Mittelalter Wiki
Mittelalter Wiki
Dieser Artikel wurde am 08. November 2012 als Spotlight vorgestellt.

„Die Apotheke ist eine theure Küche.“

Dänisches Sprichwort [1]

Als Apotheke bezeichnet man eine Zubereitungs- und Verkaufsstätte von Arzneien. Der Inhaber ist der Apotheker. [2] Ein selbständiges Apothekenwesen ist in Mitteleuropa ab dem Jahr 1000 nachweisbar.

Geschichte[]

Um die Mitte des 5. Jhd. n. Chr. führte die Anlegung von Krankenhäusern im Morgenland auch zur Einrichtung besonderer medizinischer Warenlager. Die erste Apotheke im eigentlichen Sinne wurde von Khalif al-Mansur (Khalif der Abbasiden von 754–775) in Bagdad errichtet, andere Quellen nennen Khalif Harun al Raschid (Khalif zu Bagdad von 786 bis 809) als Begründer der ersten bekannten Apotheke. In Salerno stiftete Konstantin von Carthago unter dem Namen stationes eine der ersten Apotheken und medizinischen Schulen in Europa. Im 11. und 12. Jahrhundert wurden solche Schulen auch in Neapel angelegt und durch besondere Gesetze bestimmt, die Kaiser Friedrich II. noch vermehrte und schärfte.

In Mitteleuropa war die Arzneizubereitung, selbst bis zu den destillierten Wässern, im Frühmittelalter zunächst in den Händen der Frauen, mit Ausnahme natürlich der Männerklöster, wo auch bald schon die Arzneizubereitung für Menschen zu beobachten war, die außerhalb des Klosters wohnten.

In Deutschland und Frankreich wurden die ersten eigentlichen Apotheken erst im 15. Jahrhundert eingerichtet. Doch gab es bereits seit dem 13. Jahrhundert sog. Apothecae, z.B. in Augsburg. Das waren Läden, wo außer Arzneien auch andere Waren, besonders Eß- und Spezereiwaren, Eingemachtes, Obst, Farben u.s.w. verkauft wurden. Deshalb hießen selbst Bartschererstuben, Schenken und Conditoreien "Apotheken" und nicht allein Derjenige, der sich mit der Zubereitung und dem Verkauf von Arzneien abgab, sondern jeder Krämer, Zuckerbäcker u.s.w. wurde Apotheker genannt. Eine der ältesten Apotheken in Deutschland ist die Löwenapotheke zu Leipzig, die 1409 gegründet wurde. Andere wurden 1437 in Bamberg (Hof-Apotheke), 1440 in Berlin, 1488 in Basel und 1493 in Halle errichtet. [3]

Apothekergewichte[]

In deutschsprachigen Gebiet galten folgende Apothekergewichte: Pfund, As = 12 Unzen, die Unze = 8 Drachmen, die Drachme = 3 Skrupel, der Skrupel = 20 Gran (gr.), von denen also 5760 auf 1 Pfund gehen. [3]

Beschreibung[]

Klosterapotheke[]

In den Klosterapotheken besaß der Klosterarzt, der zugleich Apotheker war, einem besonderen Gelaß, das auf dem Bauriß des Klosters von St. Gallen aus dem Jahre 820 als armarium pigmentorum bezeichnet ist. Dort verwahrte er seine pigmenta ac medicamenta, seine getrockneten Kräuter usw. Dieser Raum lag unmittelbar neben den Wohnräumen des Arztes (domus medicorum). Dort befanden sich Gestelle mit Fächern an den Wänden ringsum; denn armarium heißt ursprünglich ein solches Gestell. Es war also der Vorratsraum, in dem man gelegentlich auch das Zusammenmischen der Arzneimittel und andere einfache Maßnahmen erledigte, während man zum Kochen der Arzneitränke den Herd benutzte, der in der Mitte des größeren (Wohn-) Raumes der Ärzte stand.

Das armarium mit seinen frischen und getrockneten Arzneikräutern könnte man wohl als die Klosterapotheke bezeichnen, zumal das Wort apotheca schon bei dem römischen Schriftsteller Columella († um 70 n. Chr.) ein Grünzeuglager bedeutet. Die Kräuter selbst zog man in den Kräutergärten des Klosters (herbularius), der in St. Gallen 16 Kräuterbete haben sollte, während Walahfrid Strabo auf der Reichenau deren 23 anpflanzte und Karl der Große in seiner "Capitulare" deren 73 anzubauen anordnete.

Dass z.B. aus der St Galler Klosterapotheke schon im 9. Jahrhundert Arzneien auch nach auswärts versendet wurden, beweisen die Formulare mit ihren Briefen, aus denen sich ergibt, dass Mitteilungen wie pigmenta ac medicamenia, quae vobis congrua puto, vestrae dilectioni dirigere curabo [4] dem Klostermedicus geläufig waren, ja dass man auch Patienten königlichen Blutes mit aromata et unguenta et pigmenta medicabilia versah, quorum odore, delibatione et sapore delectati diu vivere debeatis.

Städtische Apotheken[]

Für städtische Einrichtungen, ähnlich den heutigen Apotheken kam der Name erst im 13. Jahrhundert auf, ebenso der apothecarius, der Jahrhunderte lang in Personalunion mit dem Arzt vielfach verbunden blieb, indem die Kräuterkammer des Landarztes die Apotheke bildete (apotheca, krudhusz, krauthausz, später specery gaden). In Nordeuropa sind Apotheken weit später nachzuweisen, in Kopenhagen z.B. zum ersten Male 1465, in Schweden 1552, in Norwegen 1588.

Die städtische Apotheke besitzt drei Hauptabteilungen: das Laboratorium, die Aufbewahrungsorte der Arzneimittelvorräte und die Officin. Das Laboratorium teilt sich wiederum in zwei Räume, in deren einem die Öfen, im anderen die verschiedenen Geräte zum Stoßen, Schneiden, Quetschen, Pressen etc. vorhanden sind. Zu den Aufbewahrungsorten werden die Materialkammer, der Wasserkeller und die Kräuterkammer gerechnet. Die Officin – gewöhnlich die Apotheke im engeren Sinne des Wortes – ist der Raum, wo Arzneimittel, meistens nur in kleinen Mengen aufgestellt sind und im Handverkauf abgegeben werden. [3]

Vorschriften[]

Die erste Vorschrift zur Bereitung der Arzneien, Dispensatorium genannt, wurde im 9. Jahrhundert verfaßt. Eine andere, die im Bagdad des 12. Jahrhunderts niedergeschrieben wurde, diente später den arabischen Apotheken zur Richtschnur. Im Jahre 1231 erließ Kaiser Friedrich II. besondere Gesetze, in denen die Trennung des Arzt- und Apothekerwesens geregelt wurde. Das Wissen des Apothekerstands wurde somit eigenständig. Nur in einzelnen Städten aber durften Apotheken errichtet werden und diese standen unter Aufsicht zweier Männer von Ansehn. Wichtige Mittel mußten in Gegenwart geschworener Meister der Kunst bereitet werden, und Betrügereien wurden hart bestraft.

Im 15. Jahrhundert beginnt man die Apotheken durch Ärzte beaufsichtigen zu lassen und polizeiliche Vorschriften über Taxen u. dgl. aufzustellen; die älteste bekannte Apotheker-Ordnung ist die Frankfurter vom Jahre 1461, die zum Muster zahlreicher anderer wurde. Die Arzneistoffe wurden ausser den einheimischen vorzugsweise von Venedig bezogen; sie zerfielen in einfache und gemengte. [5]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
  2. Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 83.
  3. 3,0 3,1 3,2 Herders Conversations-Lexikon: Apotheke. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 222.
  4. Monumenta Germaniae historica. Abteilung Leges. Sect. V. I 421 Nr. 39
  5. Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer: Apotheke. Leipzig 1885., S. 30.