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Die Bastarnen bzw. Bastarner gehörten zu den südostgermanischen Stämmen. Wie Ende des 2. Jhs. n. Chr. die Goten von der unteren Weichsel aus an den Pontus abrücken, so erfolgte schon fast 400 Jahre früher von ihrem Quellgebiet aus ein Vorstoß, der außer den vorübergehend im Süden auftauchenden Skiren den Stamm der Bastarner früher als alle anderen Germanen in den Gesichtskreis der antiken Welt eintreten läßt.

Geschichtliches[]

Einige Forscher hielten, basierend auf der Inschrift des Protogenes, die Galater als Verbündete der Skiren für den Stamm der Bastarnen, da für jene Forscher auch die Skiren solche waren, und bei jenen Galatern der Gedanke an die Kelten an der Donaumündung allzu nahe lag. Doch werden die Bastarner schon um 200 v. Chr. von Demetrios aus Kallatis beim Pseudo-Skymnos (I, 797) als Ankömmlinge in der Nähe des Pontus bezeugt, und König Philipp II. von Makedonien lud sie um 182 v. Chr. ein, weiter an die nördliche Grenze seines Reiches zu übersiedeln, um sie gegen die Dardaner und später gegen die Römer verwenden zu können.

Unter seinem Sohn Perseus kam dieser Plan teilweise zur Ausführung, zu einem Eingreifen ihrerseits im Kampf gegen Rom kam es aber nicht. Dagegen machten die Römer mit ihnen als Söldner des Mithridates Bekanntschaft und schlugen sich später im Norden der Balkanhalbinsel unter C. Antonius als Statthalter von Makedonien unglücklich, dann unter Marcus Licinius Crassus (* um 60 v. Chr.) mit besserem Erfolg mit ihnen. Auf einen anderen Schauplatz weist ihre Erwähnung auf der Vinucius-Inschrift. Auch im Markomannenkrieg und als Verbündete der Goten werden sie genannt. Eine der letzten geschichtlichen Nachrichten über sie bezieht sich auf die Ansiedlung von angeblich 100 000 Bastarner auf dem rechten Donauufer durch Kaiser Marcus Aurelius Probus (* 232; † 282 n. Chr.). Noch einmal tauchen sie im 5. Jh. auf, wenn sie als Teil des großen Völkerbundes genannt werden, den der Hunnenkönig Attila († 453) unter sich vereinte.

Unterteilungen[]

Man unterscheidet zwei Gruppen von Bastarnen:

1.) Eine an der Donaumündung, die dort durch Besetzung der Donauinsel Peukeden Namen Peucini erwarb, der öfters auch dem ganzen Stamme beigelegt wird.

2. ) Die andere saß über den nordwestlichen Karpaten, in der Nähe der Weichselquelle und berührte sich dort mit anderen germanischen Stämmen.

Dieser zweiten Gruppe, an die auch bei jenen Bastarnen zu denken ist, mit denen Vinucius im Jahre 14 v. Chr. (?) wohl in Mähren zu kämpfen hatte [1], gehören insbesondere die Sidοnez an, die Walahfrid Strabo (306) und Valerius Flaccus in seiner Argonautica (6, 95 ff.) als bastisches Volk kennt und von denen sich jene Siopec nicht unterscheiden, die Claudius Ptolemäus (II, 10) in den östlichsten Teil der Magna Germania zwischen die Buren und Kotinen setzt. Möglicherweise gehören aber auch noch andere Namen auf seiner Karte zu den Bastarnen. Strabo kennt außer jenen Sidοnez und den Peukinen auch noch die Atmonoi als eine ihrer Abteilungen. Mit den Skiren, deren Name gleichfalls frühzeitig am Pontus auftaucht, waren die Bastarner an der oberen Weichsel benachbart, falls nicht noch engere Beziehung zwischen beiden Stämmen anzunehmen sind.

Zugehörigkeit[]

Über die nationale Zugehörigkeit der Bastarnen herrscht unter den Forschern nicht überall Klarheit bzw. Einigkeit. Einige hielten sie z.B. in einer Zeit, als man die Germanen, noch nicht als selbständige Volksgruppe anerkannt hatte, für Kelten. Walahfrid Strabo (* 809; † 849) vermutete als Erster den germanischen Ursprung dieses Stammes und auch Plinius [2] rechnete sie zu den Germanen. Tacitus bezeugt sogar ausdrücklich ihre germanische Sprache (Germ. 46).

Was man über die Art, Sitte und die Kampfesweise der Bastarnen erfährt, würde ohne diese überlieferten Zeugnisse eine bestimmte Entscheidung nicht zulassen, da es sich dabei um Wesenszüge handelt, die Kelten und Germanen gemeinsam aufweisen. Übrigens waren die Bastarnen sowohl vom bis zu Beginn der Zeitrechnung keltischen Mähren und Oberungarn aus, als auch seitens der Galater an der Donaumündung keltischen und thrakischen Kultureinflüssen ausgesetzt. Dadurch mag es sich erklären, daß von den wenigen bastischen Personennamen, die überliefert sind, der eine (Δελδων) ganz unbestimmbar ist, und zwei (Clondicus und Cotto) nicht nach germanischen Ursprüngen aussehen.

Volksname[]

Der Volksname Bastarnae oder Basternae selbst — für beide Formen finden sich zahlreiche Belege — zeigt germanische, inbesondere ostgermanische Züge und stimmt in seiner Bildungsweise mit dem got. widuwairna = 'Waise, d.h. Witwensoh', Dirne, got. *þiwairno eig. 'Knechtstochter' und ahd. zwitaran, mhd. zwitern, zwidorn = 'Mischling, Hermaphrodit' überein. Seine Etymologie ist allerdings unsicher und unter Forschern stark umstritten. Rudolf Much (1862-1936) [3] deutete ihn mit Hinweis auf Tacitus (Germ. 46) "connubiis mixtis nonnihil in Sarmatarum habitum foedantur" als 'Bastarde'. Doch ist dieses Wort selbst nicht sicher erklärt und spät belegt.

Eine andere Theorie überlegt, ob die Bezeichnung des Volkes nach mglw. typischen Bastmänteln erfolgte, wie sie durchden antiken Kosmographen Pomponius Mela (De chorographia 3, 3, 26) für die Germanen bezeugt sind, und besonders bei den östlichen Stämmen üblich waren. Sidones ist mglw. eine Ableitung vom germ. *sidon- = 'Seite, Küste' und weist dann auf eine ältere Heimat des Stammes an einem der nördlichen Meere hin. Nach den Anwohnern haben die Bastarnicae Alpes auf der Tabula Peutingeriana, die Karpaten oder ein Teil derselben, den Namen.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. v. Premerstein in: Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Instituts.. Hrsg. und Red.: Österreichisches Archäologisches Institut in Wien. Ausgabe 7, S. 215 ff.; 1904
  2. Plinius: Naturalis Historia 4, 81. 99
  3. Rudolf Much in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, hrsg. v. W. Braune. Halle 1874 ff. Ausgabe 17, S. 34f. 46f.
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