Der Ango (ahd. ango = 'Haken, Stachel, Spitze') oder auch Angon ist ein eiserner Wurfspeer und gehört zu den Stangenwaffen. Er war vornehmlich bei den Franken im 5. und 6. Jh. für den Kampf und die Jagd gebräuchlich. [1]
Beschreibung[]
Der Ango (v. lat. uncus - 'Haken'?) ist ein kleiner, schmaler Wurfspieß, eine Art kleineres Pilum. Er besteht aus einem langen dünnen und sehr biegsamen Eisenschaft, der sich nach oben verjüngt und in einer kurzen starken, mit zwei (seltener drei oder vier) Widerhaken versehenen Spitze endet.
Diese Spitze besitzt ein etwa 10 cm langes, pfeilförmiges Blatt aus Eisen, Widerhaken und einen viereckigen Querschnitt. Das Spießblatt des Ango ist immer bärtig, d. h. es besitzt beiderseits Widerhaken.
Unten verläuft er in einer offenen, bisweilen in mehrere Streifen gespaltenen, extrem langen Tülle von ca. 1 Meter Länge, in der ein kurzer Holzschaft steckt, der durch Eisenringe festgehalten wird. Der Schaft verstärkt sich nach unten und endet in einer Reihe von Knöpfen. Die durchschnittliche Länge des Eisenteiles beträgt etwas über einen Meter bis zu 2 bis 3 Metern.
Der Ango diente dazu, dem Feinde den Schild, in welchen sich diese Waffe tief einbohrte, zu entreißen.
Sprachliches[]
In den althochdeutschen Glossen wird der Ango mit aculeus oder spiculum übersetzt; altengl. onga). Das germanische Wort *angan; anord. angi, ags. onga, ahd. ango bedeutet = 'Haken, Widerhaken'. Das ags. onga steht auch für = 'Pfeil' (mit Widerhaken). Es gehört zu nhd. angel und ist mit lat. uncus = 'gekrümmt, Haken' usw. urverwandt.
Von der Grundbedeutung "Widerhaken" ausgehend, nahm das Wort im westgermanischen Gebiet, mehrfach die Bedeutung "Pfeil oder Wurfspeer mit Widerhaken" an. So z.B. bei Beowulf (1438), wo das Wasserungetüm, das mit dem Pfeil (herestrael, of flanbogan) erlegt ist, "mittels Eberspieße, die mit Widerhaken versehen sind" (eoforspreotum heorohocyhtum), ans Ufer gezogen wird. Im Fränkischen erfuhr der Ausdruck dann eine weitere Begriffsverengung, indem er hier speziell einen Wurfspeer mit Widerhaken und langem, dünnen, biegsamen Eisenschaft im Sinne der obigen Beschreibung bezeichnete.
Entwicklung[]
Die Frage nach der Herkunft dieses eigenartigen Wurfspeertypus ist ungelöst. Einer Theorie nach erwuchs der Ango aus römischen Vorbildern und kam zuerst in Britannien und an den Küsten des Stillen Ozeans in Aufnahme. Er erhielt sich in fast gleicher Gestalt, im nördlichen Europa als „Harpune", wenn auch nur noch zum Jagdzweck dienend. Doch seiner Ableitung aus dem römischen „Pilum“ steht sein spätes Auftreten und das Fehlen von Zwischenstufen entgegen.
Eine andere Theorie verlegt sein Entstehen an den Rhein, auf fränkischen Boden, wo er in den (meist reicher ausgestatteten) Gräbern am häufigsten vorkommt. Über seine Verwendung bei den Franken in der ausgehenden Völkerwanderungszeit berichtet ausführlich der oströmische Historiker und Dichter Agathias (um 536-582) in seinen Historien. Dort berichtet er, dass der Ango nur von den Franken als Wurfwaffe gebraucht worden sein. Doch von ihnen übernahmen ihn dann auch die benachbarten germanischen Stämme.
In den gleichzeitigen Funden aus Dänemark und Skandinavien fehlt er. Dass eine nahe verwandte Waffe den Nordgermanen aber nicht fremd war, lehrt die Darstellung auf einer Zierplatte des Wendelhelmes (etwa 600 n. Chr.) und die Schilderung von Thorulfs Lanze in der Egils saga [2], "deren Eisen zwei Ellen lang war und in eine gegen oben vierschneidige, gegen unten breitere Spitze endigte, und zwischen Spitze und Schaft lang und stark war; der Schaft war nicht länger, als dass er ihn mit der Hand erreichen konnte. Eisern war die Speerstange und der Schaft überall in Eisen gefaßt". In der fränkischen Bewaffnung der Karolingerzeit kommt der Ango noch vor und verschwindet dann am Ende des 1. Jahrtausends.
Galerie[]
Quellen[]
- Boeheim, Wendelin. Handbuch der Waffenkunde: Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung (Internet Archive). Leipzig, E.A. Seemann : 1890. Neuauflage UNIKUM (22. Februar 2013). ISBN 3845726032. S. 305 ff.
- Demmin, Augustec. Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Internet Archive). Leipzig : P. Friesehahn, 1893. Classic Reprint: Forgotten Books (31. Oktober 2018). ISBN 0365623105. S. 774.
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 103ff.
- Lindenschmit, Ludwig. Handbuch der deutschen Altertumskunde (Internet Archive). Braunschweig : Fr. Vieweg & Sohn, 1880-89.
Einzelnachweise[]
- ↑ Wikipedia: Ango
- ↑ Bartholini, Antiquitates Danicae XI 8