor allem nach nordischen Quellen den Ausgang: das Heulen des Wolfes, das Krächzen des Raben, usw. einen guten, Straucheln, die gespensterhaften gandreið, das Erklingen der Waffen, etc. einen bösen Ausgang.

Tier-Omen[]

Wenn zu Beginn eines Unternehmens ein Wolf, Eidechse, Hirsch, Eber oder Bär begegneten, so bedeutete dies Glück. Stieß man auf der Reise zuerst auf Haustiere, so würde das Vorhaben sicherlich gelingen. Einige Tiere, wie Pferd, Schwalbe, Storch und Biene, galten geradezu als heilig und durften nicht verletzt oder gar getötet werden.

Dagegen sagten Hase und Katze einen unglücklichen Ausgang an. Noch heute gilt vielen die Begegnung einer schwarzen Katze für unheilvoll - obwohl ein anderer Volksglaube besagt, dass ein schwarzer Hund, eine schwarze Katze oder ein schwarzer Hahn im Hause oder auf dem Hofe Glück bringen sollen. Verschieden gedeutet wurden auch der Angang eines Fuchses, Hausschweines oder Schafes.

  • Fische: Träumt man von Fischen, bedeutet es Unglück oder Sterben.
  • Hase: Der feige furchtsame Hase wurde als entmutigendes Zeichen betrachtet. Kam ein Hase des Weges, deutet es auf Unglück oder Verdruss. Alternativ: Läuft der Hase über den Weg von der linken zur rechten Seite, so hat der Reisende kein Glück auf der Reise; dagegen von der rechten zur linken Seite, dann hat er Glück. Lief ein Hase gar in's Dorf, so deutete es auf Brand, und zwar so weit, wie er hineinlief.
  • Hausschwein: Begegnet man in der Frühe beim Herausgehen aus dem Hause einem Schwein, so hat man selben Tag kein Glück, und will man einen Besuch machen, wird man ein unwillkommener Gast sein.
  • Heimchen: Wenn ein Heimchen zirpt, so stirbt bald einer.
  • Hund: Sah man einen sich wälzenden Hund, bekam man etwas. Doch Hunde können auch Künftiges vorhersehen und geben durch ein entsetzliches Geheul kund, dass bald ein Todesfall vorkommen wird. Wer einem solchen 'schichtenden' (in die Zukunft blickendem) Hund über die linke Schulter sieht, der nimmt dasselbe wahr und behält die Gabe von der Zeit an.
  • Katze: Wenn die Katze sich putzt, gibts Besuch oder Neuigkeiten. Wäscht sie das Gesicht, so kommt eine Frauensperson.
  • Maulwurf: Bricht ein Maulwurf im Hause durch das Fundament hervor, so folgt ein Todesfall.
  • Pferd: Wenn Pferde vor einem Hause scheuen, so stirbt bald darauf jemand in demselben.
  • Schaf: Wer bei frühem Ausgang Schafen begegnet, wird ein willkommener Gast sein. Ebenso heisst es: als willkommener Gast wird der Wanderer empfangen werden, wenn ihm die Schafe rechter Hand, als unwillkommener, wenn sie ihm linker Hand aufstossen.
  • Wolf: Eine Begegnung mit einem heulenden und fortgehenden Wolf flösste Mut und Hoffnung ein.

Vögel-Omen[]

Omen - The Raven, Hartwig HKD 2011-03-06

Der Rabe als Omen

Noch feiner ausgebildet war der Angang der Vögel. Besonders waren unter den Wegvögeln (so heissen diejenigen, deren Begegnung vorbedeutungsvoll ist) die krimmenden Raubvögel von Bedeutung, die über andere Vögel Sieg errangen, folglich auch den Helden Siegeserfolg weissagen konnten, daher spielen auch in Träumen Raubvögel die erste Rolle. Fliegen zur rechten Hand galt für glücklich, zur linken unglücklich. Besonders häufig wird die Krähe genannt, dann Specht, Elster und Schwalbe.

Eine besondere Art des Vogelangangs ist der Überflug einiger Vögel: gefeierten Helden gaben Adler Schatten vor der Sonne durch Überbreiten ihrer Flügel. Doch oft ist es nicht der Flug und Angang der Wegvögel, was dem Menschen Heil oder Unheil bringt, sondern ihr Aufenthalt an der Wohnstätte der Menschen. Schwalbe und Storch sind Glücksvögel. Auch Krähen bedeuteten Unglück. Raben brachten mal das eine, mal das andere.

  • Elster: Wenn eine Elster den Handwerkern und Bettlern früh schreiend über den Weg flog, würden sie bald einen Bettelvogt ersehen. Flogt sie schreiend in einen Hof oder zu einem Haus, kam der Scherge bald nach, und wenn nicht am ersten Tage, so am nächsten gewiss. Überhaupt wer sie schreien hört, dem kommt bald der Amtsknecht in's Haus. Sie heißt daher auch 'Schergen-Elster'. Die Elster ist überhaupt ein Unglücksvogel: wem sie über den Weg fliegt, dem widerfährt Unglück – und wenn schon Morgens, so recht bald.
  • Eule: Ein Leichenvogel oder Trauervogel, die deshalb auch Klagemuhme, Klagemutter, Klageweib heisst. Sie geben durch ihr Geheul den nahen Tod eines Menschen kund. Der Ruf lautet "Kumm mit, kumm mit, mi grugt!"

Menschen-Omen[]

So weit der Angang Menschen betrifft, so galt als unheilbringend der Angang eines alten Weibes (vorallem für Jäger), einer Frau mit fliegenden Haaren oder aufgelöster Kopfbinde, eines geweihten Priesters, eines Blinden, Hinkenden und eines Bettlers oder Leichenzuges. Auch die Begegnung mit einem Wassertragenden brachte Unglück.

Für gut galt dagegen der Angang eines Höckerichten und Aussätzigen, und die Begegnung eines Gehenden günstiger als die eines Reitenden. Glücklichen Angang machten auch Kinder, junge Mädchen, Knaben, alte Männer und besonders Huren. Sonstige Männer brachten wenigstens kein Unglück.

  • Altes Weib: Trifft man zuerst auf ein altes Weib, so verfehlt man seinen Zweck oder hat Unglück. Überhaupt sieht man nicht gerne, dass einem eine Alte auf dem Wege bekommt. Hat der Bauer das Unglück, auf ein altes Weib beim Ausgehen zu einem Geschäft zu stossen, kehrt er zuversichtlich um. Doch kann er den bösen Angang beseitigen, wenn er vor der Alten ausspuckt. Am Montag, am Wochenbeginn, darf sich auf dem dortigen Hammer zeigen kein altes Weib mit spitzer Nase, sonst würde sicher etwas brechen oder die ganze Woche hindurch die Arbeit schlecht gehen; die Hammerleute treiben daher einen solchen Gast unverweilt mit dem glühenden Eisen fort.
  • Böser Blick: Begegnet man einer Person mit bösen Augen und schaut in diese hinein, so soll man schnell an die rechte Hand sehen, damit man nicht auch böse Augen bekommt.
  • Junges Mädchen: Begegnet Einem, wenn man an einen neuen Wohnort kommt, zuerst ein junges Mädchen, so bedeutet das Glück und Segen.

Pflanzen[]

Auch Pflanzen wurden für den Angang herangezogen:

  • Bohne: Wenn eine Kriechbohnenpflanze mit weißen Blättern vertrocknet, so stirbt im Hause desjenigen, dem die Bohnen gehören, jemand. Schlägt die Bohne aber wieder aus, so bleibt er am Leben. Wächst aus einer geplanzten großen Bohne statt einer grünen eine weiße Staude hervor, so bedeutet das einen Sterbefall in der Familie des Gartenbesitzers. Man kann aber den Sterbefall verhüten, wenn man das Wachstum der Bohne stört.
  • Hollunder: Das Holz des Hollunders muss man nur draußen im Backofen, nicht im Hause verbrennen, denn wenn man es tut, dann wird das Haus vom Blitz getroffen.
  • Kohl: Wenn im Garten eine Kohlpflanze weiße Blätter bekommt, so gibts in der Familie eine Leiche.
  • Meerrettich: Ein weißes Meerrettichblatt im Garten bedeutet eine Leiche im Hause.
  • Rosen: Wenn ein weißer Rosenstock im Garten in einem Jahre zweimal blüht, so bedeutet dies für die Familie Trauer.

Sachen-Ohmen[]

  • Aufstehen: Wenn man Morgens mit dem linken Fuße zuerst aus dem Bette steigt, bedeutet es Unglück für diesen Tag; auch dass man an dem Tage übel gelaunt ist. Daher sagt man von einem Übelgelaunten "Er ist heut mit dem linken Fuß aus dem Bette aufgestanden."
  • Backofen: Kommen, wenn der Backofen zum Brotbacken geheizt worden ist, beim Herausholen der Glut noch nicht ganz verkohlte Brände mit heraus, dann sagen manche Landleute "Wir bekommen noch Gäste, die das Brot mit verzehren helfen." So viele Brände als herauskommen, so viele Gäste werden auch das Brot mit verzehren helfen. Sind die Brände dünn und lang, dann werden auch die kommenden Gäste groß und schlank sein. Sind die Brände dick, dann kommen auch korpulente Gäste. Sind die Brände klein, dann sind die zu erwartenden Gäste kleine Kinder.
  • Besen: Wenn ein Besen unten in der Wiege liegt, soll man dem Kinde kein Schelmenstück antun, es nicht behexen können. Ein unbenutzter Besen im Kuhstall schützt die Kuh vor bösen Leuten. Wer Besen verbrennt, verbrennt sein Glück. Wer einen selbst schon abgebrauchten Besen verbrennt, hat in langer Zeit kein Gedeihen. Alte Besen soll man nicht verbrennen, damit die Hexen keine Macht bekommen.
  • Brot: Ist ein Brot in der Mitte von oben nach unten geborsten, so meinen manche Leute, in dem Hause, wo dies der Fall ist, gibt es bald einen Toten. Schimmel am Brot bedeutet Segen im Haus.
  • Eisen: Fand man in der Früh beim Ausgehen Eisen, war man selben Tag glücklich.
  • Essen: Fällt einem Essenden die Gabel oder der Löffel aus der Hand, so ist jemand am Tische, der ihm das Essen nicht gönnt. Er soll dann aufhören, denn wenn er Missgunst mit isst, bekommt er leicht Leibschmerzen. Während des Essens darf man die Beine nicht kreuzen; man bekommt sonst Leibschmerzen. Wer nichts Heißes essen und trinken kann, der kann auch nicht schweigen. Wer ein Getränk mit dem Messer umrührt und dann trinkt, bekommt Leibschneiden.
  • Feuer: Von leblosen Gegenständen dieser Art werden in erster Linie Flammen für weissagend gehalten; wenn sie sich den Kriegern an Helm oder Speer setzten, galten sie als Vorzeichen des Sieges. Sonst galten besonders gefundene, gebettelte oder gestohlene Sachen als heilsam oder schädlich.
    • Spaltete ein brennender Spahn im Stall sich vorne in zwei Teile, kam ein unangenehmer Besuch, ein Gläubiger oder gar der Scherge.
    • Träumt man von einem Brand und sieht er schwarz aus, so wird jemand sterben.
  • Harke: Wenn eine Harke auf dem Rücken, so dass die Zinken in die Höhe stehn, und ein Kind im Brunnen liegt, muss man zuvor die Harke herumlegen, ehe man das Kind rettet. Eine Harke darf nicht auf dem Rücken liegen, d.h. die Zähne nach oben gerichtet.
  • Jagd: Wenn man auf die Jagd ging, warf der Treiber seinen Stock in die Höhe; fiel dieser flach zu Bogen, ging die Jagd leer ab; spießte er sich aber in die Erde, war man glücklich, und zwar auf das so vielte Mal, als der Stock geworfen werden musste.
    • Einem Jäger, welcher auf die Jagd geht, darf man kein Glück wünschen; man wünscht ihm damit Unglück. Der Wunsch ist "Nimm den Düwel in den Nacken!"
    • Der Jäger darf seine Flinte auch nicht neben einer Küchenschürze oder einem Besenstiel aufhängen oder hinstellen, dann trifft sie (in neun Tagen) nicht.
    • Auch darf ein ordentlicher Jäger den Hasen nicht in seinem Lager schießen, denn man soll Niemand sein Haus in Brand stecken.
    • Der Jäger darf kein Pulver und Blei verschenken, sonst trifft er an dem Tage nichts.
    • Der Jäger sagt bei der Suche: Wenn der Hund einem in die Tasche dreht (d.h. wenn er bei Verrichtung eines Bedürfnisses dem Jäger das Hinterteil zuwendet), so findet man Wild; wenn er aber abdreht, ist die Suche vergebens.
  • Kirche: Erlischt während der Abendmahlshandlung in der Kirche eins der Lichter auf dem Altar, so stirbt in dem Jahre eine der das Nachtmahl nehmenden Personen. Das Ausgehen der Altarlichter (oder eines Altarlichtes) am Neujahrstage (oder überhaupt) zeigt den Tod des Predigers oder Küsters an.
  • Salz: So viel Salzkörner man umkommen läßt, so viel Stunden muß man vor dem Himmel warten. Man darf kein Salz verschütten, sonst muß man für jedes Korn einen Tag in der Hölle sitzen. Das Salzfaß umstoßen bedeutet Streit.
  • Schere: Wenn eine Scheere mit der Spitze auffällt und im Boden stecken bleibt, kommt bald ein Besuch.
  • Uhr: Wenn die Uhr plötzlich des Nachts stillsteht, so zeigt dies an, dass bald jemand aus dem Hause sterben werde. Ebenso stirbt auch bald jemand, wenn man nachts im Bette ein Picken hört; man sagt: "De dôdenvågel pickt."

Entwicklung[]

Das früheste Zeugnis über den Angang auf deutschem Boden findet sich in einer Predigt des heiligen Eligius (589-659), der dagegen als heidnischen Aberglaube predigte. Im späteren Verlauf der Geschichte schrieb man die Ankündigung der Zukunft den Seelen der Verstorbenen und Göttern zu, ließ aber auch den alten Angangglauben (obviatio) fortbestehen, der sich durch das ganze Mittelalter bis in die Gegenwart erhielt.

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