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Bernstein ist eines der ältesten Handelsgüter in Europa. Schon in der Jungsteinzeit (5500 bis 2200 v. Chr.) wurden in Mitteleuropa neben Feuerstein, Steinwerkzeugen, Tongeräten, Schmucksachen (Muscheln) auch Bernstein gehandelt.
Allgemeines[]
Bernstein ist eine leichte, brüchige, hyaline Steinart von braungelber Farbe. Dieses fossiles Baumharz wurde in tertiärer Zeit durch Nadelbäumen abgesondert. In Europa findet sich Bernstein in mehreren Ländern im Süden, wie in Sizilien und in Rumänien, zumeist aber im ostbaltischen Gebiete und in West-Dänemark.
Der nordeuropäische Bernstein, der sich durch einen größeren Gehalt an Bernsteinsäure von dem südlichen unterscheidet, wurde von der ausgestorbenen Pinus succinifera (Bernsteinkiefer) abgesondert und stammt aus dem Samland (Bernsteinland) im Ostbaltikum. Von hier wurde in präglazialer Zeit der Bernstein von den Flüssen über weite Strecken bis nach Dänemark transportiert und später in Moränen und Sandschichten eingelagert.
In postglazialer Zeit hat das Meer an den nordischen und deutschen Küsten, besonders in Ostpreußen und an der dänischen Nordseeküste, den Bernstein aus den Moränen und Sandschichten losgespült und auf die Ufer geworfen. Es ist dieser Strandbernstein, nicht der tiefer eingelagerte, der im Altertum eine so große Rolle gespielt hat.
Geschichtliche Entwicklung[]

Neuer Bernstein entsteht
In der Steinzeitkultur des Westbaltikums wurde der skandinavische Bernstein in großem Maße zu Perlen verarbeitet (s. Bernsteinaxt und Perlen). Aus dem Spätneolithikum (2450-2000 v.Chr.) wurden in einem Grabhügel in Lanarkshire (Schottland) Bernsteinäxte in Perlenform ausgegraben. Sie sind aus skandinavischen Bernstein und wurden irgendwann zwischen 2450 und 2000 v. Chr. aus dem Norden Europas importiert. [1]
Die Bedeutung des Bernsteins im Handel der Bronzezeit ist allbekannt (s. Handel). In der Eisenzeit vom 3. Jhd. n. Chr. an bis ins 11. Jhd. kommt der Bernstein noch einmal als Perlenschmuck zu häufiger Verwendung. Auch der Bernstein in Ostpreußen kam später zu großer Bedeutung. [2]
Bernsteinhandel[]
Der in Nordeuropa sehr geschätzte Bernstein ging von Skandinavien auf den Handelswegen in verschiedene Richtungen bis über die Niederlausitz hinaus, nach Thüringen und Hannover-Westfalen, nach Süddeutschland bis in die Alpenvorlande (Schweiz, Bodensee). Schon in vorgeschichtlicher Zeit gelangte er vor allem aus dem Gebiet der Elbemündung nach Skandinavien und durch ganz Mitteleuropa nach Süden bis zu den Mittelmeervölkern.
Jungsteinzeit[]
An den Küsten von Nord- und Ostsee ist Rohbernstein in guter Qualität und in großen Brocken leicht zu finden. Das fossile Baumharz lässt sich einfach zu attraktiven Schmuckstücken verarbeiten. Aus der Jungsteinzeit (5500 bis 2200 v. Chr.) sind große Colliers nur selten erhalten; sie könnten sowohl von Frauen, als auch von Männern getragen worden sein. Die doppelaxtförmigen Anhänger scheinen besonders zur Zeit der Megalithgräber eine magische Bedeutung besessen zu haben.
Die großen durchbohrten Scheiben kommen nur im späten Abschnitt der Jungsteinzeit um 2500 v. Chr. vor; sie wurden von Männern als Gürtelschmuck verwendet. Als begehrtes Tauschobjekt ist nordischer Bernstein während der gesamten Jungsteinzeit bis nach Mittel- und Süddeutschland gelangt. Bernstein war also schon vor 5000 Jahren das »Gold des Nordens«. [3]
Kupfersteinzeit[]
Es spricht mehreres dafür, dass schon seit Beginn der Metallzeit (Kupfersteinzeit ab ca. 4500 v.Chr.) der aus den Mittelmeerländern die Rhone aufwärts in die mitteleuropäischen Länder und weiter zum älteren Bernsteingebiet führende Handelsweg eine wichtige Rolle spielte.
Bronzezeit[]

Bernstein-Collier aus Magdalenenberg (Hallstattzeit).
Im Austausch gegen diesen Bernstein in die Nachbargebiete kamen geformten Goldspiralringe in Umlauf, die als Zahlungsmittel dienten (siehe Ringgeld). Mit dem Nachlassen des Goldimportes trat die Bronze mehr und mehr als wichtigstes Austauschmittel gegen den Bernstein in den Vordergrund. Die Richtung der Wege des älteren Bernsteinhandels läßt sich in umgekehrter Richtung des Goldstromes bis Böhmen und Bayern verfolgen.
Antike[]
Zu Beginn der Antike verlor der Bernsteinhandel wegen der Abneigung der klassischen Kunst gegen die Verwendung des Bernsteins seine Bedeutung für den größten Teil der Mittelmeerländer. Für die transalpinen Völker, außer in Italien, behielt er aber seine Wichtigkeit, wenn auch nicht in demselben Maße wie zuvor.
Später gewann der Export des Bernsteins auf dem Landweg zum Mittelrhein und von da die Rhone abwärts größere Bedeutung, auf welchen Weg jüngere literarische Nachrichten deuten (Diodor V25. Plinius HN. 37, 35). Später kam Pytheas von Massalia auf seiner Entdeckungsreise in das westliche Bernsteingebiet.
Fundstätten[]

Fund mit Bernsteinäxten aus dem Neolithikum (Låddenhøj, Dänemark).
Die Fundgebiete des Bernsteins lagen fast ausschließlich in Nordeuropa. Eines der nördlichen Hauptfundgebiete seit Beginn der Metallzeit war die jütische Halbinsel (heutiges Dänemark) vom Elbemündungsgebiet bis zur Spitze; ein zweites lag im Samland.
Diese Fundgebiete bescherten den angegliederten und um die westliche Ostsee gelagerten Landschaftengruppen eine recht einheitliche und frühzeitige Kulturblüte. Das westliche Fundgebiet des Bernsteins war in der späteren Latènezeit für den Handel im Wesentlichen ausgeschöpft.
Warenwert[]
Bernstein behielt während der Römischen Kaiserzeit (um 1 bis 375 n. Chr.) seinen Wert in der Ausfuhr und steigerte ihn noch, als das östliche Fundgebiet im Samland an die Stelle des westlichen trat. Von der Menge des aus Samland in den Handel gelangenden Bernsteins gibt der Bericht des Plinius in der Naturalis Historia über die Reise des römischen Ritters einen Begriff.
Dieser brachte für die Festspiele Neros viel Bernstein nach Rom [4]. Auch im inneren Verkehr Germaniens war der Bernsteinhandel von Bedeutung. Auf ihm beruhte die lebhafte Verkehrstätigkeit im Gebiete der Weichselmündung.
Die Germanen brachten den Bernstein nach Pannonien. Im 6. Jahrhundert ließen die Bewohner des Samlandes, die Aestier, durch Gesandte Bernstein (sucina) als Geschenk dem Ostgotenkönig Theoderich überreichen. Dessen Dankschreiben von 523/26 [5], lehrt, daß der Bernstein damals noch nicht gegraben wurde.
Galerie[]
Quellen[]
- Der Bernsteinschmuck der Steinzeit (Google Books): Von der Baggerei bei Schwarzort.... Richard Klebs. Hartung, 1882
- Der alte Bernsteinhandel der cimbrischen Halbinsel und seine Beziehungen zu den Goldfunden (Google Books), O. Olshausen in Zeitschrift für Ethnologie und Verhandlungen der Berliner Anthropologischen Gesellschaft. 1890/91.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 373 ff.
- Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde (Internet Archive). Otto Schrader. K. J. Trübner Verlag. Straßburg, 1901. Art. 'Bernstein'.
Einzelnachweise[]
- ↑ 1,0 1,1 National Museums of Scotland: Beads of amber (ID: 000-190-000-962-C)
- ↑ Monographie der baltischen Bernsteinbäume (Google Books). Mit zahlreichen Literaturnachweisen. Hugo Wilhelm Conwentz. Commissions-Verlag W. Engelmann in Leipzig, 1890
- ↑ Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf. Ausstellung im Archäologischen Landesmuseum
- ↑ Naturalis Historia. Plinius (37, 45): ut retia coercendis feris podium protegentia sucinis nodarentur, harena vero et libitina unius diei apparatus in variatione pompae singulorum dierum esset e sucino.
- ↑ Cassiodor. Var. 5, 2 mit Hinweis auf Tacitus, Germania. c. 45): sucina quae ad vos Oceani unda descendens hanc levissimani substantiam, sicut et vestrorum relatio continehat, exportat mit den anschließenden Worten sed unde veniat, incognitum vos habere dixerunt
- ↑ JORVIK: Artefact Gallery (York Archaeological Trust)