Brandgruben bzw. Brandgrubengräber (auch Brandflecke oder Brandgräber) ist die Bezeichnung für eine eigentümliche Grabform der älteren Eisenzeit (800-450 v. Chr.), deren Wesen darin besteht, dass der gesamte Leichenbrand unmittelbar in eine zu diesem Zweck ausgehobene flache Vertiefung im Boden geschüttet wurde.
Beschreibung[]
Die Beisetzung der zu Asche gebrannten Gebeine ohne weiteren Schutz als den einer Erdgrube oder einer Aushöhlung zwischen Steinen war neben der Urnenbestattung schon in der jüngeren Bronzezeit (1300-800 v. Chr.) üblich (Beingrube). Während aber damals die Knochen sorgfältig ausgelesen und gereinigt worden waren, warf man sie jetzt mit den anderen Überbleibseln des Scheiterhaufens, wie Kohle, Asche, Steinchen, verbrannter Erde, zusammen, so dass der Inhalt eines solchen Grabes einen schwarzen Klumpen bildet, worin jene Reste mit den Beigaben in völliger Unordnung durcheinander liegen.
Die Grabbeigaben bestehen vorwiegend in Kleingerät, besonders Nadeln und Spangen, die zur Kleidung gehört haben. Sie zeigen meist die Einwirkung des Feuers, sind aber oft auch absichtlich beschädigt. Vor allem sind die Waffen in der Regel gewaltsam verbogen, die Tongefäße in viele Stücke zerschlagen. Dem liegt offenbar der Gedanke zugrunde, dass der Zerstörung des Leibes auch die seiner Ausrüstung folgen müsse, damit der Tote sie im Jenseits gebrauchen könne. Nur eine Abart der Brandgruben stellt die Urnenbrandgrube dar, bei der die Branderde meist über oder neben die Knochenurne geschüttet ist.
Brandflecke[]
Das Aufkommen des neuen Brauches lässt sich am besten auf Bornholm (Dänemark) verfolgen, wo schon der dänische Historiker Anders Sørensen Vedel (1542–1616) große Gräberfelder und Tausende von Brandgruben untersucht hat. In der ersten Eisenzeit (550-350 v. Chr.) ließ man die Rückstände der Verbrennung ausgebreitet auf dem Erdboden liegen und deckte sie mit einem niedrigen Steinhaufen (Röse) zu.
Sie erscheinen als schwärzliche Oberflächenschicht, welche den vielfach für die ganze Gruppe gebrauchten Namen Brandflecke (Brandpletter) eigentlich verdient. Nach und nach wurden die Steinhaufen kleiner angelegt und die Brandreste durch Vertiefung des Bodens auf einen entsprechend engeren Raum zusammengedrängt. So entstanden um die Mitte des 4. Jhd. v. Chr. die echten Brandgruben.
Die Steinbedeckung schrumpfte bei ihnen schließlich bis auf einen einzigen Stein zusammen oder fällt überhaupt weg. Während der Latèneperiode herrschten auf der Insel die Brandgruben fast ausschließlich. Sie überwogen auch während der römischen Zeit und behaupten sich neben anderen Grabformen unverändert bis ins 3. Jhd. n. Chr. Der Wechsel der Zeiten zeigt sich nur in der allmählich reicher werdenden Aussteuer, die man dem Toten auf den Scheiterhaufen gab.
Geographische Verbreitung[]
Die Bestattung in Brandgruben mit ihren Begleiterscheinungen verbreitete sich etwa gleichzeitig mit der Einführung des Eisens von den östlichen Alpenländern aus über Nordwestdeutschland westlich der Elbe Nach Nordeuropa. Wurzel gefasst hat sie jedoch nur im Osten des germanischen Gebietes. Der Westen hielt durchaus an der früheren Begräbnisweise in Urnen mit Auslese der Knochen fest.
Dieser Gegensatz spricht neben anderem für eine schon damals vorhandene Stammesverschiedenheit zwischen Ost- und Westgermanen, und er dauert während der folgenden Perioden fort. Von Bornholm, dem Hauptsitz des Brauches, gelangte er im 2. Jh. v. Chr. nach Nordostdeutschland. Die völlige Übereinstimmung der gleichzeitigen Gräberfelder in Hinterpommern, Westpreußen und im nordöstlichen Posen mit den bornholmischen ist eine Bestätigung der durch historische Nachrichten und Namensforschung wahrscheinlich gemachten Stammesgleichheit der beiden Bevölkerungen (Burgunden).
Innerhalb der nördlichen Gruppe der Ostgermanen dehnte sich diese Bestattungsart dann weiter aus: Südposen, Schlesien, die Niederlausitz und die östlichen Teile der Mark nahmen sie schon im letzten Jh. v. Chr. an und behielten sie zum Teil bis in die spätrömische Zeit bei. In Ostpreußen überdauerte sie die Zeit des römischen Einflusses noch um Jahrhunderte.
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Quellen[]
- Nordische Altertumskunde (Internet Archive). Sophus Müller. Übersetzung. V. Jiriczek. 2 Bände. K.J. Trübner Verlag, Straßburg 1897-98. Bd. II, 18 ff.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 308 f.
- Undset, Das erste Auftreten des Eisens in Nordeuropa (1882).