Mittelalter Wiki
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Dieser Artikel wurde am 17. Oktober 2012 als Spotlight vorgestellt.

Armbrüste verschiedener Entwicklungsstufen eroberten sich wegen der hohen Durchschlagskraft ein vorderen Platz in der Beliebtheitsskala der Angriffswaffen. Nicht nur weil sie in der Lage waren, Körperpanzerungen zu durchschlagen, sondern vor allem, weil die Anlernzeit für einen Armbrustschützen wesentlich kürzer war als bspw. für einen Langbogenschützen. Später wurden die Armbrüste durch Feuerwaffen verdrängt.

Begriff[]

Das altfranzösische Wort für "Armbrust" = arbaleste stammt vom mittellat. arbalista, spätlat. arcuballista, und weist damit auf den römischen Ursprung hin. Aus der gleichen Quelle, aber mit volksetymologischer Umdeutung, stammt das mhd. Armbrust (zuerst im 12. Jh. belegt), sowie das mittelniederdeutsche und mittelniederländische armborst. Nur die Angelsachsen behielten ihr heimisches Wort boga ('Bogen') für die Armbrust bei (so belegt im 24. Rätsel des Codex Exoniensis aus dem 10. Jhd.). Noch heute wird die Armbrust im Englischen crossbow ('Kreuzbogen') genannt.

Geschichte[]

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Eine Urform der Armbrust ist bereits seit dem 5. Jh. v. Chr. im antiken Griechenland bezeugt, der Gastraphetes. Auch die Römer der Kaiserzeit kannten die Armbrust als Ballistae. [1] Der römische Kriegstheoretiker Flavius Vegetius Renatus erwähnte um 385 die manuballistae vel arcuballistae als Handwaffe leichter Truppen, aus der mit Pfeilen geschossen wurde. [2] Dass damit eine Armbrust gemeint ist, wird durch zwei auf gallischem Boden (bei Solignac-sur-Loire und Saint Marcel bei Le Puy) gefundene Basreliefs aus dem 4. Jh. erwiesen, die im Museum von Puy aufbewahrt werden. [3] [4]

Die Germanen kannten die Armbrust in vorrömischer Zeit sehr wahrscheinlich noch nicht. Allerdings geriet diese Waffe nach dem Abzug der römischen Legionen in den nordalpinischen Provinzen nicht in Vergessenheit, so dass die dortigen germanischen Stämme in Kontakt mit ihr kamen. Dass die Angelsachsen ihrerseits im 8. Jh. bereits die Armbrust kannten, zeigt das 24. Rätsel des Exeter-Buches (Codex Exoniensis) aus dem 10. Jahrhundert, das eine auf Anschauung beruhende, deutliche Schilderung der Armbrust gibt. [5]

Aus dem 10. Jh. fanden sich auf französischem Boden wieder zwei bildliche Darstellungen der Armbrust. Eine davon in der Miniatur einer Bibel aus der Abtei von St. Germain, die jetzt in der Nationalbibliothek zu Paris aufbewahrt wird. Dort sieht man zwei Schützen zu Fuss, die deutlich gezeichnete Armrüste gegen die Wälle von Tyrus abschiessen. [4]

Laut dem Geschichtswerk "Historiae" des Richer von Reims (* nach 940; † nach 998) aus dem gleichen Jahrhundert wurde die Armbrust in den damaligen Kriegen ganz gewöhnlich verwendet. Er gebrauchte den Ausdruck balistae und arcubalistae wiederholt als Bezeichnung für die Bolzen der Armbrust: 3, 104: missaeque sagittae et arcobalistae cum aliis missilibus; 2, 85: nube sagittarum ac balistarum; zweifelhaft bleibt allerdings 3, 18 sagittarii cum arcubus et balistis, wo "balistis" entweder die Bolzen oder auch die Armbrüste selbst bedeuten kann.

Galerie[]

Die beiden bei Solignac-sur-Loire und Saint Marcel gefundenen Reliefs aus dem 4. Jhd.:
  • 1. Armbrust mit Pfeilköcher, nach der Flachbildnerei bei Solignac-sur-Loire gefundenen Grabmalhalbsäule.
  • 2. Armbrust nach dem in einer römischen Villa, nahe bei Puy, ausgegrabenen Fries.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Armbrust
  2. Epitoma rei militaris. (Abriß des Militärwesens). Von Publius Flavius Vegetius Renatus. 2, 15; 4, 21
  3. Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart - Eine Encyklopädie der Waffenkunde. Augustec Demmin. Leipzig. P. Friesehahn, (1893). Abbildungen S. 270.
  4. 4,0 4,1 Handbuch der Waffenkunde. Wendelin Boeheim. (1890). S. 402.
  5. The Exeter Book. (Exeter, Cathedral Chapter Library, MS 3501). Rätsel 24.