Beinschienen aus Bronze (Knemiden) sind bereits aus der Antike von Griechen, Etruskern und anderen Völkern des Altertums bekannt. Bei den Römern trugen die Veliten als leichtbewaffnete Infanterie, Samniter und Gladiatoren am linken, die Schwerbewaffneten (hastati) die Beinschienen (ocreae) dagegen am rechten, dem beim Kampf vorgesetzten Bein. [1]
Beschreibung[]
In den germanischen Funden bis zur Römerzeit (um 1-375 n.Chr.) fehlen metallene Beinschienen völlig. Wie Helm, Panzer und andere Stücke einer umfassenderen Schutzrüstung wurden sie in Mittel- u. Nordeuropa erst in nachrömischer Zeit übernommen. Aufgrund ihrer Kostbarkeit waren sie Anführern vorbehalten.
Frühmittelalter[]
Zur fränkischen Zeit (5.-9. Jh.) treten dann vereinzelt Beinschienen (beinbergae) auf, vornehmlich bei Rittern; doch beschützten sie mehr nur das rechte Bein, weil dieses beim Ausfall nicht so unmittelbar vom Schild gedeckt war. [2] Der Wert von zwei guten (d.h. metallenen) Beinschienen entspricht nach dem ripuarischen Landrecht (Lex Ribuaria, 7. Jh.) dem eines Helmes (tit. 36 cap. II: siquis weregeldum solvere debet, bainbergas bonas sex solidis tribuat). Paulus Diaconus (Kap. 40) erwähnt sie unter den langobardischen Königswaffen.
Der gemeine Krieger schützte (vgl. Agathias II, 5 von den Franken) Beine und Schenkel mit Bändern von Linnen und Leder [3] [4]. Auch Lederschienen und durch Metallplatten verstärkte Lederstrümpfe scheint man getragen zu haben. Die angelsächsischen Glossen übersetzen ocrea neben bán-beorg, bánrift, sceanc-gebeorg mit letherhosa und scinhosa [5].
9. Jahrhundert[]
Die erste Darstellung von Metallbeinschienen ist von einem sächsischen Reliquiar aus der Zeit nach 890 [6], wo ein Däne dünne Metallplatten trägt, die vorn an den Strümpfen befestigt sind und vom Spann bis zum Knie reichen. In romanischer Zeit bestehen die Beinschienen ganz aus Eisen oder Stahl und legten sich vom Knie bis zum Fuße reichend um die vordere Hälfte des Unterschenkel. Sie bilden ein wesentliches Stück der ritterlichen Rüstung.
Hochmittelalter[]
Auf einigen Miniaturen des späten 13. Jhs. erscheinen verzeinelt bereits Beinschienen, die über der Kettenbekleidung getragen werden. [7]
Spätmittelalter[]
Ende des 13. Jhds. wurde zur Verstärkung des Maschenschutzes zuerst gesottenes Leder (fr. cuir, bouilli) benutzt, welches oft mit Metallbuckeln beschlagen war, d. h. mit großen runden und unten vernieteten Nagelköpfen. Die wohl zuerst erschienenen ledernen Beinschienen dieser Machart hießen Lersen oder auch Ledersen (fr. cuiriers). [8]
14. Jahrhundert[]
Erst am Ende des 14. Jhs. wurden Beinschienen allgemein üblich. Zunächst bestand der hintere Teil der Beinrüstung aus Leder und die Oberschenkel waren durch lederne Röhren geschützt. Auf den Knien befanden sich eiserne Kacheln, und am vorderen Teil der Unterschenkel wurden zum größeren Schutz teils Eisenschienen angebracht.
15. Jahrhundert[]
Diese breiteten sich immer mehr aus und bildeten so den Anfang zum eisernen Beinschienen der Plattenrüstung, welche in der 1. Hälfte des 15. Jhds. ihre Vollendung erhielten. [9] Als Teil dieser bildeten sie die Panzerhosen bzw. das Beinzeug. Sie bestanden aus einzelnen Blechstücken, die im Kniestücks (genouillières) durch lockere Nieten beweglich verbunden waren.
Quellen[]
- Hefner-Alteneck, Jakob Heinrich von. Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Internet Archive). Band 1-10 : nach gleichzeitigen Originalen. Frankfurt am Main : H. Keller, 1879.
- Heyne, Moriz. Fünf Bücher deutscher Hausaltertümer von den ältesten geschichtlichen Zeiten bis zum 16. Jh. (Internet Archive). (1899). Leipzig 1899-1903. Band III, S. 253, 286.
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 214.
- Pierer's Universal-Lexikon, Band 14 (Volltext auf Zeno.Org). Altenburg, 1862. S. 627. (Rüstung)
- Bild: Taberna Mercatoria, Mittelalter Shop - Beinschienen aus Metall
Einzelnachweise[]
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon (auf Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905–1909. Bd. 17, S. 334-337 (Rüstung).
- ↑ Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer (Zeno.Org). Leipzig 1885., S. 363-369 (Harnisch).
- ↑ vgl. die Darstellungen in den Manuskripten: Jahns Kriegsatlas. Tafel 37, 6
- ↑ Westwood, J. O.: Facsimiles of the miniatures & ornaments of Anglo-Saxon & Irish manuscripts (Internet Archive). London : B. Quaritch, 1862, Tafel 8
- ↑ Keller, May Lansfield. The Anglo-Saxon weapon names treated archæologically and etymologically (Internet Archive). Heidelberg, C. Winter, 1906. S. 111 f. 270 f.
- ↑ A complete view of the dress and habits of the people of England (Google Books). S. J. Strutt, 1796-1799. Bohn, 1842. Tafel XXIV
- ↑ Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. II, S. 28, Tafel 131D
- ↑ Demmin, Augustec. Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Internet Archive). Leipzig : P. Friesehahn, 1893. Classic Reprint: Forgotten Books (31. Oktober 2018). ISBN 0365623105. S. 70.
- ↑ Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. III, S. 27, Tafel 195