Als Aurither Typus (auch Aurither Stil und Aurither Gruppe) bezeichnet man eine regionale Gruppe von Bodenfunden aus der frühen Eisenzeit (7.-6. Jh. v. Chr.), die der Billendorfer Kultur zugerechnet werden. Sie war Spätphase oder Nachfolger der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur (etwa 1300-500 v. Chr.). [1]
Beschreibung[]
Der Aurither Typus ist eine regionale Untergruppe des früheisenzeitlichen schlesischen Typus in Ostbrandenburg, so benannt von dem deutschen Prähistoriker Albert Voß (1837-1906) nach dem Gräberfeld bei Aurith/Urad, beidseits der Oder, südlich von Frankfurt/Oder. Voß charakterisierte 1903 diesen Typus als jüngere Gruppe, die mit dem Göritzer Typus und der Billendorfer Gruppe den älteren Lausitzer Typus ablöst.
Verbreitet ist er hauptsächlich in der südlichen Hälfte der Neumark und den angrenzenden Gebieten, nach Südosten bis Posen. Das Kerngebiet ist die Gegend um Frankfurt/Oder. Von dort aus erfolgte eine Verbreitung in alle Richtungen.
Datierung und Definition[]
Alfred Götze (1865-1948) datierte den Aurither Typus in Periode V (920 bis 720 v. Chr.) der jüngeren Nordischen Bronzezeit, wo er nach A. Voß den „Grenzstreifen im Gebiet des Lausitzer Typus“ bildete. 1958 definierte J. Schneider den Aurither Stil als regionale, jüngstbronzezeitliche Untergruppe der Lausitzer Kultur. Allerdings wird der Aurither Stil in Deutschland und Polen sehr unterschiedlich datiert und auch definiert.
Charakterisierung[]
Bei den Fundorten des Aurither Typus handelt sich größtenteils um reihenförmig angelegte flache Urnengräber mit oder ohne Steinsetzung, seltener durch Tumuli, vertreten. Die spärlichen Metallbeigaben (Messer, Sicheln, Pfeilspitzen, verschiedene Nadeln u. a. kleine Schmucksachen) sind fast ausschließlich aus Bronze. Die sog. „Käsesteine" sind unbekannter Bestimmung.
Keramik[]

Die Keramik ist äußerst mannigfaltig, vorwiegend hellfarbig. Kleinere Gefäße herrschen durchaus vor, die regelmäßige Wiederkehr gewisser großer Typen, wie der Buckelurnen im Lausitzer Typus, der hochhalsigen Urnen in anderen Gruppen des schlesischen Typus, fehlt. Die Ornamente sind zahlreich und meist fein ausgeführt. Das (abgeflachte) Buckelornament und die Kannelierung tritt vor der schmalen Strichverzierung zurück.
Eine typische Form der Aurither Gruppe sind die Schalen mit eingezogenem Rand als späte Formen der Jungbronzezeit (1100-920 v. Chr.), die eng mit den ebenso typischen Turbanrandschalen verwandt sind, sowie die Schalen mit zentraler Bodenerhebung, die allerdings auch in anderen Regionen der Lausitzer Kultur verbreitet sind.
Als Tongefäßornamentik ist vor allem die Ritzlinienverzierung mit Punkteinstichen ein charakteristisches Hauptmerkmal des Aurither Stils. [2]
Quellen[]
- Rücker, Julia. Das spätbronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld von Eisenhüttenstadt (bonndoc). Dissertation. Bonn, 2007. S. 65 f. (Hochschulschriftenserver der ULB Bonn).
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Quellen[]
- Götze, Alfred. Die Vorgeschichte der Neumark. A. Stuber's Verlag (C. Kabitzsch), Würzburg, 1897. S. 30 ff.
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 143 f.
- Rücker, Julia. Das spätbronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld von Eisenhüttenstadt (bonndoc). Dissertation. Bonn, 2007. S. 7 ff. (Hochschulschriftenserver der ULB Bonn).
- Voß, Albert. Mitteilungen der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde. Bd. I, S. 394.
- Zeitschrift für Ethnologie. Berlin 1869 ff. Homepage. 1890, S. 491. 1903, S. 179-184. 202-205.
Einzelnachweise[]
- ↑ Wikipedia: Billendorfer Kultur
- ↑ Rücker, Julia. Gräberfeld von Eisenhüttenstadt. aaO. S. 58 f., 65, 77.