Ein Buch ist ein Sammelbegriff für ein größeres Schriftstück. Es erhielt seinen Namen nach dem Stoff, auf dem geschrieben wurde. Das ursprüngliche ägyptisches Lehnwort bezeichnete nämlich zunächst nur den 'Bast der Papyrusstaude', und dann das darauf Geschriebene als 'Schriftstück, Verzeichnis, Buch'.
Beschreibung[]
Wie bei den Ägyptern, bezeichnete auch bei den Römern das lateinische liber eigentlich den 'Bast', und dann später - weil die Römer in älterer Zeit auf Bast schrieben - das gesamte 'Baststück mit dem darauf Geschriebenen', und zwar unabhängig davon, ob es sich nun um ein Verzeichnis, einen Brief, ein Schreiben oder ein Schriftstück im Allgemeinen handelte.
Das lat. caudex, codex entwickelte sich von der Grundbedeutung 'geschlagener Baum, Klotz, gespaltenes Holz, Brett’ weiter zu der Bedeutung 'Holztafel, Schreibtafel', weil die Schreibtafel aus einem mit Wachs überzogenen Holzbrettchen bestand. Diese Tafeln wurden zu Notizen und insbesondere zur Aufzeichnung der Einnahmen und Ausgaben benutzt; codex nimmt so die Bedeutung 'Notiztafel', bzw. 'Haushaltungsliste' an.
Ebenso bedeutet das lat. tabula, tabella, wie auch nhd. Tafel, nicht nur die Tafel als solche, sondern meistens auch das darauf Geschriebene oder Dargestellte. Durch Zusammenbinden mehrerer Täfelchen entstand die Grundform unseres 'Buches', von den Römern lat. tabulae, pugillares, codicilli plur. oder einfach codex genannt. Der Name codex verwuchs allmählich eng mit der Vorstellung der zu einem Band zusammengehefteten Einzelschrifttafeln und erhielt sich auch dann weiter, als diese Tafeln nicht mehr aus Holz, sondern aus anderem Material angefertigt wurden. Durch den Kodex, der seiner Form nach mit unserem 'Buch' identisch ist, wurde dann im Mittelalter die im Altertum herrschende Rolle verdrängt.
Holzstäbe und Holztafeln[]
- Siehe Hauptartikel: Schreibmaterial für Runen
Die Geschichte des lateinischen Kodex hat eine Parallele in der Begriffsgeschichte des germanischen 'Buches'. Die Germanen ritzten ihre Runenschrift ursprünglich meist in Metall oder in Holz. Vielleicht war die epigraphische Verwendung der Runen in kurzen Inschriften auf metallenen Waffen und Schmucksachen zur Bezeichnung des Herstellers oder Eigentümers die früheste; aber auch der Gebrauch von Holzstäben und Holztafeln für Mitteilungen und Aufzeichnungen ist sehr alt, denn die Holztechnik spielte bei der Ausbildung der Form der Runenzeichen eine maßgebende Rolle (s. Schreibmaterial für Runen). Dass sich nur wenige solcher Holztafeln erhalten haben, erklärt sich aus der Vergänglichkeit des Materials.
Wenn die Zeichen, die nach Tacitus (Germ. 10) beim Loswerfen in die kleinen Stäbchen eingeritzt wurden, die man aus den Zweigen von Fruchtbäumen herstellte, Runen waren (was aber fraglich ist), so würde das Schreiben auf Holzstäben bis ins 1. Jhd. n. Chr. zurückreichen. [1] Die Verwendung von Holztafeln zu Aufzeichnungen beruht wohl auf antikem Vorbild; aber ihre Einführung dürfte nicht viel Jünger sein als die der Runenschrift selbst. Aus dem 6. Jhd. n. Chr. haben wir dann das sichere Zeugnis des Dichters und Hagiographen Venantius Fortunatus (VIII8, 19) für die Benutzung von Holztafeln und Runenstäben für Aufzeichnungen.
Außer Eschenholz wurde vornehmlich Buchenholz für die Holztäfelchen verwendet, weshalb die Tafel auch schlechthin 'Buche' genannt wurde; so noch asächs. bók f. n. 'Schreibtafel'. Ähnlich bezeichneten das anord. askr, lind, yr, sowie das ags. æsc, lind, íw u.a. einerseits die Bäume 'Esche, Linde, Eibe', anderseits aber auch die aus diesem Holz angefertigten Geräte 'Speer, Schild, Bogen' [2].
Etymologie[]
Ein solcher Holzstab hieß anord. kefli, rúnakefli (s. 'Buchstabe'), die Holztafel got. spilda stf., anord. speld, spiald n., d.h. 'Schnitte, dünnes Brett', also gleichbedeutend mit dem lat. códex. Vgl. anord. spilda für 'Schnitte', ags. speld n. für 'Span, Splitter’ und spelt - 'planca', mhd. spelte swf. 'Splitter', zu nhd. spalten.
Schon bald aber trat der Begriff des Geschriebenen stärker hervor: so bedeutet das got. bóka f. - 'Geschriebenes, Schriftstück', und got. frabaúhta-bóka f. ist die 'Verkaufsurkunde’ (s. Buchstabe).
Größere Schriftstücke, die durch Zusammenbinden mehrerer Tafeln entstanden, hießen zunächst nur pluralisch 'Buchen', und wurden erst später singularisch 'Buche' genannt. Urgerm. *bóks; got. plur. bókós f.; anord. bók f., schw. bok, dän. bog; ags. bóc usw. Die Verbreitung des Ausdrucks über alle germanischen Sprachen bestätigt die Annahme, dass Holztafeln schon frühzeitig als Schreibuntergrund verwendet wurden.
Pergament[]
Der ursprüngliche Sinn des Wortes "Buch" verblaßte allmählich, nachdem auch eine lautliche Differenzierung von dem Baumnamen eintrat (s. Buche). Das stoffliche Element im Begriff trat zurück zugunsten des formalen, der Zusammenfügung mehrerer Schrifttafeln zu einem größeren Schriftstück. Als an die Stelle der Holz- oder Wachstafeln dann das Pergament trat, wurde der Name 'Buch' beibehalten.
Aber zwei Eigentümlichkeiten des älteren Sprachgebrauchs weisen noch lange auf den ursprünglichen Sinn von 'Buch' als Vereinigung einer Anzahl von Schreibtafeln hin:
- aus der kollektiven Grundbedeutung erklärt es sich, dass das Wort in älterer Zeit wie lat. tabula überwiegend im Plural gebraucht wird, so außer im Gotischen besonders im Nordischen und Althochdeutschen;
- und der Gebrauch der Präposition an - 'auf' statt in in den Wendungen got. gakunnan ana bokom, ahd. lesan ana buohhum, mhd. lesen an den buochen oder das anord. rita a bokum erinnert noch an das Schreiben und Lesen AUF Tafeln.
Quellen[]
- Das antike Buchwesen in seinem Verhältnis zur Literatur (Internet Archive). Theodor Birt. Berlin : W. Hertz, 1882.
- Das Schriftwesen im Mittelalter (Internet Archive). Wilhelm Wattenbach. Leipzig : Hirzel, 1896.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 338 f.
Einzelnachweise[]
- ↑ Tacitus, De origine et situ Germanorum (Germania). Übersetzung Die Germania des Tacitus. Anton Baumstark: Freiburg 1876. Digitalisat auf Wikisource.
- ↑ Friedrich Kluge in Zeitschrift für deutsches Altertum. Berlin 1841 ff. Band 34 (1892); S. 210. Digitalisat Mediaevum