Mittelalter Wiki
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Der Beifuß bzw. das Beifußkraut (Artemisia vulgaris) trägt viele Namen; darunter: Wilder Wermut, Weiberkraut, Jungfernkraut, Johannesgürtelkraut, Gänsekraut, Besenkraut, Sonnenwendkraut (siehe auch Johanniskraut), Mugwurz, Sonnwendgürtel, Thorwurz, Fliegenkraut, Werzwisch, Wisch oder Herba. Er ist in ganz Europa, Asien und Nordamerika verbreitet.

Beschreibung[]

Viele Heilkundigen beschreiben die Heilkraft des Beifuß: Hildegard von Bingen, Paracelsus, Tarbernaemontanus, Lonicerus... Der englische Botaniker, Arzt und Astrologe Nicholas Culpeper (1616–1654) schreibt im 17. Jh.: „Es ist ein Kraut der Venus. Seine Spitzen, Blätter und Blüten sind voll Tugend; sie sind aromatisch und äußerst sicher und hervorragend zur Behandlung von weiblichen Krankheiten.“

Als Heilpflanze[]

Als Heilpflanze wird Beifuß traditionell unterstützend bei Erkrankungen im Bereich des Magen-Darmtraktes oder bei Wurmbefall angewendet, und wirkt als durchblutungsförderndes, beruhigendes Mittel. In der Volksmedizin wird die Pflanze zudem bei Schwächezuständen und als Nerventonikum eingesetzt.

  • Beifußtee: 1-2 TL pro Tasse mit heißem Wasser üergießen. 5 min. ziehen lassen. Zur Appetitanregung 2-3 Tassen täglich vor den Mahlzeiten.

Als Räucherkraut[]

Auch ist der Beifuß ein wichtiges Räucherkraut, man hängte Beifuß Büschel in den Stall oder räucherte den selbigen damit aus, um die Tiere vor Krankheit zu schützen.

Mythologische Bedeutung[]

Der Beifuß wurde im Altertum als "Mutter aller Pflanzen" verehrt und seit der Antike als kraftvolle Heilpflanze beschrieben. Seinen Namen Artemisia vulgaris erhielt der Beifuß der Legende nach von der heilkundigen Artemisia II. († 351/350 v. Chr.), der Gemahlin des Königs Maussolos, die im 4. Jh. v. Chr. in Persien lebte. In einer anderen Theorie leitet sich der lateinische Name von der Götting Artemis, der Beschützerin der Gebärenden, ab.

Griechische Mythologie[]

In der griechischen Mythologie begegnen wir Artemisia I., der Herrscherin von Halikarnassos im 5. Jhd. v. Chr., die ebenso mit dem Beifuß verbunden ist. Die Griechen verehrten außerdem Artemis als Göttin der Jagd, des Waldes und des Mondes. Ihr waren zwei Pflanzen geweiht, die Fichte und der Beifuß. Als Muttergöttin wurde Artemis um Hilfe bei Geburten angerufen, und hier finden sich die ersten Hinweise auf die Heilkräfte dieser Pflanze. Sie galt als äußerst hilfreich bei allen Frauenbeschwerden, konnte Krankheiten heilen aber auch "schicken". So half es, auf den Nabel gelegt, bei Kindsnöten, doch sollte man das Kraut wieder abnehmen sobald das Kind geboren war, da es sonst großen Schaden brachte.

Germanische und keltische Mythologie[]

Die Namen Mugwurz, Sonnwendgürtel und Sonnwendkraut führen in die germanische und keltische Vergangenheit, laut einigen Ethnologen sogar bis in die indogermanische Zeit zurück. Die Mugwurz war eine keltische und germanische Kraftpflanze (mug = wärmen, kräftigen).

Als eines der sogenannten „Johanneskräuter“ hat Beifuß eine besondere Bedeutung . Darunter versteht man bestimmte Kräuter, die am Tag der Sommersonnenwende (ca. 24. Juni) - im Christum das Johannisfest - in voller Blüte stehen, z.B. Arnika oder Hartheu (das echte Johanniskraut). Nicht wenige Pflanzen wurden erst dadurch heil- und zauberkräftig, dass man sie am Johannistag in der Mittagsstunde pflückte.

Am Vorabend der Sommersonnenwende loderten nach dem alten, in ganz Europa verbreitetem Brauch, überall die Sonnwendfeuer empor. An diesem Tag gürtet man sich mit Kränzen aus Beifuß (und Eisenkraut), den Sonnwendgürtel und warf diese schließlich ins Feuer. Damit hatte man dem Feuer alle im kommenden Jahr möglichen Krankheiten übertragen und sich selbst gesund gemacht.

Gleichwohl besaß der germanische Donnergott Thor den Zaubergürtel Megingjardr. Mit diesem Gürtel konnte er seine Kraft verdoppeln und so gefährliche Reisen, Kämpfe und Abenteuer bestehen. Und wer immer sich stärken wollte, der brauchte nur einen Gürtel aus dem Gürtelkraut zu tragen. Auch dieser musste am kräftigsten Tag des Jahres, am Tag der Sommersonnenwende, geflochten werden - der Tag, an dem die Sonne, das lebensspendende Licht seine größte Kraft hat. Die Tradition der Sommerwendfeste lässt sich viele Jahrtausende zurückverfolgen. Am Ende dieses Festes warf man den Gürtel ins Feuer und mit ihm alles Schlechte, was einem bedrückte. Oder man behielt den geflochtenen Gürtel ihn um ihn als Schutz und Stärkung zu Tragen.

Volksglaube[]

Im Volksglauben hatte der Beifuß in Bezug auf Zauberwesen aber noch ganz andere Kräfte. Er trieb, im Haus aufbewahrt, den Teufel in die Flucht. Beifußwurzeln über der Eingangstür schützten das Haus vor Feuer und Dämonen. Beifuß war ein Abwehrzauber gegen das Nestelknüpfen (das einem ein bestimmtes Verhalten aufzwingen wollte) und verjagte alle Geister, die Eheleuten schaden wollten. Auch behexte Milch oder verschrieene Eier wurden durch einen Schlag mit dem Beifußstengel entzaubert.

Quellen[]

mystische Wirkung von Pflanzen] (Internet Archive). Version vom 17. Mai 2001.

Einzelnachweise[]

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