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Das Befestigungswesen auf deutschem Boden geht mehr als anderthalb bis zwei Jahrtausende zurück. Forscher kennen z.B. drei solcher Anlagen aus der Steinzeit: den Michelsberg bei Untergrombach zwischen Bruchsal und Karlsruhe; den großen Halbmond bei Urmitz (Neuwied) am Rhein und Mayen in der Eifel.

Geschichte[]

Die alten Bauwerke aus der Steinzeit waren mit Wall und Graben befestigt, allerdings bleibt unklar, ob sie dauernd bewohnt wurden oder nur Fluchtburgen waren. In die Bronzezeit wurden in Süd- und Mitteldeutschland ebenfalls eine Anzahl Burgen zurückgeführt, aus der Hallstattzeit ergaben Untersuchungen bei Neuhäusel (nördlich Ems) und Traisa Befestigungsanlagen mit großen hallenartigen Hauptgebäuden (Pfostenbau). Allerdings liegen all diese Anlagen auf einem Gebiet, das zur Zeit der Erbauung noch nicht germanisch war, sondern keltisch. Auf altgermanischem Boden treten die ältesten Befestigungen erst einige Jahrhunderte vor Chr. auf und zwar in Ostdeutschland bei den Sueben (siehe Volksburgen).

Grotenburg RdgA, Taf.012, Abb

Die Grotenburg bei Detmold.

In Westdeutschland muss es nach dem Ausdruck saltus Teutoburgiensis zur Zeit der Römerkriege eine Teutoburg gegeben haben, die am wahrscheinlichsten in der Grotenburg bei Detmold zu erkennen ist: der Berg dort heißt noch im Mittelalter "Der Teut", und die Reste des "großen Hünenringes" zeigen nach keltischem Muster eine schlichte Bauart aus großen Steinblöcken, wie sie in den späteren Perioden germanischer Befestigungskunst nicht mehr vorkommt.

Die Sueben mit ihrem Kernvolk der Semnonen (Mark und Lausitz) waren die ersten großen Burgenbauer unter den Germanen, wahrscheinlich weil sie die Ostmark zu halten hatten gegen die Kelten in Böhmen und die sarmatischen Völker in Schlesien und Polen. Man gewinnt den Eindruck, dass hier in altgermanischer Zeit schon ähnliche Verhältnisse herrschten wie später unter dem Burgenbauer Heinrich I. (876-936).

Sachsenburgen[]

Die nächste große Zeit des Burgenbaus bzw. der Burgennutzung ist die der Sachsenkriege gegen Karl den Großen. So überliefern die fränkischen Annalen eine Reihe von Sachsenburgen, wie z.B.:

Hohensyburg Burgruine by Riessdo, 2014-10-28

Sächsische Volksburgen: Hohensyburg bei Dortmund

Fast alle dieser Sachsenburgen lassen sich im Gelände noch nachweisen und wurden zum guten Teil ausgegraben. Sie liegen auf Bergeshöhen, haben die unregelmäßige Form des Bergplateaus, an den Toren eingebogene Wallenden und an den gefährdeten Seiten vermehrte Vorlinien. Daneben haben in der Ebene die Burgen derselben Zeit runde oder ovale Form.

Von welchen Seiten die Sachsen zum Bau dieser Burgformen angeregt sind, war lange zweifelhaft. Denn in ihrer alten Heimat, in Schleswig-Holstein gibt es nur wenige und späte Burgen, in Dänemark werden die spärlichen Ringwälle [1] ins 9.-11. Jhd. datiert, und in Schweden und Norwegen kennt man ebenfalls vor der Wikingerzeit keinen Burgenbau in dem Sinne.

Ludwig Hölzermann (1830-1868) erklärte 1868 die Römerschanze bei Potsdam wegen ihres von innen her aufgeworfenen Walls, der eingebogenen Wallenden am Tor und der vermehrten Grabenlinien für das Nachtlager eines sächsischen Heerhaufens, der in der Völkerwanderungszeit in diese östlichen Gegenden versprengt worden sei. [2]

Landwehren[]

Landwehren treten eher in der Literatur auf, als man sie in der Wirklichkeit nachweisen kann. Der latus agger z.B., der Grenzwall, den die Angrivaren als Grenze gegen die Cherusker am Steinhuder Meer aufgeworfen hatten, ist im Gelände nicht nachzuweisen. Viele andere alte Landwehren dagegen, deren Lage (z.B. in den Pässen des Lippischen Waldes, an der Südgrenze von Altsachsen gegen Hessen, wie gegen Thüringen) überliefert ist, erweisen sich schon durch ihre Form als mittelalterlich. Noch zur Karolingerzeit haben Landwehren, Wegesperren, Talsperren immer das Profil von einfachem Wall und Graben, wie die Linie des römischen limes; der breite Wall mit Graben jederseits oder die zwei- und dreiwallige Landwehr ist überall, wo man sie einmal bestimmt datieren kann, erst aus dem 13., gewöhnlich aber 14. Jhd.

Flucht- bzw. Volksburgen[]

Nicht rein altgermanisch, sondern auch altgriechisch und italisch ist die Form des fürstlichen Wohnens auf einem offenen Hof am Fuß einer Fluchtburg (Volksburg). Diogenes Laertius erklärt, wie diese Fluchtburgen gedacht waren. Servius Tullius († um 534 v. Chr.), so sagt Laertius, legte sie an und nannte sie mit griechischem Ausdruck pagoyz (von pēgnymi) = 'Befestigungen'), damit die Bewohner des flachen Landes in Zeiten der Gefahr eine Zuflucht hätten; auf der Burg wurden Listen geführt von denjenigen, die zu ihr gehörten, wurden die Steuern erhoben und das Aufgebot gesammelt.

Königshöfe[]

Sabatz Nuremberg chronicles f 253r

Königshöfe

Diese Volksburg bestand auf altgermanischen Gebieten, bis der fränkisch-römische befestigte Herrenhof und weiterhin die dadurch hervorgerufene mittelalterliche Herrenburg sie ablöste. Der befestigte Herrenhof, im fränkischen Gebiet auf römischer Grundlage von selbst erwachsen, wurde in Norddeutschland durch Karl den Großen eingeführt (siehe Königshöfe).

An den Grenzen wie an Land- und Wasserstraßen legte Karl diese Höfe etappenweise an, mit Grafen und Königsbauern besetzt und als Unterkunfts- und Verpflegungsstationen für die vielfach verwendeten fliegenden Korps benutzt. Als Fluchtburgen dienten auch Kirchenburgen und Wehrkirchhöfe, die teils noch in der Renaissance errichtet wurden. Intakt gebliebene Fluchtburgen dieser Art behielten ihre Bedeutung bis in den 30-jährigen Krieg.

Herrenburgen[]

Bayeux Tapestry Szene 19 - Belagerung von Dinan

Turmhügelburg auf dem Teppich von Bayeux (Szene 19)

Vielfach ist im Sachsenland in der Form dieser Königshöfe der Einfluss der alten Volksburgen zu spüren. Er bricht noch stärker hervor, als es Sitte wird, dass adlige Herren ihre Höfe mit den Scheunen und Stallungen verließen und sich für die nächsten Bedürfnisse der Familie eine stark befestigte kleine Burg, an oder auf einem Berg bauten.

Das begann um 900 und wurde später durch Heinrich I. stark verallgemeinert. Im mittelalterlichen Burgenbau traten die romanischen und germanischen Elemente zusammen auf, vielfach getrennt, öfter auch gemischt.

Den rein romanischen Typus bot die Normannenveste mit dem Keep in der Mitte des viereckigen Burghofes und einfachen Linien der äußeren Umwehrung. Ihm entsprach die Warte in Form der motte und das Schloss der Deutschordensritter (siehe Herrenburg). Germanisch dagegen war die Anpassung des Grundrisses der Burg an das Gelände mit ungleichmäßiger Umwehrung an den verschiedenen Seiten, und die Besetzung des Innenraums durch Gebäude an der Mauer entlang, so dass in der Mitte ein Burghof frei bleibt. Dieser Typus wurde für das ganze deutsche und vielfach auch das wälsche Mittelalter maßgebend.

Stadt[]

  • Siehe Hauptartikel: Stadt

Die Stadt entwickelte sich, außer einigen Fällen, wo römischer Einfluß sie schon früh hervorgerufen hat (Köln), im Frühmittelalter durch Gründung einzelner Burg- oder Bischofsstädte, deren Verteidigungsring noch aus Wall und Graben bestand. Erst vom 12. Jhd. an wurden Städte zu Hunderten gegründet, und zwar, wenn eine Burg schon vorhanden war, gewöhnlich aus der an ihrem Fuß gelegenen offnen Siedlung, unter Einbeziehung der Burg in den neuen allgemeinen Mauerring, der oft, sofern der Stadt das Befestigungsrecht gegeben wurde, befestigungsmäßig ausgebauten Stadtmauer. Einen Namen auf -burg führen nur diejenigen Städte, die in solcher Weise eine vorher schon vorhandene Burg, sei es altgermanische Volksburg (Würzburg, Hammelburg) oder mittelalterliche Herrenburg (Quedlinburg, Merseburg) in sich aufgenommen haben.

Dorf[]

  • Siehe Hauptartikel: Dorf

Städte wurden immer mit einer Stadtmauer befestigt, Dörfer gelegentlich mit einer Dorfmauer. In der Renaissance wurden viele Dörfer erst befestigt, Pfaffenhofen bei Heilbronn etwa bekam eine Mauer mit Graben, drei Toren und drei Türmen.[3]. Vielfach sind heute nur noch Fragmente alter Dorfmauern vorhanden, oft erinnert nur noch eine Gasse namens An der Dorfmauer an die Dorfbefestigung.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Nordische Altertumskunde (Internet Archive). Sophus Müller. Übersetzung. V. Jiriczek. K.J. Trübner Verlag, Straßburg 1897-98. Bd. II, S. 241 ff.
  2. Lokaluntersuchungen, die Kriege der Römer und Franken, sowie die Befestigungsmanieren der Germanen, Sachsen und des späteren Mittelalters betreffend (ULB Münster). Hrsg: Verein für Geschichte und Alterthumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn, Paderborn 1878.
  3. Bericht über das Kulturdenkmal Pfaffenhofener Dorfmauer
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