Mittelalter Wiki
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Avicenna bzw. Ibn Sina, eigentlich Abū Alī al-Husain ibn Abdullāh ibn Sīnā (980-1037, meist in Persien lebend) war der bedeutendste morgenländische Arzt und Philosoph während der Blütezeit der Scholastik. Er zählt zu den berühmtesten Persönlichkeiten seiner Zeit. [1]

Beschreibung[]

Avicennas "Kanon der Medizin" (Qānūn at-Tibb) diente jahrhundertelang Christen und Mohammedanern als Grundlage des medizinischen Unterrichts. Philosophisch stand er dem reinen Aristotelismus nahe und erscheint besonders dadurch bedeutsam, dass er sozusagen den Universalienstreit im Morgenland bereits geschlichtet hatte, ehe er im Abendland entbrannte.

Avicenna lehrte nämlich, die allgemeinen Begriffe seien ante res im göttlichen Verstand, in rebus in den natürlichen Dingen, post res in unseren abstrahierten Begriffen. Neuplatonische Elemente liegen in seiner Lehre von der Entfaltung der Welt aus dem einen Absoluten, Vollkommenen, Guten (der Gottheit), ihrem Hinstreben zum Göttlichen, ihrer Erleuchtung durch dasselbe. Dagegen galten ihm Welt und Materie als ewig und strengen Gesetzen unterworfen. Seine Psychologie trug ausgeprägten Erfahrungscharakter. Daneben hatte er jedoch auch durchaus mystische Schriften verfasst.

Philosophiediskurs[]

Avicennas Philosophie erfuhr Angriffe von zwei Seiten. Einmal seitens der orthodoxen Dogmatiker, der sog. Mutakallimun (oder Mutekallemin), wörtlich = Sprecher, d.h. Lehrer des Worts, die im Gegensatz zu Avicennas Entfaltungstheorie einen merkwürdigen, mit unaufhörlichem Werden verbundenen, aber beständigen göttlichen Eingriffen unterliegenden Atomismus aufstellten, nach dem Gott z.B. auch Feuer und Kälte miteinander verbinden kann.

Anderseits von dem um 1059-1111 lebenden Perser Alghazel, der sich in seiner skeptisch gehaltenen "Destructio philosophorum" die Widerlegung der Philosophie zum Ziele setzte, um dann in seinen theologischen Werken ausgeprägter Rechtgläubigkeit zu huldigen, indem er alle Erkenntnisse in solche teilt, die der Religion nutzen, und die ihr schaden. [2]

Quellen[]

  1. Wikipedia: Avicenna
  2. Geschichte der Philosophie, Band 1 (Zeno.Org). Karl Vorländer. Leipzig 1903. 5. Auflage, Leipzig 1919. S. 480 f.: Die Philosophie des Mittelalters. Zweiter Abschnitt - Die Scholastik.