Mittelalter Wiki
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Unter dem Namen Bandkeramik wird eine schwankende Anzahl neolithischer Kulturgruppen im Zeitraum von ca. 5700 v. Chr. bis 4100 v. Chr. zusammengefaßt, die in den Formen und Verzierungen der Tongefäße (s. Tongefäßornamentik) zum Teil sehr wenig Gemeinsames besitzen und auch nach Zeit und Ort stark auseinanderfallen.

Nach dem ursprünglichen Sinn des Wortes bezeichnete die Bandkeramik hauptsächlich den Unterschied gewisser Gefäßformen, Verzierungen und Begleitfunde von der im gleichen mitteldeutschen Gebiet verbreiteten Schnurkeramik (ca. 2800 bis 2200 v. Chr.).

Beschreibung[]

Während die Schnurkeramik eine zwar recht ausgedehnte, doch in Zeit und Raum ziemlich geschlossene Gruppe bildet, verteilt sich die Bandkeramik (im weitesten Sinne) auf sehr verschiedenartige Stufen und Gruppen und widerstrebt jeder kurzen und bestimmten Charakterzeichnung. In einem sehr fundreichen Gebiet im Westen Deutschlands, der Umgebung von Worms, gelangte man durch die Gräberforschung zur Aufstellung dreier zeitlich getrennter Gruppen, nämlich der älteren und der jüngeren Winkelbandkeramik und der Spiral-Mäander-Keramik (s.a. Mäanderverzierung).

  • 1. Die Ältere Winkelbandkeramik heißt nach einem schon länger bekannten Fundort bei Monsheim auch Hinkelsteintypus (Abb. 30).
  • 2. Die Jüngere Winkelbandkeramik wird mehrseitig dem Rössener Typus zugeordnet.
  • 3. Die Spiral-Mäander-Keramik wird ziemlich allgemein auf südliche Einflüsse zurückgeführt, während die beiden anderen stilistisch an weiter nördlich gelegene Gruppen erinnern.

Ihre zeitliche Abfolge zeigt noch einige Unsicherheiten auf. In der älteren Winkelbandkeramik (1) und Spiralmäander-Keramik (3) überwiegt die Kugelform der Gefäße, so daß die beliebte Einschiebung der Jüngeren Winkelbandkeramik (2, mit vorwiegend anderen Gefäßformen) zwischen die anderen beiden Formen wenig wahrscheinlich ist.

Die Spiral-Mäander-Keramik (3) macht den Eindruck ungeschickter Nachahmungen südlicher Muster, an deren Stelle (aber auch unter deren Einfluß) in der 1. Gruppe (Ältere Winkelbandkeramik) ein fester und reicher, aber geradliniger Zierstil nordischen Charakters getreten ist. Die wahrscheinliche, aber nicht gänzlich gesicherte Zeitfolge ist demnach: 1.) Spiral-Mäander-Keramik -> 2.) Hinkelsteintypus -> 3.) Jüngere Winkelbandkeramik (Rössener Typus).

Rahmenstilkeramik[]

Im Sinne der von Dr. Moritz Hoernes (1852-1917), Professor an der Universität Wien, versuchten Unterscheidung zweier großer neolithischen Stilgruppen ist nur die Spiralmäander-Keramik ein echter "Umlaufstil", die beiden anderen sind "Rahmenstilarten". Im südöstlichen Mitteleuropa ist die Abfolge deutlicher:

  • Die Spiralkeramik ist reicher und reiner (s. Fund aus Butmir, Abb. 31, u. Kürbisstil), und in jüngerer Entwicklung in mehreren lokalen Gruppen auch durch bemalte Gefäße vertreten.
  • Die ältere Winkelbandkeramik (Hinkelsteintypus) ist als Stichbandkeramik ersichtlich jünger.
  • Als letzte Gruppe folgen Rahmenstilarten, wie die Keramik der ostalpinen Pfahlbauten im Mondsee (Mondseegruppe) und im Laibacher Moor, die bereits der Kupfersteinzeit (4500/4000 bis 2200 v. Chr.) angehören.

Diese zeigen nun deutliche Anschlüsse einerseits an den noch rein neolithischen Norden, (megalithische Keramik), anderseits an frühmetallzeitliche Erscheinungen des Südens (Kupferbronzezeit Zyperns, mykenische Keramik Griechenlands), woraus sich zu ergeben scheint, daß der Rahmenstil in jüngerer Zeit auf ähnliche Weise von Nord- nach Südeuropa vorgedrungen ist, wie in älterer Zeit der Umlaufstil von Süd- nach Nordeuropa.

Wenn der Name "Bandkeramik" alle genannten Gruppen umfassen soll, wie manche Forscher seiner Zeit wollten, so hielt es Moritz Hoernes für besser, ihn ganz aufzugeben. Auch die Steingerät-, sowie teilweise die Wirtschafts-, Siedelungs- und Gräberformen jener Gruppen waren ziemlich verschieden, und wahrscheinlich gehörten die älteren vorwiegend den mediterranen, die jüngeren hauptsächlich den nordeuropäischen Kulturkreisen an (s. a. Mondseegruppe).

Galerie[]

Quellen[]