Mittelalter Wiki
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Als Augustiner bezeichnet man die Mitglieder jener Ordensgemeinschaften, die nach der Regel des heiligen Augustinus von Hippo leben. Der Augustinerorden (Ordo Sancti Augustini), ehemals Augustiner-Eremiten (Ordo Eremitarum Sancti Augustini), bildete nach den Dominikanern, Franziskanern und Karmeliten den vierten großen Bettelorden des Mittelalters.

Beschreibung[]

Die Ordensgemeinschaft der Augustiner benannte sich nach Augustinus von Hippo, einem der Kirchenväter, als Ordenspatron und verpflichtete sich einem Leben nach dessen Regeln (Augustinusregel bzw. Augustinerregel). Obgleich sie wie die Dominikaner, Franziskaner und Karmeliter zu den Bettelorden gezählt wurden, durften sie doch liegende Güter besitzen. [1]

Mit dem Zusammenschluss zu einem Orden gaben die Augustiner-Eremiten ihre bisherige Lebensweise auf und siedelten sich vornehmlich in Städten an. Dort kümmerten sie sich vor allem um Predigt und Seelsorge, später auch um Bildung und Mission.

Gruppierungen[]

Die Augustinischen Orden untergliedern sich in mehrere Organisationen. Hierzu gehören u.a.:

  • Augustiner-Eremiten (1256) – Eine eremitische Ordensgemeinschaft, bei der man in beschuhte und unbeschuhte Eremiten unterscheidet. Kongregationen der Einsiedler des St. Augustinus, der toskanischen Eremiten, der Janboniten (Johann-Boniten), der Brictinensern (Britinianer) und den Wilhelmiten.
    • Augustinerorden – Offizieller Name des Ordens nach 1963.
  • Augustiner-Chorherren (Canonici regulares) – Regularkanoniker. Zusammenschluss von Laienbrüdern und Kanonikern der Dom- und Stiftskapitel, welche Mittelalter in zahlreichen Kongregationen verbreitet waren. Gegründet im Zuge der Kirchenreformen des 11. Jhds. Sie waren zwar keine Mönche, lebten aber als Ordensbrüder unter der Augustinusregel. Mit der Reformation verloren sie ihre Bedeutung.
  • Augustinerinnen - Sammelbezeichnung für zugehörige Frauenorden, welche nach der Augustinerregel leben. Dazu gehören Augustiner-Chorfrauen und Augustiner-Eremitinnen. Außerdem folgen dieser Regel noch einige andere Orden, wie z.B. die Annunziaten, Salesianerinnen (Orden von der Heimsuchung Mariens), Ursulinerinnen (Ursulinen) und Hospitaliterinnen.
  • Augustiner Tertiarier

Durch unterschiedliche Ansichten über die Schärfe der Ordensregeln, zerfielen sie in Hauptteile:

  • a) Konventualen, die bei einer milderen Regel blieben, und aus denen der Ordensgeneral gewählt wurde.
  • b) Observanten (Barfüßer, Rekollekten), die der ursprünglichen Strenge anhingen und noch strengere Regel übten. Die Augustiner der strengen Observanz stehen unter Generalvikarien.
    • Augustiner-Rekollekten (1588), Reformzweig des Augustinerordens
    • Augustiner-Discalceaten / Barfüßer (1610), Reformzweig der Augustiner-Eremiten.
    • Augustiner-Einsiedler von Sachsen – Ende des 15. Jhds. von Simon Lindmers und Andreas Proles gestiftete Observanten-Kongregation, welche sich über ganz Deutschland verbreitet. Sie wichen in vielen ihrer Satzungen von der ursprünglichen Regel und standen nicht unter dem Ordensgeneral.

Ordensregel[]

Die Augustiner orientierten sich an den Idealen der „evangelischen“ Armut und der „apostolischen“ Brüderlichkeit. Als Ordensregel galt die Augustinusregel bzw. Augustinerregel, welche angeblich von dem heiligen Augustinus von Hippo herrührt und sich auf die Predigten Augustins bezieht. Diese werden durch besondere Gebräuche (Consuetudines) ergänzt, wobei die Theologie des Kirchenvaters besonders hervorgehoben wurde. Die Klosterregeln waren vergleichsweise mild und enthielten namentlich das Fasten, auch durften die Mönche Schuhe statt Sandalen tragen.

Organisation[]

  • Der General (prior generalis) stand an der Spitze des konventualen Ordens. Er wurde vom Generalkapitel gewählt und vom Papst bestätigt.
  • Der Generalvikar steht an der Spitze der Augustiner der strengen Observanz.
  • Der Provinzial (prior provincialis) stand den Provinzen vor. Er wurde vom Provinzkapitel gewählt.
  • Die Definitoren waren die Räte des Generals und der Provinziale.
  • Der Prior war der Leiter eines einzelnen Hauses. Er wurde vom Provinzial und seinen Räten bestimmt.

Im Augustinerorden gab es keinen Statusunterschied zwischen Priestern und Laienbrüdern, sondern letztere waren in den Kapiteln (Versammlungen) ebenfalls voll stimmberechtigt und hatten Zugang zu allen Ämtern.

  • Jedes Haus (conventus, Einzelkloster) hatte ein Hauskapitel, das mehrmals im Jahr zusammentrat und über anstehende Fragen beriet und entschied. Jedes Kloster wird von einem Prior geleitet.
  • Die Provinzen bildeten Zusammenschlüsse der einzelnen Häuser. Jede Provinz wird von einem Provinzial mit 4 Definitoren und einem oder mehreren Visitatoren geleitet. Die Provinzen hielten alle 4 Jahre Provinzialkapitel ab, zu denen die einzelnen Klöster Vertreter schickten.
    • Die Provinzen waren ursprünglich 4: Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland. Später teilten sie sich in 3 Kongregationen, eine spanische, italienisch-deutsche und französische.
  • Das Generalkapitel bestand aus den Vertretern aller Provinzen und tagte alle 6 Jahre.

Ordenstracht[]

Die Ordenstracht besteht heute aus einem schwarzen Habit, einem Ledergürtel und einer schwarzen Kapuze. Papst Alexander IV. legte 1256 die Ordenstracht fest in Form von: weißen Unterkleidern, Hauskleider und Skapuliere, schwarze Kutten mit Kapuzen aus Wolle, und Ledergürtel.

Entwicklung[]

12. Jahrhundert[]

Hospitaliter vom Heiligen Geist Wappen, Fontevro 2010

Hospitaliter vom Heiligen Geist (um 1173)

  • 1108 - Wilhelm von Champeaux gründet die Kongregation der Augustiner-Chorherren von St. Victor zu Paris, welche durch ihre theologische Bedeutung hervorragte.
  • 1173 - Guido de Montpellier gründet die Hospitaliter vom Heiligen Geist, die sowohl zu den Taubenorden als auch zu den Kreuzherren zählten.
  • 1198 - Papst Innozenz III. bestätigt den Orden der Hospitalbrüder des Heiligen Geistes von Montpellier. [2]

13. Jahrhundert[]

Augustiner-Eremiten, MgKvL 020123a

Wappen der Augustiner-Eremiten (1256)

13. Jhd. entstand der eigentliche Augustinerorden im durch den Zusammenschluss mehrerer Eremitengruppen als vierter großer Bettelorden des Hochmittelalters (nach den Franziskanern, Dominikanern und Karmeliten).

  • 1244 - Papst Innozenz IV. vereint mehrere mönchische Gruppierungen in der Toskana zu den „Einsiedlern des heiligen Augustinus“.
  • 1256 - Papst Alexander IV. vereint in der Bulle „Licet ecclesiae catholicae“ die augustinischen Einsiedler mit den toskanischen Eremiten, den Janboniten, den Brictinensern, den Wilhelmiten sowie 6 kleinere Kongregationen zu den „Augustiner-Eremiten“ im Kloster Santa Maria del Popolo zu Rom. Ordensgeneral wird Lanfranc Septala von Milan (Lanfrancus de Milano, 1256-1264), Prior der Janboniten.
  • 1257 - Papst Alexander IV. teilt die Klöster in 4 Provinzen: Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland.
  • 1287 – Das Generalkapitel tagt über die augustinische Verfassung.
  • 1290 – Das Generalkapitel tagt über die augustinische Verfassung.

14. Jahrhundert[]

  • 1387 - Aus der Laienbruderschaft vom gemeinsamen Leben entsteht im Kloster Windesheim bei Zwolle (Niederlande) die Kongregation der Windesheimer Chorherren (Windesheimer Kongregation der lateranensischen Chorherren), welche durch ihre kirchliche Bedeutung hervorragte.

15. Jahrhundert[]

  • 1493 - Simon Lindmers und Andreas Proles stiften die Observanten-Kongregation der Augustiner-Einsiedler von Sachsen.

16. Jahrhundert[]

Das 16. Jhd. war die Blütezeit des Ordens. Er unterhielt ca. 2000 Mönchs- und 300 Nonnenklöster, mit 35.000 Personen. Dennoch brachte die Reformation des Martin Luther, der Mitglied der sächsischen Kongregation war, dem Orden in Deutschland schwere Verluste.

  • 1503 – Johann von Staupitz wird Generalvikar der sächsischen Observanten-Kongregation des Augustinerordens.
  • 1506 – Die Observanten-Kongregation der Augustiner-Einsiedler von Sachsen trennt sich gänzlich vom Augustinerorden.
  • Um 1510 – Der Erfurter Mönch Martin Luther protestiert in Rom gegen die Vereinigung der strengen Observanten mit den liberaleren Augustinern der sächsischen Ordensprovinz. Durch ihn geht die Mehrzahl der Augustinerklöster für die katholische Kirche verloren.
  • 1567 – Papst Pius V. erteilt dem Orden die Rechte der übrigen 8 großen Bettelorden.
  • 1575 - Das Generalkapitel tagt über die augustinische Verfassung.
  • 1580 - Das Generalkapitel tagt über die augustinische Verfassung.

Die Französische Revolution (1789-1799) und die Säkularisation vernichteten alle Klöster der Augustiner-Eremiten in Frankreich, viele in Italien und Deutschland.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer (Zeno.Org). Leipzig, 1885. S. 41.
  2. Wikipedia: Hospitaliter vom Heiligen Geist (DE). Version vom 06.07.2022.