Der Bernburger Typus bzw. Walternienburg-Bernburger Typus ist die Bezeichnung für die typischen Merkmale der Keramik aus der Walternienburg-Bernburger Kultur. Diese spätneolithische Kultur konzentrierte sich im Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts, des Thüringer Beckens und Frankens von 3200 bis 2800 v. Chr. Leitformen waren verzierte/unverzierte bauchige Tassen mit breitem Henkel, Amphoren, Vorratsgefäße mit durchlochtem Rand, Wellenrandgefäße, Kragenflaschen und sog. Tontrommeln. [1]
Beschreibung[]
Der Begriff vom Bernburger Typus wurde 1892 vom deutschen Prähistoriker Alfred Götze geprägt, so benannt nach einer ungefähr in der Mitte des Verbreitungsgebietes liegenden reichen Fundgegend an der unteren Saale. Hierbei handelt es sich um eine der kleineren neolithischen Formengruppen, die hauptsächlich durch ihre Keramik gekennzeichnet waren. [2]
Der Bernburger Typus wird charakterisiert durch weitmündige Töpfe, Schalen und Tassen aus feinem Ton in sauberer Ausführung mit schön geglätteter, meist schwarzer (seltener roter oder gelblicher) Oberfläche, oft großen und breiten Bandhenkeln, zuweilen mit wellenförmig ausgezacktem Mundsaum und vertieften geradlinigen Ornamenten, unter welchen parallele Zickzacklinien und schraffierte Dreiecksbänder weitaus vorherrschen.
Eine keramische Besonderheit der Gruppe bilden große kelch- oder aufsatzförmige Scheingefäße ohne Boden, die man für Trommeln (?) erklärt hat (s. Tontrommel). Die Fundstellen sind häufig Massengräber in Steinpackungen unter Erdhügeln. Mehrfache Spuren sind auf Ausübung des Leichenbrandes gedeutet worden, scheinen aber nicht ganz sicher zu sein.
Die Gruppe umfaßt, nicht mehr ganz eindeutig abgegrenzt, auch die großen Gräberfelder von Tangermünde und Molkenberg zu beiden Seiten der Elbe im nördlichen Teil von Sachsen. In Brandenburg finden sich Henkelschalen vom Bernburger Typus neben Kugelamphoren, woraus sich die Gleichzeitigkeit dieser beiden Kulturgruppen ergibt. Der Bernburger Typus ist also spätneolithisch, er zeigt auch stilistisch nahe Beziehungen zu den nordischen Gruppen der ausgehenden Steinzeit: Schnurkeramik, Megalithkeramik usw. obwohl er sich sonst von diesen scharf genug unterscheidet. Die Steinwerkzeuge und die nur in kleinen Fragmenten vorkommenden Metallsachen sind nicht charakteristisch.
Galerie[]
Quellen[]
- A. Götze in Zeitschrift für Ethnologie. Band 24, 1892. Verh., S. 182 ff. Band 32, 1900, S. 264 ff.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 1. Johannes Hoops, 1918-1919. S. 259 f.
Einzelnachweise[]
- ↑ Wikipedia: Walternienburg-Bernburger Kultur
- ↑ Die Gefässformen und Ornamente der neolithischen schnurverzierten Keramik im Flussgebiete der Saale. Alfred Götze. Jena 1891.