
Link's Illustration zu Astronomia
Bardcore (auch Tavernwave) ist eine musikalische Bewegung, bei der moderne Pop- und Rock-Lieder in einem mittelalterlichen oder pseudomittelalterlichen Stil gecovert werden. Manchmal werden dabei auch die Texte umgeschrieben, um altertümlicher zu klingen. Prominente Vertreter der Musikrichtung weisen jedoch darauf hin, dass Bardcore keinen Anspruch erhebt, historische Musik originalgetreu wiederzugeben[1][2].
Geschichte[]
Während Coverversionen von modernen Liedern in einem historischen Stil vor allem im Umfeld der Mittelalter-Szene keine Neuheit sind, entwickelte sich Mitte 2020, begünstigt durch die Corona-Pandemie und damit verbundene Langeweile vieler Internet-Nutzer, ein entsprechender Trend. Eines der frühesten Beispiele dieser Bewegung ist ein am 20. April 2020 veröffentlichtes Cover des EDM-Liedes "Astronomie" von Tony Igy, welches wenige Monate zuvor als Soundtrack des viralen "Coffin-Dance" Videos zu großer Bekanntheit gelangt war. Dieses Cover wurde von einem deutschen Youtube- und Soundcloud-User namens Cornelius Link hochgeladen. Illustriert wurde das Video mit einer Darstellung von Sargträgern im Stil der Marginalia in mittelalterlichen Manuskripten. Diese Illustration wurde mit einer Flash-Anwendung namens Historical Tale Construction Kit erstellt[3][4][5]. Laut Link war das Bild die Vorlage für das Lied, da in einer Whatsapp-Gruppe jemand das Bild hochlud und der Vorschlag aufkam, dazu passende Musik zu machen[1].
Im Verlauf des Monats Mai veröffentlichte Link noch zwei weitere Coverversionen im gleichen Stil, nämlich Haddaway's What is Love?[6] und Foster the Peoples Pumped Up Kicks[7]. Bald begannen andere Benutzer ähnliche Coverversionen zu veröffentlichen, die ähnlich illustriert wurden. Ein weiteres frühes Beispiel ist z.B. Marty Robbins Big Iron von palace party[8].
Inspiriert von vergleichbaren Texten in den Kommentaren zu Cornelius Links Videos versah Hildegard von Blingin' am 26. Mai erstmals Links Version von What is Love? mit Gesang. Dabei schrieb sie den Originaltext um, um altmodischer zu klingen[9][2]. Später folgte ihre Version von Pumped Up Kicks, die inzwischen mehr Views hat als Links Version[10], bevor sie begann, für weitere Lieder ihre eigene Instrumentalisierung zu erstellen. Im Gegensatz zu Link, welcher überwiegend mit realen Instrumenten spielt, verwendet Hildegard eine Mischung aus realen Instrumenten und digitalen Samples[1][2]. Auch andere Künstler begannen, ihre Lieder mit Gesang in mittelalterlich klingendem Englisch auszustatten.
Die Bezeichnung Bardcore, ein Wortspiel aus Bard (englich für Barde) und Hardcore, wurde im Zusammenang mit den mittelalterlichen Coverversionen vermutlich erstmals durch Graywyck verwendet, als dieser am 25. Mai eine Version von Iron Man von Black Sabbath hochlud[11]. Später wurde er von anderen Usern übernommen. Daneben hat sich auch der Begriff Tavernwave (vom englischen Wort für Taverne) entwickelt[12].
Am 24. Juni berichtete die britische Website The Guardian erstmals über das Phänomen[13].
Am 9. Juli veröffentlichte der Youtuber the_miracle_aligner ein Cover des The Animals Songs House of the Rising Sun in Altfranzösisch[14] und begann damit eine Serie von Bardcore-Versionen in diversen alten Sprachen, unter anderem in Klassischem Latein, Middle Scots oder Attischem Griechisch. Später führte er damit auch neue Genre-Bezeichnungen ein, z.B. Skäldcore (Altnordisch)[15] oder Bronzecore (Attisches Griechisch)[16].
Einen weiteren Bekanntheitsschub erhielt das Genre, als die bekannte Hip-Hop Gruppe Wu Tang Clan Beedle the Bardcores Cover ihres Liedes C.R.E.A.M. auf ihrem YouTube Channel repostete[17]. Im Oktober 2020 wurden einige Bardcore-Lieder, z.B. von Beedle The Bardcore, Hildegard Von Blingin’ und Stantough auf dem britischen Radiosender BBC Radio 1 gespielt[18].
In neuerer Zeit gewinnt eine noch relativ unbekannte Richtung des Bardcore, der sogenannte Reverse Bardcore, an Bedeutung, welcher stilistisch betrachtet das exakte Gegenteil der inzwischen in weiten Kreisen etablierten Bardcore darstellt.
Bekannte Künstler[]
- Cornelius Link
- DJ MÖNCH
- Hildegard von Blingin'
- palace party
- Samus Ordicus
- Graywyck
- the_miracle_aligner
- Beedle the Bardcore
Quellen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Tim Baumann (2020), Corona begünstigt viralen Pop-Trend, Deutschlandfunk Kultur
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Lukas Boch (2020), Bardcore: Im Interview mit der einzigartigen Hildegard von Blingin’, Mittelalter Digital
- ↑ Astronomia (Medieval Style) [Tavern Version]
- ↑ Astronomia (Medieval Style)
- ↑ Soundcloud - Cornelius Link
- ↑ What Is Love (Medieval Style)
- ↑ Pumped Up Kicks (Medieval Style)
- ↑ Big Iron (medieval cover)
- ↑ What is Love (Medieval Style with Vocals - Original by Cornelius Link)
- ↑ Pumped Up Kicks (Medieval Style with Female Vocals - Original by Cornelius Link)
- ↑ Iron Man (Bardcore)
- ↑ Reddit: Tavernwave
- ↑ The Guardian - Never mind the ballads! How bardcore took over pop music
- ↑ House Of The Rising Sun 1270 A.D (Cover in Old French 800-1400 A.D) Bardcore
- ↑ Immigrant Song Cover in Old Norse 700 A.D - 1500 A.D (Bardcore or Skäldcore?)
- ↑ Abba - Gimme Gimme Gimme Cover in Attic Greek (BRONZECORE)
- ↑ C. R. E. A. M. Medieval Bardcore Version
- ↑ Radio 1's Scott Mills Daily Podcast