Mittelalter Wiki
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Averroës bzw. Averroes (* 1126; † 1198) oder einfach Ibn Ruschd war ein andalusischer Philosoph und Arzt. Er verfasste eine medizinische Enzyklopädie und fast zu jedem Werk des Aristoteles einen Kommentar. Er beeiflusste die Blütezeit der Scholastik und wurde er deshalb schlicht als „der Kommentator“ bezeichnet. [1]

Beschreibung[]

Averroës war ein Schüler des arabisch-andalusischer Philosophen Abubaker und wurde der berühmteste, wenn auch nicht selbständigste der arabischen Philosophen in Spanien. Er stammte aus einer vornehmen Familie in Córdoba und war Theologe, Jurist, Mediziner und Philosoph zugleich. Er wirkte eine Zeit lang als Richter und wurde dann Leibarzt des Kalifen, zuletzt aber wegen seiner Freidenkerei vom Hofe verbannt und starb 1198 in Marokko.

Seine Schriften, insbesondere seine zahlreichen, zum Teil in dreifacher Bearbeitung verfassten, Kommentare zu Aristoteles, den er übrigens nur durch arabische Übersetzungen kannte, wurden zusammen mit dessen Schriften im 15. und 16. Jh. sehr häufig gedruckt. Von den eigenen Werken des Averroës sticht hervor die (nur in einer schlechten lateinischen Übersetzung erhaltene) gegen Alghazel gerichtete Schrift "Destructio destructionis" und seine "Metaphysik". [2]

Philosophische Ansichten[]

Averroës war durchaus Aristoteliker. Aristoteles ist "die Regel und das Muster, das die Natur erfand, um die höchste menschliche Vollendung zu zeigen", er "ward uns durch die göttliche Vorsehung gegeben, damit wir wüssten, was zu wissen möglich ist." So hielt er denn auch, trotz des fortgeschrittenen Naturwissens, durchaus an der durch die Neuplatoniker überlieferten aristotelischen Welt- und Naturauffassung fest.

Über der unvollkommenen, wandelbaren "sublunarischen" Welt existierte für Averroës eine höhere, unvergängliche über den Sternen. Die Formen lagen als keimartige Substanzen von vornherein in der von Ewigkeit her vorhandenen Materie, aus der sie sich durch Einwirkung der höheren Formen (Intelligenzen), in letzter Linie Gottes, zur Wirklichkeit entwickelten. Die Seele des Einzelmenschen war an seinen Körper (die Gehirnmitte) gebunden, daher sterblich, unsterblich dagegen der allen Menschen innewohnende Geist (= Vernunft), durch dessen Ausbildung sich der Mensch schon hienieden mit dem "tätigen Geiste" vereinigen konnte.

Ähnlich wie Abubaker und verschiedene christliche Scholastiker lehrte auch Averroës, dass Philosophie und geoffenbarte Religion an sich nicht im Widerspruche miteinander standen. Die letztere war für die große Menge und musste sich daher der Bilder bedienen; die Philosophie hatte zu erklären und zu beweisen. Die würdigste Verehrung Gottes, der, weil vollkommen, auch bedürfnis- und willenlos ist, bestand in der wissenschaftlichen Erkenntnis seiner Werke.

Philosophiegeschichtliche Bedeutung[]

Die philosophiegeschichtliche Bedeutung des Averroës beruht im Wesentlichen darauf, dass er die Ergebnisse der arabisch-aristotelischen Philosophie als deren letzter hervorragender Vertreter zusammenfasste und durch seine ins Lateinische übersetzten zahlreichen Schriften im gelehrten Abendland, besonders in Frankreich (Paris) und Italien, verbreitete [3].

Dadurch, dass Averroës die naturalistische Seite des Aristoteles (Ewigkeit der Welt, Wesenseinheit der Vernunft, Verzicht auf individuelle Unsterblichkeit) betonte, naturwissenschaftliche Kenntnisse verbreitete und für Aufklärung im Sinne der natürlichen Religion eintrat, wirkte er zersetzend auf die Scholastik. Durch die scharfe Ausprägung seines aristotelischen Standpunktes trug er anderseits dazu bei, ihre Grundbegriffe zu befestigen. Auf seine Glaubensgenossen, deren Macht und geistiger Einfluss bald nach ihm zusammenbrach, scheint er weniger nachhaltig gewirkt zu haben, wohl dagegen auf das Denken der in Spanien lebenden gebildeten Juden (siehe: Blütezeit der Scholastik: Jüdische Philosophie und Averroismus). [4]

Quellen[]

  1. Wikipedia: Averroës
  2. Im Hauptwerk über ihn E. Renan, Averroès et l'Averroisme, Paris 1852, 4. Aufl. 1882.
  3. vgl. Werner, Der Averroismus in der christlich-peripatetischen Philosophie des späteren Mittelalters. Wien 1881
  4. Geschichte der Philosophie, Band 1 (Zeno.Org). Karl Vorländer. Leipzig 1903. 5. Auflage, Leipzig 1919. S. 482 ff.: Die Philosophie des Mittelalters. Zweiter Abschnitt - Die Scholastik.