Der Biber (Castor fiber L.) kam früher in fast ganz Europa vor und war auch den Indogermanen schon bekannt. Für das häufige Vorkommen des Bibers im mittelalterlichen Europa sprechen zahlreiche alte Ortsnamen, wie z.B. in England Beverley, in Deutschland Beverstedt, Beverungen, Bebra, Biberach u.a.
Wirtschaftliche Bedeutung[]
Das sog. Bibergeil (lat. castoreum), eine wachsähnliche Masse mit starkem Geruch und bitterwm Geschmack, die bei beiden Geschlechtern aus Drüsen unten in der Bauchhöhle neben den Geschlechtsteilen abgesondert wird, hieß ahd. bibarizzi n. oder bibargeila, bibares geila, ags. beferes herþþan, dh. 'Biberhoden', weil man glaubte, dass die Hoden der Sitz dieser Masse seien. Der Biber nutzt dieses fetthaltige Sekret zur Fellpflege und zum Markieren seiner Reviergrenzen. Dieses Bibergeil wurde noch bis ins 19. Jh. für medizinische Zwecke genutzt. Es galt als Heilmittel gegen Epilepsie, Krämpfe oder Nervosität. Auch als Bestandteil von einigen Parfüms wurde es eingesetzt, da man ihm eine aphrodisierende Wirkung nachsagte.
Auch als Fleischspeise wurde der Biber bereits in den steinzeitlichen Pfahlbauten der Schweiz nachgewiesen. Allerdings verbot Papst Zacharias im Jahre 751 den Genuß des Biberfleisches in einem Brief an Bonifazius (MGH Epist. 3, 370). Otter und Biber wurden von der Geistlichkeit allerdings auch nicht zu den Säugetieren, sondern zu den Fischen gerechnet. Daher war ihr Fleisch gleichzeitig klösterliche Fastenspeise, wie Ekkehard IV. (St. Gallen) in seinem Liber benedictionum (71) berichtet. [1]
Etymologie[]
Der indogermanische Name des Bibers *bhebhrus, *bhibhrus ist den asiatischen mit den europäischen Sprachen gemein: aind. babhrús '(rot)braun', subst. masc. 'Ichneumon'; awest. bawra- m. 'Biber'; lat. fiber (spätlat. beber, die Grundlage der romanischen Namen it. bevero, frz. bièvre, ist aus dem Keltischen oder Germischen entlehnt). Das gall. bibr- in Ortsnamen wie Bibrax, Bibracte, korn. befer; germ. *bebruz, *beburuz m.: ahd. bibar, mhd. nhd. biber, mnd. nnd. mndl. nndl. bever, ags. béfer, me. béver, ne. beaver, anord. bjórr aus *beburuz (dän. baever, schwed. bäfver sind niederdeutsche Lehnwörter); alle mit der Bedeutung 'Biber'. Das idg. *bhebhrus, *bhibhrus ist eine Reduplikationsbildung zu der in lit. béras, lett. bérs 'braun', nhd. Bär, ags. ahd. brún, nhd. braun enthaltenen Wurzel. idg. bher-, bheru- 'braun'. Der Name bedeutet also wie Bär - 'der Braune'. In Griechenland fehlt der Biber und mit ihm sein alter Name, ein Beweis, dass Griechenland für die Heimat der Indogermanen nicht in Betracht kommt (vgl. 'Birke').
Jagd[]
Für die Jagd auf Biber bediente man sich im Mittelalter besondrer Biberhunde (ahd. bibarhunt), die ähnlich wie die Dachshunde abgerichtet waren, den Biber in seinen unterirdischen Höhlen aufzusuchen (vgl. Lex Baivariorum, Text 3, XIX 4: „De eo cane, quem bibarhunt vocant, qui sub terra venatur".
Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 1. Johannes Hoops, 1918-1919. S. 277.
- Barbara Mertin: Castoreum - das Aspirin des Mittelalters. Biologiezentrum Linz, Österreich, 2003, Oenisia 9, zugleich Kataloge der OÖ. Landesmuseen, Neue Serie 2 (2003), S. 47-51.
Einzelnachweise[]
- ↑ Hoops, aaO. Bd. II, S. 64 ff.