Mittelalter Wiki
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Dieser Artikel wurde am 28. Oktober 2019 als Spotlight vorgestellt.

Brunnen nennt man die Sammlung von Quellwasser in mehr oder weniger künstlich gefassten, größeren oder geringeren Vertiefungen der Erde. Dabei unterscheidet man zwischen natürlichen Springquellen (Springquellbrunnen) und gegrabenen bzw. gebohrten Brunnen (Bohrbrunnen), bei denen unterirdische Quellen geöffnet und dann in Fassung gebracht werden.

Beschreibung[]

Nach der verschiedenen Art und Weise, wie das Wasser aus der Brunnenfassung zum Gebrauch hervorgeholt wird, zerfallen die Brunnen in Schöpfbrunnen, Ziehbrunnen, Pumpbrunnen und laufende Brunnen, je nach Standort in Wandbrunnen, Nischenbrunnen und Freibrunnen.

  • Brunnenstuben bzw. Brunnenkammern - überwölbt, mit einer Tür und einem Dach (Brunnendecke, Brunnengehäuse) ummauerte Springquell- oder Röhrbrunnen.
  • Freibrunnen - Örtlich freistehender Brunnen
  • Nischenbrunnen - Benannt nach seinem Standort.
  • Pumpbrunnen - Bei diesen unterscheidet man Druckwerke und Saugwerke.
  • Röhrbrunnen - Hierbei ergießt sich das Wasser sich in ein großes Becken, in dessen Mitte sich eine Säule, ein Pfeiler oder ein ganzes Etagenwerk erhebt.
  • Schöpfbrunnen - Hierbei wird das Wasser durch ein Stirnrad (Brunnenrad), an dessen Welle sich ein Seil mit 2 Finnen befindet, geschöpft.
  • Schwengelbrunnen - mit einer aufrecht stehenden Säule (Brunnensäule, Brunnenschere), worauf sich ein langer Balken (Schwengel), der am unteren Ende schwerer ist, mit einer langen Stange (Brunnenstange) befindet, an welcher ein eiserner Haken mit einem Eimer ist.
  • Wandbrunnen - Benannt nach seinem Standort.
  • Ziehbrunnen - Dieser erhielt ein in der Regel steinernes Gewicht zum Aufhängen der Rolle, an der die Eimer liefen.

Etymologie[]

Worte wie got. brunna, asächs. brunno, ahd. brunno, prunno, ags. fries. burna, anord. brunnr (bruðr) m. ahd. sót, ags. séað n.) ags. wiella, m. wielle f., dän. væld und die damit urverwandten mhd. quelle f. und (in Ortsnamen) swall m., swelle f. beziehen sich sämtlich auf das Aufwallen des gleichsam kochenden Wassers. Auch ahd. asächs. ags. spring m. (zu mhd. urspring vgl. anord. uppspretta f.) drücken das lebhafte Empordringen einer natürlichen Wasserader aus.

Daneben erscheint als alte Bezeichnung von Quellen ahd. mari, meri (-mar), ags. mere, das aber zumeist eine sich morastartig verbreitende Quelle bezeichnet. Diese Worte werden u.a. durch deutsche Ortsnamen (z.B. besonders Geismar in Thüringen, das viermal für Orte mit mineralischen Quellen bezeugt ist) erwiesen.

Allerdings verschieben die Ausdrücke ihren Wert durchaus: So wird z.B. ahd. sót in Mitteldeutschland vornehmlich für mineralische Quellen verwendet (vgl. den mehrfach wiederkehrenden Ortsnamen Söden), Das séað in angelsächsischen Flurnamen ist einfach eine Grube, oft ohne Wasserinhalt (Stein-, Sand-, Kalkgrube). Im Skandinavien wurden die alten Wörter schon recht früh zurückgedrängt durch kelda f., das ursprünglich nur die 'kalte' Quelle meint, im Gegensatz zu vermsl n. pl., der tiefen Quelle, die auch im Winter nicht einfriert; kelda kann aber auch die Bedeutung 'Morast' haben.

Altndt. putti, ahd. phuzzi m. (phuzza f.), ags. pytt m., anord. pyttr m. repräsentieren ein frühes lateinisches Lehnwort, das noch bis heute am Niederrhein und in Westfalen es seine Bedeutung als 'Ziehbrunnen' bewahrte und auch auf den modernen Pumpbrunnen übertragen wurde. Im Englischen (und ebenso im Nordischen) gelangte pyt schon früh zur Bedeutung 'Grube', wobei nicht einmal ein Wasserinhalt notwendig ist; im deutschen 'Pfütze’ bedeutet es eine morastige Wasserstelle mit oder ohne Quellzufluss, aber mit Ausschluss jeder künstlichen Anlage oder Vorrichtung.

Natürliche Quellen[]

Drei oder vier Arten von natürlichen Quellen legten frühzeitig künstliche Fassung oder Schutz und Sicherung nahe:

  • die heiligen und heilkräftigen, von denen nicht wenige später von christlichen Kirchen umschlossen erscheinen (wie z.B. in Heilsbronn, Paderborn, Echternach, St. Quirin in Luxemburg);
    • die Salzquellen, wo zugleich der praktische Nutzen die Sicherung forderte.
  • Quellen, deren Besitz dem Ansiedler von täglichem Wert und Nutzen war
  • Quellen, die im Fall einer Kriegsnot eine größere Anzahl Menschen und ihr Vieh tränken mussten.

Auffindung[]

Brunnenwasser muss aus Stein, Kies oder festen Erdarten quellen, hell, ohne Farbe, ohne Geruch und ohne Geschmack sein. Für Auffindung verdeckt liegender Quellen hat man verschiedene aus der Beobachtung geschöpfte Anhaltspunkte. So zeigt z.B. in flachen Gegenden besonders üppiger Gras- und Pflanzenwuchs einer Stelle vorhandene Wasserquellen an. Meist findet man da Quellen, wo viele nur an feuchten Orten wachsende Kräuter stehen, Huflattig, Riedgras etc. Auch das längere Grünbleiben derselben bei eintretender Trockenheit ist ein Indiz. Wo bei sonst trockener Witterung vor Sonnenaufgang Dünste aufsteigen, wo am Fuße eines Berges die Steine schwitzen, in Vertiefungen benachbarter Anhöhen, in der Nähe eines Flusses etc., dort sollte man nach Quellen graben.

Besonders aber ist es die Kenntniss der geologischen Verhältnisse der Erdschichten, welche am sichersten zur Auffindung selbst sehr tief liegender Quellen führt. Das Wasser der Erdoberfläche sickert durch die das wasserdurchlässigen Erdschichten (Dammerde, Sand, Sandstein, Kreidekalk), bis es auf horizontale undurchdringliche Schichten (Ton, Lehm, Kalkmergel, Kalkstein) gelangt, wo es sich ansammelt. Solche Quellen liegen oft außerordentlich tief, so dass ihre zu Tageförderung große Mühe und Kunst erfordert.

Ausbau[]

Wittelsbacher Brunnen München, Schnitzel bank 2015-05-24

Wittelsbacher Brunnen (Lenbachplatz, München)

Bohrbrunnen[]

Bei Bohrbrunnen ist von Mistgruben entfernt und an vor Überschwemmung gesicherten Orten anzulegen. Die Ausgrabung (Abteufung) geschieht 2,4 bis 3 m weit. Man gräbt so lange, bis das Wasser 1,8 bis 2,4 m hoch im Brunnen steht, oder macht mit dem Bergbohrer Löcher so tief in den Grund, bis man reines Wasser erhält und steckt alsdann Röhren hinein.

Brunnenstuben[]

Von der Natur gebildete Springquellen werden als Springquellbrunnen eingefasst und entweder an Ort und Stelle oder durch Röhren geleitet an anderen Orten benutzt. In letzterem Falle gräbt man nach, bis die Quelle stark genug ist, und führt dann 1,2 bis 1,8 m ins Geviert eine ca. 60 cm dicke Mauer um diese Brunnenstube bzw. Brunnenkammer. Diese versieht man mit einer Tür und einem Dach und führt um obige Mauer eine zweite Mauer. Der 30 bis 60 cm breite Zwischenraum beider Mauern wird Tyonkammer genannt und mit fettem Ton ausgestampft, um Unreinigkeiten von der Brunnenstube abzuhalten.

Röhrenbrunnen[]

Auf der Seite, nach welcher die Röhrenfahrt kommen soll, legt man bei Röhrenbrunnen eine Ausflussröhre ein, die mit einem engen Gitter, um Unreinigkeiten abzuhalten, versehen ist. Eine Abflussröhre führt das überflüssige Wasser ab. Die Röhrenfahrt (Brunnenfahrt, Brunnenleitung) muss wenigstens 90 cm tief gelegt werden, damit sie im Sommer kühl, im Winter vor Frost gesichert ist. Die Ausflussröhre muss etwas höher liegen, als der Ausguss der in die Röhrenfahrt senkrecht eingeschlagenen Röhre (Brunnenstock), in welcher das Wasser zum Ausfluss aufsteigt.

Pumpbrunnen[]

Wenn man bei Pumpbrunnen die Pumpröhre um eine geringe Entfernung von der Brunnenröhre wegleitet, so heißt das eine Verlegung oder ein Schleppwerk. Wenn man die Pumpröhre um eine geringe Entfernung von der Brunnenröhre wegleitet, so heißt das eine Verlegung oder ein Schleppwerk. Bei sehr steigenden und fallenden Brunnenfahrten ist es nötig, von Zeit zu Zeit senkrecht in die Fahrt eingeschlagene, oben offene, jedoch durch ein leichtes Dach vor der Witterung gesicherte Röhren (Windstöcke), welche die verschlossene, die Röhren leicht aus einander pressende Luft abführen, anzubringen.

Sinkwerk[]

Eine eigene Art, die Brunnen auszumauern, wenn man durch Bohren eine Quelle gefunden hat, man aber durch flüchtigen Sand oder zu lockere Erde graben müßte, so dass leicht wieder viel Sand oder Erde nachsinken würde, ist das Sinkwerk. Dabei macht man das Brunnenloch einige Fuß tief, verfertigt dann darüber einen dreifachen Kranz (Rost) aus Eichenholz und führt darauf die Einfassungsmauer auf, die durch eigene Schwere und durch allmähliches Ausgraben der Erde unter ihr immer tiefer in das ausgehöhlte Brunnenloch hinabsinkt.

Die Brunnenmauer (Brunnenkessel) wird, nachdem das Brunnenloch mit Bohlen verschalt ist, auf einen Brunnenkranz (Brunnenkasten) aufgeführt, zuweilen der Brunnen auch nur mit einem hölzernen Geländer umgeben oder auch durch eine hölzerne Decke (Brunnendecke, Brunnengehäuse, Brunnenschrank) verwahrt. Zur Abführung der Dünste werden bei tiefen Brunnen Luftzüge hinter der Mauer angelegt.

Reinigung[]

Zum Reinigen der Brunnen ist es nötig, Kiesel- oder Tuffsteine von Zeit zu Zeit auf den Grund zu schütten. Das Wasser eines Brunnens muss erst einige Male ausgeleert und Salz hineingeworfen werden; dasselbe muss geschehen, wenn der Brunnen fertig wird.

Entwicklung[]

Brunnen in Form von gefassten Quellen oder Ziehbrunnen waren schon im frühesten Altertum hochgeschätzt, und eine allgemein übliche Form mit Schwingbaum, einem doppelarmigen Hebel mit Wassereimer an einem und Gegengewicht am anderen Ende, wie sie auf ägyptischen Denkmälern abgebildet ist, hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten und findet sich noch vielfach in ländlichen Gegenden. Nach Strabon hatten die Ägypter tief ausgegrabene und ausgemauerte Brunnen. Der Brunnen auf Elephantine z.B., aus Quadersteinen aufgeführt, stand mit dem Nil in Verbindung und zeigte durch einen Maßstab an der Mauer das Steigen und Fallen des Flusses.

Die nomadischen Völkerschaften Asiens sammelten Quell- und Regenwasser in Zisternen, die als die ersten Anfänge der Brunnen zu betrachten sind. Geschätzter aber waren Brunnen mit Grund- oder Quellwasser, das man, wenn möglich, in Röhren zur Stadt leitete. Während die Griechen anfänglich zumeist lebendige Quellen und Zisternen kannten, hatte später jede bedeutendere Stadt wenigstens einen Brunnen, der künstlerisch ausgestattet und einer bestimmten Gottheit geweiht war.

Vorrömische Eisenzeit[]

Bei vorgeschichtlichen Fluchtburgen in Mittel- und Nordeuropa ist die Frage der Wasserversorgung nicht immer aufgeklärt: anfangs werden wohl einfache Zisternen (hol, wazzerhol) angelegt sein, deren Spuren Ausgrabungen kaum mehr ans Licht bringen können. Da Wallburgen zumeist auf Hochflächen liegen, die Quellen aber meist am Berghang entspringen, so war es nicht immer möglich, diese in die Hauptbefestigung mit einzubeziehen. So liegt z.B. in der Herlingsburg ('Skidroburg') bei Schieder a. d. Emmer, deren Entstehung bis in die Spätlatènezeit (190 v. Chr. bis 0) zurückreicht, 300 m von der Burgecke entfernt eine starke Quelle, doch fand man auch einen künstlichen Brunnen im Inneren [1].

An Brunnen versammelten sich in früheren Zeiten besonders die jungen Leute, und nicht selten wurden auch Kriegslager und feste Wohnplätze dort aufgeschlagen, wie dies die Namen vieler Städte beweisen.

Römische Eisenzeit[]

Römischer Brunnen Pompeji, MgKL Wm03500a, Fig.01

Römischer Brunnen (Pompeji, 1. Jh.)

In Rom behalf man sich lange Zeit mit Tiber- und Quellwasser, bis durch Wasserleitungen Wasser in die Stadt geführt und dort in Kasten und Brunnen aufbewahrt wurde. Unter den Kaisern hatte fast jedes Haus in Rom seinen Brunnen oder wenigstens Wasserbehälter, die das Wasser in Zimmer, Säle, Gärten etc. führten und auch Springbrunnen bildeten.

Reste altrömischer Brunnen haben sich auch noch in Pompeji erhalten. Die zahlreich in den Museen vorkommenden Brunnenfiguren zeugen dafür, dass die Römer auch auf die künstlerische Ausstattung der Brunnen hohen Wert legten. Ziehbrunnen und Zisternen waren den Römern ebenfalls bekannt, und wie die Griechen verehrten sie bei Brunnen, besonders Gesundbrunnen, Gottheiten; es wurde jenen selbst göttliche Verehrung zu teil und ihnen Wein, Blumen, Öl, Kuchen, kleine Goldmünzen, Böckchen etc. geopfert.

Die Brunnen wurden auch als Orakel angesehen; so z.B. der Brunnen im Tempel des Erechtheus zu Athen, der im Tempel des Poseidon Hippios bei Mantineia, der vor dem Tempel der Demeter zu Paträ, wo Kranke untrügliche Orakel erhalten haben sollen, der der Egeria vor dem kampanischen Tor in Rom u.a.

Germanische Gebiete[]

Während die Germanen zwar eine ganze Anzahl von Ausdrücken für natürlich fließende Quellen hatten, konnte bei keinem ihrer Stämme die künstlich gefasste oder mechanisch erschlossene Wasserader mit einem besonderen Wort belegt werden, wie etwa die Römer z.B. lat. fons und puteus unterschieden.

Das von den Römern übernommene Lehnwort puteus büßte im Laufe der Zeit fast überall seine vornehme Bedeutung wieder ein. Für die Vorliebe der Germanen, sich in der Nähe von Quellen anzusiedeln, braucht es kaum das bekannte Zeugnis des Tacitus (Germ. 16 [2]): „Sie [die Germanen] wohnen gesondert und auseinander, wie Quelle, wie Feld, wie Wald gefiel.“

Die germanischen Stämme waren bei ihrem Reichtum an Quellen aber auch weniger auf das Aufgraben künstlicher als auf das Benutzen und Erhalten der natürlichen Wasserzuflüsse angewiesen, und es beziehen sich daher die vielen deutschen Ortsnamen mit „Brunn“ nur auf Quellen, die mit besonderer Stärke hervordrangen, oder auf Gesundbrunnen. Allerdings sind bei allen germanischen Stämmen die mit Quellnamen identischen Siedlungsnamen sehr zahlreich: bei den Deutschen überwiegen die Namen mit -brunno [3], daneben kommen besonders -spring und -houbit vor.

Künstliche Einfassungen[]

Die künstliche Erschließung und dauerhafte Fassung von Wasseradern scheinen die Germanen erst von den Römern gelernt zu haben: dafür spricht u.a. die gleichartige Erscheinung der ältesten germanischen und gewisser römischer Brunnenanlagen auf mitteleuropäischem Boden. Auch in den Kastellen und befestigten Römerlagern spielte die Wasserversorgung eine große Rolle: So deckten Forscher z.B. auf der Saalburg bei Homburg bis 1897 nicht weniger als 41 Brunnen auf, 18 gemauerte und 23 Schachtbrunnen, von denen 15 eine Holzverschalung hatten.

Ähnliche Anlagen finden sich zunächst auch bei den Germanen innerhalb ihrer befestigten Orte und Fluchtburgen. So fanden Forscher z.B. auf der Altenburg bei Niedenstein, einer großen chattischen Volksburg, oblonge Ausschachtungen, die einen Bodenbelag aus starken Eichenbohlen (dillen) und eine ebensolche Verschalung aufweisen und von lebendigen Wasseradern gespeist wurden.

Ebenso aber sehen die Brunnen aus, welche man 1908 im Römerlager Oberaden bei Lüne (Nordrhein-Westfalen) aufgedeckt hat. Beide Anlagen hatten wahrscheinlich eine überhöhte Randverschalung, vielleicht mit einem Schutzdach und einer Schöpfvorrichtung. Als Namen für einen solchen oblongen Schachtbrunnen entlehnten die Germanen das lat. puteus, außer lacha das einzige Lehnwort, das sie dem römischen Wasserversorgungswesen entnahmen.

Völkerwanderungszeit[]

Bei den Angelsachsen halten sich die Bezeichnungen für Quelle -burna und -wiell die Wage [4]. In Nordeuropa steht -kelda im Vordergrund. Besonderes Interesse verdienen zwei Gruppen: die alten mythologischen, die leider durch die Überlieferung stark beeinträchtigt und entstellt sind, und dann die besonders in Oberdeutschland sehr große Zahl der nach dem Ansiedler benannten, mit einem Personennamen im ersten Glied.

Jünger als die ersten Brunnen mit Holzverschalung sind dann die steinernen Brunnen: Schachtbrunnen und Brunnenstuben, welche seit dem Beginn der Völkerwanderungszeit für verschiedene germanische Stämme bezeugt, auch bei den Franken, Sachsen und Angelsachsen durch Ausgrabungen gesichert sind. Als Beispiele dienen u.a. der mit Steinen ausgesetzte Brunnen im Innern der Skidroburg [5] und das große gemauerte Quellenhaus im Tönsberglager (Oerlinghausen) [6];

Frühmittelalter[]

Eine besondere Bedeutung gewannen die Brunnen seit dem Beginn des Mittelalters durch die Entwickelung des Burgenbaues einerseits und der Stadtanlagen anderseits. Wegen der häufigen Fehden und Belagerungen wurde die Gewinnung von guten Brunnen zu einer für Städte und Burgen gleich wichtigen Lebensfrage, und der Reinhaltung der Brunnen wurde eine besondere Sorgfalt zugewendet, besonders seit dem Einbruch verheerender Epidemien, die zumeist auf die Vergiftung der Brunnen zurückgeführt wurden. Auch in der Nähe von Kirchen pflegte man Brunnen anzulegen, aus denen man anfangs das zum Bau nötige Wasser, später das zum Weihen bestimmte Wasser entnahm (Kirchenbrunnen).

Auf der Hohensyburg bei Dortmund, einer sächsischen Volksburg aus dem 8. Jh., liegt z.B. die sehr ergiebige Petersquelle an der Nordspitze der Vorburg, wo das Wasser anfänglich über eine Zisterne in die Hauptburg geleitet worden sein könnte [7]. Spätestens für die Karolingerzeit (751-911) ist auch bereits der Röhrenbrunnen anzusetzen. Als ein heimisches Wort für einen künstlich vertieften und gefassten Brunnen mit einer mechanischen Vorrichtung zum Schöpfen diente galgo - 'Galgen'. Diese Bezeichnung begegnet uns z.B. für die Reichenhaller Salzbrunnen schon in der Notitia Arnonis (790) und den Breves Notitiae (etwa 790).

Trevisani, Francesco, Christus und die Samariterin am Brunnen, 77j541a

Christus und die Samariterin am Brunnen (Francesco Trevisani, 1656-1746)

Aus dem 9. Jhd. stammen die ältesten literarischen Belege für das Lehnwort puteus in der Bedeutung eines oblongen Schachtbrunnens. So bieten fränkische Autoren, wie z.B. der Fuldaer Übersetzer des Tatian († ca. 170 n. Chr.), Otfried von Weißenburg und der Verfasser des Lorscher Gedichts von Christus und der Samariterin, den wechselnden Gebrauch von fons und puteus (in Ev. Joh. c. 4) mit brunno einerseits und anderseits mit phuzzi, puzzi oder buzza wieder.

Auf der Hünenburg (Rinteln) bei Todenmann (Kr. Rinteln) aus dem 10. bis 11. Jhd. ist die 600 m von der frühmittelalterlichen Herrenburg entfernte Quelle unter den unmittelbaren Schutz einer vorgeschobenen Warte gestellt.

Hochmittelalter[]

Von künstlerisch ausgestatteten Brunnen aus der Zeit des romanischen Stils sind keine hervorragenden übriggeblieben, da sie meist unter der Herrschaft des gotischen und des Renaissancestils umgestaltet und erweitert worden sind.

Seit dem 12. Jhd. kommen Brunnen in Klöstern und Städten in reicher architektonischer Form vor; ihr Aufstellungsort sind Plätze, Höfe und Kreuzgänge. Die bildlichen Darstellungen, die als Gemälde, Reliefs, Statuen oder ganze Gruppen den Brunnen zieren, sind Bilder von Kirchenheiligen, namentlich Maria, St. Michael und St. Georg. Dazu kommen Helden der historischen Zeit und Allegorien.

Spätmittelalter[]

Aus der Zeit des Spätmittelalters sind die Brunnenmündungen in Venedig, aus denen das Wasser der Zisternen geschöpft wurde, wegen ihrer altar- oder kapitellartigen Form und ihres plastischen Schmuckes besonders bemerkenswert.

Ein schönes Beispiel aus dem 14. Jhd. für eine kunstvolle Brunneneinfassung aus weißem Marmor befand sich in Venedig im Hofe der Casa Borsata (Palazzo Borsato, heute Ca' Nova) unweit des Campo Santo Stefano. Die Leine lief vom obersten Stockwerk des Hauses in die Zisterne herunter, welche in dem ziemlich engen Hof lag. Über dem auf der Vorderseite befindlichen leeren Wappenschild war an einem Stechhelm mittels einer Kette ein Spruchband befestigt, mit der Inschrift: „hilf. her. got.“ und darüber standen die gotischen Buchstaben „r n i“, woraus anzunehmen ist, dass das Werk von einem deutschen Künstler gearbeitet wurde. Der obere aus Facetten gebildete Fries und das Laubwerk erinnerten an ähnliche Verzierungen an romanischen Kapitälen in Deutschland.

Eine weitere kunstreich geschmückte Brunnenmündung aus weißem Marmor befand sich im Palazzo Correr (heute Museo Civico Correr), unweit dem Campo Giovanni e Paolo. Die Öffnungen in den reichen Bogenstellungen im romanischen Stil waren mit Rankenwerk verziert, worin verschiedene Vögel und Blumen angebracht waren. [8]

Prächtige, architektonisch und plastisch gleich glänzend ausgestattete Brunnen gotischen Stils sind unter anderen auch der Altstadtmarktbrunnen in Braunschweig (1408) und der 1355 bis 1361 gebaute „Schöne Brunnen“ in Nürnberg. Dieser ist mit seinen ca. 6 m Beckendurchmesser und 18 m Höhe auch aufgrund seiner vielen Standbilder an den Nebenpfeilern zugleich lehrreich, das Eisengitter stammt aus dem Jahre 1586. Der Schöne Brunnen enthält in einer oberen Reihe Moses mit sieben Propheten, in einer unteren die sieben Kurfürsten, dann Chlodwig, Karl den Großen und Gottfried von Bouillon; Josua, David und Judas Makkabäus; Hektor, Alexander und Julius Cäsar.

Der um 1390 erstellte gotische Fischmarktbrunnen zu Basel zeigt Maria, Johannes, Petrus, Erzväter und Propheten, und die allegorischen Figuren der Beharrlichkeit, Gerechtigkeit, Gottes- und Menschenliebe. Eine häufige Brunnengestalt ist Moses, und dessen neutestamentliches Gegenbild Christus mit der Samariterin. Durch seinen zierlichen schmiedeeisernen Aufbau zeichnet sich der fälschlich dem Maler Quintin Massys zugeschriebene Brunnen(um 1490) bei der Kathedrale in Antwerpen aus.

Renaissance[]

Seit dem 16. Jhd. bahnte sich in der frühneuhochdeutschen Schriftsprache eine Trennung sich zwischen 'Quelle' und 'Brunnen' an, die jedoch nie volkstümlich wurde. Unter den mythologischen Figuren, die seit dem 16. Jhd. als Brunnenverzierung beliebt werden, nimmt Neptun die erste Stelle ein, im Gefolge von Najaden, Nereiden, Tritonen und Seepferden. Mehr lokaler Natur, aber oft durch besondere Frische und Anmut ausgezeichnet, sind Wappentiere (Bär, Greif, Löwe), oder Wappenhalter mit dem Wappenschild oder Lanzknechte u. dgl. Noch charakteristischer sind Ehrensäulen für die Städtegründer, z.B. Kaiser Augustus auf dem Augustusbrunnen in Augsburg, oder alte Helden.

Im 16. und 17. Jhd. wurden auch in Deutschland häufig Brunnen mit einer schmiedeeisernen Umfriedigung (z.B. der Gänsemännchenbrunnen in Nürnberg) oder mit einem ganzem, kunstvoll geschmiedeten Gehäuse (Brunnen in Neiße von 1686) angelegt. Die Renaissance bildet die Brunnen in ihrem Stil in der Regel so, dass sich in der Mitte des Beckens eine Säule erhebt, auf deren Kapital man eine Figur stellte. Viele alte Städte haben solche Brunnen noch als Schmuck ihrer Straßen und Plätze bewahrt, wie z.B. Basel, Schwäbisch Gmünd, Rothenburg, Rottweil, Nürnberg, Augsburg und München. [9]

So entstanden in der Renaissancezeit auch in Deutschland zahlreiche Brunnen mit künstlerischer Ausstattung, teils in der Form des Ziehbrunnens (z.B. der Hanauer Marktbrunnen), teils als Springbrunnen mit reich entwickelter Wasserkunst, wobei in dem Aufbau häufig noch die Form der gotischen Pyramide gewahrt wurde (z.B. bei dem Gerechtigkeits- oder Tugendbrunnen in Nürnberg (um 1589).

Der Brunnen war im Mittelalter neben der Kirche auch die Stelle für Denkmäler, aber auch für Volksscherze und Volkswitze, wie z.B. der Kindlifresserbrunnen in Bern oder der Gänsemännchenbrunnen in Nürnberg. Auch durch Spruchverse pflegte man die öffentlichen Brunnen auszuzeichnen.

Italienische Renaissance[]

Zu einer reichen Entwickelung in monumentalem Stil gelangte der Brunnen seit dem Auftreten der Renaissance in Italien, zugleich mit der künstlerischen Gestaltung der Garten-, Park- und Villenanlagen. Die italienische Renaissance bildet neben der einfacheren Form des Ziehbrunnens den Springbrunnen künstlerisch aus, wobei im Verhältnis zur Ausdehnung der Wasserkunst auch die architektonische Anlage und der Aufwand an Bildwerken wuchsen.

In solchen Anlagen zeichnete sich besonders Giovanni Bologna aus, dessen Neptunsbrunnen in Bologna das Vorbild für zahlreiche Monumentalbrunnen in Italien und Deutschland geworden ist, unter andern für den Neptunsbrunnen in Florenz von Ammanati, die Fontäne in der Villa Lante bei Bagnaia, den Herkulesbrunnen und den Merkurbrunnen in Augsburg von A. de Vries, den Augustusbrunnen dort von H. Gerhard, den Wittelsbacher- und den Perseusbrunnen in München von P. Candid. Verwandt damit ist der Schildkrötenbrunnen in Rom von della Porta und T. Landini.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Schuchhardt, Atlas Vorgeschtl. Befestig. aaO. Heft 7, Bl. LIII)
  2. Tacitus, De origine et situ Germanorum (Germania) (Wikisource). Übersetzung Die Germania des Tacitus (Wikisource). Anton Baumstark: Freiburg 1876. Kap. 16.
  3. Förstemann. Altdeutsches Namenbuch. Bd. II², S. 33
  4. Middendorff. Altenglische Flurnamen. S. 21, 145
  5. Schuchhardt, Atlas Vorgeschtl. Befestig. aaO. Heft 7, Bl. LIII
  6. Schuchhardt, Atlas Vorgeschtl. Befestig. aaO. Heft 7, Bl. LVI. § 322.
  7. Schuchhardt, Atlas Vorgeschtl. Befestig. aaO. Heft 6, Bl. XLV
  8. Hefner-Alteneck, Jakob Heinrich von. Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Internet Archive). Band 1-10 : nach gleichzeitigen Originalen. Frankfurt am Main : H. Keller, 1879. Bd. III, S. 22, Tafel 185
  9. Götzinger, RdA. aaO. S. 830-855 (Renaissance-Stil).