Mittelalter Wiki
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Die Beschwörung, auch Evokation (von. lat. evocatio = Herausrufung) ist im Volksglauben ein wesentlicher Bestandteil des Zaubers: das Zauberwort oder die Zauberformel, die die Handlung begleitet und dieser besondere Kraft gibt. Durch die Beschwörungsformel hatte der Beschwörer die Dinge und die Dämonen, die sich in diesen zeigten, in seiner Gewalt.

Etymologie[]

Das ahd. biswerien, wovon das Subst. abgeleitet ist, heißt 'durch Zaubersprüche bewältigen'.

Beschreibung[]

Galt es Unheil abzuwehren, so wurde die Beschwörungsformel zum Bannspruch, galt es Glück und Vorteile zu erringen, so wurde sie zum Wunsch- und Segensspruch. Sie bestand entweder aus den einfachen Bann- oder Wunschworten mit einer Anrede an den zu beschwörenden Gegenstand oder aus einem epischen Eingang und der eigentlichen Beschwörung. Krankheiten, Unwetter, Druckgeister (z.B. Alp), schädigende Tiere, Dinge, in denen man einen Fetisch des Mitmenschen sah, das schadenbringende Feuer usw.

Versuchte man durch Beschwörung zu beseitigen, aber auch Unglück, Krankheit, Viehverlust, Unwetter konnte man durch sie dem Gegner bringen. Ebenso sollten Beschwörungen eine Zielperson zur Liebe zwingen (Skirnismal 25 ff.) oder sonst den Willen eines Mitmenschen beugen können [1]. Auch der Zauberer des eddischen Havamal deutet eine ganze Reihe Beschwörungsformeln an, die ihm in allen Lagen des Lebens zur Verfügung stehen, ohne jedoch die Sprüche selbst zu verraten (v. 146 bis 163).

Totenbeschwörung[]

Eine besondere Rolle spielten Beschwörungsformeln im altgermanischen Seelenglauben. Durch sie zwang man die Seelen der Verstorbenen zu erscheinen, dem Beschwörer willfährig zu sein und ihm vorallem die Zukunft zu verkünden.

Diese überall verbreitete Totenbeschwörung, die "Nekromantie" der Griechen, wurzelte tief bei den Germanen. Um das Schicksal der Götter zu erfahren, beschwor Odin die tote Völva (Baldrs draumar I); um die Abstammung ihres Schützlings zu erforschen, erweckte Freyja die Hyndla (Hyndluliodh I).

Zuweilen läßt der Zauberer oder die Völva die Beschwörungsformel von anderen singen. So wird von nordischen Völven berichtet, dass sie Knaben und Mädchen begleitet hätten, damit diese die varðlokkur 'die Geisterzitationen' sängen. Diese Totenbeschwörung hat sich bis zur Gegenwart erhalten.

Einfluss des Christentums[]

Obgleich die Glaubensprediger gegen die Totenbeschwörung eiferten, erhielt der Glaube an die Geisterbeschwörung gerade durch das Christentum neue Nahrung. Durch die Schriften der Kirchenväter fand der orientalische Glaube an die bösen Geister und vor allem an den Teufel auch bei den germanischen Völkern Eingang. Er wurde geradezu zum Dogma der neuen Rehgion, und so wurde die Kirche selbst die Pflegerin der Beschwörung.

Die altheidnischen Beschwörungsformeln wurden in christliches Gewand gehüllt und nun vielfach die Beschwörung als Privilegium der Geistlichkeit angesehen. Unter diesen Beschwörungen begegnet während des ganzen Mittelalters vor allem die Beschwörung des Teufels und aller unreinen Geister, der Exorzismus, der von Geistlichen vorgenommen wurde, wenn man den Menschen vom Teufel besessen wähnte. [2] [3]

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. vgl. Bósasaga. Hrg. v. Jiriczek. S. 100 ff.
  2. Mannhart. Zauberglaube und Geheimwissen. 3. Aufl. (1897)
  3. Lehmann. Aberglaube und Zauberei. 2. Aufl. (1908)
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