Mittelalter Wiki
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Die Bronzegefäße der Latènezeit werden in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. von den griechischen Erzeugnisse aus den klassischen Epochen des 5. und 4. Jhds. geprägt. Diese werden durch den Handel in den Kreis der keltischen Latènekultur und von da weiter auch zu den Nordgermanen gebracht.

Überblick[]

  • Klassisch-griechische Fabrikate (Latènestufe A und B).
    • Latènestufe A (5. Jh.v.Chr.)
    • Latènestufe B (4. Jh.v.Chr.)
  • Alt-keltische Fabrikate (Latènestufe C).
    • Latènestufe C (250-150 v.Chr.)
  • Jüngere keltische Fabrikate (Latènestufe D).
    • Latènestufe D (150 v.Chr. - 15 n.Chr.)
    • a) Jüngere keltische Fabrikate.
  • Römische Handelsware (Römische Kaiserzeit)
    • b) Italische Fabrikate.
    • c) Provinzial-römische Fabrikate.

Klassisch-griechische Fabrikate[]

Wo die Industriezentren der Bronzegefäße der klassisch-griechischen Fabrikate gelegen haben, ist nicht restlos gesichert. Manches weist auf Unteritalien, wo die Griechen seit Jahrhunderten festen Fuß gefaßt hatten. In letzter Linie kann man aber diese Fabrikation auf die altgriechische zurückführen, die an der kleinasiatischen Küste mit den Errungenschaften der mykenisch-kretischen Kunst weiter arbeitete.

Vielfach ist ein Unterschied zwischen originalem Import und der Nachahmung zu machen. Die Formen können griechisch-italischen Ursprungs sein, aber das Beiwerk verrät die Nachahmung; oder auch Reparaturen wurden in keltischen Werkstätten ausgeführt. Gerade importierte Bronzegefäße waren in erster Reihe die Vermittler der Formen, aus denen sich ein typisch keltischer Ornamentstil herausbildete.

Die Eingangspforten für diese fremden Einflüsse lagen nicht nur in Südgallien (Massilia), sondern, wie schon früher in der Hallstattperiode, auch an der nord-adriatischen Küste, besonders für die spätere Zeit, (Aquileja).

Latènestufe A[]

In der Übergangsperiode (Latènestufe A = 5. Jhd. v. Chr.) finden sich noch einige Formen aus der späten Hallstattzeit, so z.B. die enggerippten Cisten und jüngere Situlen, sowie der bauchige Kessel mit eisernen Tragringen. Dazu treten jedoch auch neue Formen:

  • Dreifuß von Dürkheim: mit reichem figürlichen Schmuck (Tierkampfgruppen, Reiterfiguren), als Träger von größeren Gefäßen, wie Stamnoi, Becken und dgl. Die Formen sind italischen Ursprungs, deren Vorstufen aus älterer Zeit zahlreich in Olympia gefunden wurden.
  • Feldflasche: singulär, mit sehr feiner, gepunzter Verzierung (geometrische Muster und Tierfries in konzentrischer Anordnung), wahrscheinlich italischer Herkunft im Zusammenhang mit älteren Formen.
  • Schnabelkanne aus Bronze, mit gerade abfallenden Palmetten und Masken attachen. Hier lassen sich originale Arbeiten von einheimischen Um- und Weiterbildungen unterscheiden. Nicht älter als 450 v. Chr.
  • Schüsseln oder Becken, flach, niedrig und breit, ohne und mit aufrechtstehendem Bügelhenkel an Blattattachen; Rand geperlt; darunter „graviertes" oder gepunztes Zierband (Flechtband, laufender Hund).
  • Stamnos, konischer Kesseleimer mit bogenförmiger Schulter, scharf abgesetztem niedrigen Hals und breit ausladendem Rand; in mittlerer Höhe feste Handhaben mit Silensköpfen an den Attachen.

Die etruskischen Bronzegefäße, Dreifuß, Stamnos und Schnabelkanne, aus dem Bad Dürkheimer Fürstengrab (5. Jh.v.Chr.) vertreten die älteste etruskische Importschicht im Rhein-Mosel-Gebiet und sind wohl nicht als normale Handelsware zu werten, sondern eher als diplomatische Geschenke, mit denen etruskische Geschäftsleute den Handel mit den neuen Machtzentren in die Wege leiteten. [1]

Latènestufe B[]

Griechischer Bronzeeimer aus Möen, Dänemark, RdgA Bd1, Taf.018, Abb.007

Griechischer Bronzeeimer aus Möen, Dänemark

Die Hauptmasse deer griechischen Exportware auch ein Jahrhundert später noch, in der Latènestufe B, im Zentrum der keltischen Industrie des 5. Jhs. v. Chr. haften.

  • Eimer: eiförmig, mit Fuß, Doppelhenkelösen am Rande, darunter offene Palmette mit Spiralmotiven. Datierung noch schwankend; wohl ältere und jüngere Varianten zu unterscheiden.
  • Kessel: fragmentiert, mit breiter, scharf abgesetzter Schulter, auf der die wulstförmigen Henkelösen mit Silensmaskenattachen für die fehlenden beweglichen Tragringe angelötet sind.

Keltische Fabrikate[]

Erst im 3. Jh.v.Chr. drangen die südlichen Einflüsse von nun an wieder stärker bis nach Nordeuropa vor und berührten auch die germanischen Stämme, die die alten, bronzezeitlichen Gewohnheiten allmählich ganz ablegen. Erst jetzt konnte man auch in Nordeuropa von einer voll entwickelten Eisenzeit sprechen. Der Export von Bronzegefäßen, im Besonderen aus keltischen Werkstätten, war jedoch noch in der mittleren Latèneperiode (= Reinecke Stufe C; 250-150 v.Chr.) eher spärlich. Erst in ihrem letzten Abschnitt änderte sich das.

Latènestufe C: Alt-keltische Fabrikate[]

Bronzekanne mit Ausgußrohr, Frankreich, RdgA Bd1, Taf.020, Abb.003

Keltische Bronzekanne mit Ausgußrohr, Frankreich

Unter dem Einfluss des griechischen Imports bildet sich zwar in eigenartiger Weise die alt-keltische Metallindustrie der ersten beiden Latènezeitlichen Stufen (A und B) auf heimischem Boden aus, aber gerade an Bronzegefäßen fehlt es unter den Funden.

Bekannt ist jedoch eine Bronzekanne mit Ausgußrohr und breiter Fußplatte aus dem Waldalgesheimer Fürstengrab bei Bingen in Rheinland-Pfalz (330–320 v. Chr). Sie ist reich verziert mit gepunzten und plastischen Mustern im Latènestil, ein Gegenstück der Latène-Stufe C stammt aus Frankreich (Bild). [2]

Bezeichnend für keltische Metallwerkstätten ist eine Reparatur, die am berühmten Dreifuß von Dürkheim ausgeführt worden ist - eines der hervorragendsten griechischen Importstücke. Das zugehörige Kohlenbecken, auf dem das große Henkelgefäß (Stamnos) aufgesetzt war, wurde repariert: die aus Eisen bestehende, durchbrochen gearbeitete Bodenplatte mit zwei im Wappenschema zusammengestellten aufrechtstehenden Tieren, die in ihrer Stilisierung völlig un-griechisch sind, kann nur in einer keltischen Werkstatt hergestellt sein. [3]

Latènestufe D: Jüngere keltische Fabrikate[]

  • Zeitperiode: Latènezeit, Stufe D (150 v.Chr. - 15 n.Chr.)

Der Spanne der Latènezeit, die fünf bis sechs Jahrhunderte zusammenzufasst, entspricht eine lang andauernde Entwicklung der Metallindustrie, unter deren Einfluss auch die germanischen Gebiete standen. Es waren hintereinander drei Quellen, aus denen Importartikel, damit also auch die Bronzegefäße, nordwärts in das Gebiet der Germanen flossen:

  • die keltische Industrie,
  • die italische Industrie,
  • die provinzial-römische Industrie.

Diese drei Kreise standen untereinander in einem inneren Zusammenhang: Der keltische und der italische Fabrikationskreis knüpften, jeder in seiner Art, an die vorausgehende Blüte des klassisch-griechischen und hellenistischen Kunstgewerbes an. Wahrscheinlich greifen sie teilweise sogar noch weiter zurück auf altitalische (hallstättische) und altgriechische Traditionen.

  • Kessel mit einem bauchigen Unterteil aus Bronzeblech und einem breiten, angenieteten Rande aus Eisen; an letzterem kleine besonders befestigte Attachen mit beweglichen Tragringen aus Eisen. Die Kesselhaken unterscheiden sich kaum von den noch heutzutage benutzten.

Aus diesem Kreise der keltischen Metallindustrie stammen auch singulare Formen, wie ein reich profilierter mit tierischen Motiven ausgestatteter Henkelbecher von Mollerup (Viborg) und Fragmente eines Kessels von Rynkeby (Kertemunde, Dänemark).

Er ähnelt dem Kessel von Körchow, dessen Rand durch reichen figürlichen Schmuck (ganze Tierfiguren in Relief, menschliche Masken und Tierprotomen) ausgezeichnet ist. Und schließlich gehört auch der berühmte Silberkessel von Gundestrup (Jütland) zu diesem Fabrikationskreis, dessen fabelhafte Figurenszenen und symbolische Darstellungen auf Mythus und Religion der Kelten bezogen werden müssen.

Übergang zur Römischen Kaiserzeit[]

Aus dem keltischen und italischen Fabrikationskreis ging als neuer Zweig die provinzial-römische Industrie hervor. Gegen Ende des letzten vorchristlichen Jahrtausends nahm in Italien die Bronze-Industrie einen gewaltigen Aufschwung und war die Veranlassung zu einem Massenexport von Gefäßen, die ihren Weg über die Donau fanden und im besonderen durch das Elbtal, teilweise wohl auch die Oder entlang bis nach Norddeutschland und Skandinavien gelangten.

Im Handelswesen der Römischen Kaiserzeit wurden allmählich mit dem germanischen Norden die keltischen Produkte von den italischen abgelös. Mit der Erweiterung der Grenzen des Römischen Reiches wurde die Fabrikation aus dem Mutterland nach Nordeuropa übertragen; die Folge war der Aufschwung der provinzialen Industrie. Die gesamte Jahrhunderte dauernde Entwicklung versteht man allerdings nur, wenn man sie unabhängig von einem chronologischen Schema in ihrem Zusammenhang betrachtet.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Historisches Museum der Pfalz, Speyer: Dreifuß
  2. Lindenschmit, Altert. u. h. Vorz. aaO. Bd. III, I 2. Rev. archeol. 1883 pl. 21
  3. Lindenschmit, Altert. u. h. Vorz. aaO. Bd. II, II 2, 4