Mittelalter Wiki
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Ein regelmäßiger Postdienst scheint auf den Britischen Inseln der angelsächsischen Zeit noch nicht bestanden zu haben. Der König, wie jeder andere Herr, hatte allerdings das Recht auf die Verpflegung seiner Diener, die seine Geschäfte versahen, und Pächter von Lehen (s. Lehnswesen in England) waren oft verpflichtet, für die Unterkunft seiner Boten zu sorgen [1].

Beschreibung[]

In den walisischen Marken und in einigen anderen Gegenden dienten die radmen oder radchenistres ihren Herren als berittene Boten. [2] Eine Urkunde des angelsächsischen Königs Beorhtwulf von Mercien († 852) [3] befreite für ihn selbst und für alle Mercier das Kloster Bredon (Worcester) von den Pflichten, „die wir cumfeorme und eafor nennen", sowie „von der Verpflegung (pastus) aller meiner Pferde, oder ihrer Knechte".

Die Verpflichtung, auf die der König hiermit verzichtete, war die des Gütertransports und der Beförderung von Boten. Eafor ist das spätere ags. aver [4], das in seiner Ableitung ags. average in Schottland als Bezeichnung für Transportdienste noch lange in Gebrauch blieb. Das Verbum ags. averian, aferian kommt in dem Geneatriht der sog. Rectitudines vor: „reiten und Pferde-Spanndienst leisten, Transportladung führen, (in Fron) arbeiten und dem (Guts)herrn Gastung leisten, ... fremde Ankömmlinge zum Gutsdorf holen". [5]

Von einem Überrest solcher Dienstleistungen wird im Domesday-Buch (I 56/2) berichtet. Die Pächter der 276 Hagen auf König Edwards acht Hufen zu Wallingford (Berkshire) leisteten des Königs Dienst mit Pferden oder zu Wasser bis Blewbury, Reading, Sutton Courtenay und Bensington.

Herolde und Gesandte[]

Willehalmsteppich Sigmaringen 1360-1420, trachtenkunstwer04hefn Taf.224C3

Willehalm von Orlens entsendet einen Boten (Pittipas) mit Nachrichten nach England (Willehalmsteppich Sigmaringen, 1360-1420)

In der oben erwähnten Urkunde des Kloster Bredon, wo der König auf gewisse Verpflichtungen verzichtete, hielt er allerdings andere, die mehr den Charakter von Ehrenpflichten hatten, aber praktisch kaum zur Geltung kamen, aufrecht. Wenn z.B. Herolde übers Meer kamen auf dem Wege zum König oder Gesandte aus dem Stamm der Westsachsen oder aus dem Stamme der Northumbrier, wenn sie um die dritte Stunde des Tages oder um Mittag (zum Kloster) kamen, so sollte ihnen das Mittagessen (prandium) gegeben werden; wenn sie nach der neunten Stunde kamen, so sollte ihnen das Nachtessen (noctis pastus) gegeben werden.

Gewisse Pächter hatten auch für die Verpflegung der faestingmen des Königs, einer besonderen Klasse königlicher Boten, zu sorgen [6].

Legati regis[]

Die Legati regis (ein etwas unbestimmter Ausdruck, in einigen Fällen = 'Gesandte', in anderen = 'Richter') sollten unterwegs unterstützt werden von den Bürgern gewisser Städte nach Gepflogenheiten, die zuerst im Domesday-Buch erwähnt werden. Wenn z.B. des Königs legati nach Torksey kamen, sollten die Leute dieses wic sie mit ihren Schiffen und anderen Fahrzeugen nach York befördern, und der Sheriff sollte von seinem Vorrat Lebensmittel für die legati und die Matrosen liefern.

Auf der Reise zum Kontinent wurde in Canterbury Gras für ihre Pferde geliefert und von Dover heißt es: „Wenn zur Zeit König Edwards (1239-1307) die Boten (missatici; im Schwarzen Buch St. Augustins legati) des Königs dahin kamen, so zahlten sie 3 Pence im Winter und 2 Pence im Sommer für den Transport eines Pferdes; aber die Bürger lieferten einen Steuermann (stiremannum) und noch einen Gehilfen; und wenn mehr nötig waren, so wurden sie auf des Königs Kosten geliefert.“

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Traill's Social Engl. I, 317
  2. S. Maitland, DB. aaO. 306.
  3. Thorpe Diplomat. aaO. 101
  4. s. New English Dictionary. s. v.
  5. s.a. Kemble, Codex Diplomaticus. III 450: Tiddenham, Glouc.
  6. vgl. über sie Vinogradoff, Growth of the Manor, S. 282 (1905)