Die Buche bzw. Rotbuche (Fagus sylvatica L.) erhielt sich während der letzten Eiszeit in den unvergletscherten Gebieten Mitteleuropas, aber hauptsächlich im Mittelmeerraum. Vor ca. 10.000 Jahren begann dann ihre Rückeroberung des europäischen Verbreitungsgebietes. [1]
Beschreibung[]
Von Mitteleuropa aus drang sie nach dem Rückzug des Eises nordwärts, wobei vor allem die böhmischen Gebirge und die Karpaten Ausstrahlungszentren waren. In Norddeutschland und den nordischen Ländern hielt erst verhältnismäßig spät als letzter der großen waldbildenden Bäume ihren Einzug.
Man kann ihr allmähliches Vorrücken in diesen Gebieten deutlich an fossilen Buchenresten in den Mooren verfolgen; sie kommen ausschließlich in den allerobersten Schichten vor. So verdrängte die Buche allmählich ihre Vorgängerin, die Eiche, aus der Herrschaft über den Hochwald. An die Birken-, Kiefern- und Eichenzeit reiht sich eine Buchenzeit als letzte der Waldperioden der nordischen Länder. Dagegen blieb Russland von der Eiszeit bis in die Neuzeit vom Verbreitungsgebiet der Buche ausgeschlossen.
Etymologie[]
Dass die Buche bei den Indogermanen ein bekannter Waldbaum war, zeigt die Verbreitung des germanischen Buchennamens in anderen indogermanischen Sprachen: isl. bók und bøki, nnorw. bók und bøk, schw. bok, adän. bog, aengl. bóc, béce, ahd. buocha, nhd. buche. Diese germanischen, aber auch die lateinische (fagus) und griechische Namensform führen sich auf bhá(u)g- zurück; vgl. nisl. beyki - 'Buchenholz' (germ. *baukja-).
Aus bhug- stammen auch die slawischen Namen des Holunders, Sambucus: urslaw. *búzú, russ. dial. bozú, etc., wobei für die Bedeutungsverschiebung bemerkenswert ist, dass auch das litauische búkas sowohl 'Buche' als 'Holunder' bedeutet. Die starke Bedeutungsabweichung 'Buche-Eiche, Holunder, Ulme' ist jedoch bei Baumnamen nichts Auffallendes; sie hat ihre Parallele z.B. im Bedeutungswandel 'Eibe - Faulbaum, Weide, Sperberbaum', den der alte europäische Eibenname im Litauischen, Slawischen und Griechischen durchgemacht hat.
Die Übereinstimmung des Sinnes von germ. bók- und lat. fagus gegenüber der Vielfalt von Bedeutungen in anderen Sprachen erklärt sich am einfachsten, wenn man 'Buche' als Grundbedeutung von indogerm. bhaug- annimmt, welche von den Germanen und Römern, die innerhalb des Verbreitungsgebietes der Buche blieben, beibehalten wurde.
Heilmittel[]
Als Heilmittel wird die Asche von Bucheckern im Lorscher Arzneibuch (8./9. Jh.) in einem Rezept Gegen räudigen Haarausfall empfohlen. [2] Im selben Buch wird das Kauen von Buchenblättern in einem Rezept "Gegen Mundgeruch" empfohlen. [3]
Verbreitungsgebiet[]

Verbreitungsgebiet der Buche in der Neuzeit
Die neuzeitliche Verbreitung der Buche in Europa ist beschränkt. Während sie in Mitteleuropa und Dänemark einer der häufigsten Waldbäume ist und auch im größten Teil Westeuropas und in Italien überall vorkommt, ist sie in Osteuropa vergleichsweise selten.
Ihre Ostgrenze verläuft, von Skandinavien abgesehen, in südlicher Richtung durch Polen und Galizien bis an die Karpaten, dann dem Ostrand derselben folgend mit Ausschluss von Rumänien und Nordbulgarien bis in die Gegend von Warna.
Jenseits des Schwarzen Meers setzt sie in der südlichen Krim wieder ein und folgt dem Zuge des Kaukasus bis ans Südende des Kaspischen Meeres. Die Südgrenze umschließt die Landstriche südlich vom Kaspischen und Schwarzen Meer, die Balkanhalbinsel bis zum Korinthischen Meerbusen, ganz Italien, Korsika und Nordspanien.
Deutschland[]
Baden-Württemberg / Bayern[]
Die Buche erlangte die Vorherrschaft als Waldbaum, die ihr heute in vielen Gegenden Deutschlands zukommt, zum großen Teil wahrscheinlich schon in vorgeschichtlicher Zeit; doch scheint sie sich auch noch in historischer Zeit auf Kosten der Eiche ausgebreitet zu haben. Ein uraltes Buchengebiet ist die Schwäbische Alb (Baden-Württemberg, Bayern) auf deren Kalkboden der Baum ganz besonders gut gedeiht. Auch sonst war die Buche in Südwestdeutschland im Mittelalter sehr verbreitet, wie ihr häufiges Auftreten in älteren Ortsnamen zeigt.
Hessen[]
Wenn Caesar im De Bello Gallico [4] von "dem ungeheuer großen Wald Bacenis" spricht, die die Sueben von den Cheruskern trennte, so ist es unsicher, welches innerdeutsche Waldgebirge er mit diesem 'Buchenwald', meint. Im Mittelalter hieß allerdings die Gegend von Fulda (Hessen) Boconia, Bochonia, Buohhunna für 'Buchenwald, Buchenland' und noch im 16. Jhd. die Buchen, was auf eine Vorherrschaft der Buche schließen lässt.
Niedersachsen[]
In Niedersachsen war das Wesergebirge bei Rinteln im 10. und 11. Jhd. überwiegend mit Buchenwald bestockt; von 43 verkohlten Holzproben aus der dortigen Hünenburg genau dort, die gegen Ende der Karolingerzeit gegründet und im Anfang des 11. Jhds. zerstört wurde, bestanden nicht weniger als 34 aus Buchenholz; sowohl die Dielen des Fußbodens als auch die Deckenvertäfelung waren daraus gefertigt. Für die weite Verbreitung und die Häufigkeit der Buche im mittelalterlichen Deutschland spricht auch die Tatsache, dass sie unter den Bäumen, die in Ortsnamen vorkommen, heute obenan steht.
Schleswig-Holstein[]
In Schleswig-Holstein war die Buche zur Zeit der frühneolithischen Siedlungen in der Kieler Föhrde noch nicht heimisch.
Dänemark[]
Auch nach Dänemark war die Buche in der älteren nordischen Steinzeit, der Epoche der dänischen Muschelhaufen, noch nicht vorgedrungen; denn das verkohlte Stückchen Buchenholz, das der dänische Prähistoriker Georg L. Sarauw (1862–1928) bei seinen Ausgrabungen in der obersten Schicht des Moors über dem altsteinzeitlichen Wohnplatz der Maglemose-Kultur (9.000–6.500 v. Chr.) bei Mullerup auf Seeland fand, stammte nach seiner Angabe wahrscheinlich aus viel späterer Zeit.
Die Buche erscheint in diesen Ländern erst in der eigentlichen neolithischen Periode etwa gleichzeitig mit den ersten Spuren des Ackerbaus zu einer Zeit, wo die Ostsee als Littorinameer (6.000 v.Chr.–Jahr 0) ihren höchsten Stand und größten Salzgehalt erreicht hatte. In dem Abfallhaufen von Örum Aa an der jütischen Ostküste, der neolithische Gefäßscherben mit Abdrücken von Weizenkörnern enthielt, wurde in der obersten Lage ein halbverkohlter Buchenzweig gefunden, der, selbst wenn er nicht zu dem eigentlichen Abfallhaufen gehört, doch jedenfalls nicht viel jünger als dieser ist.
Aber erst im Verlauf der späteren prähistorischen und der historischen Zeiten verdrängte die Buche dann die Eiche und deren Trabanten aus den Waldungen der deutschen Ostseeländer und Dänemarks so erfolgreich, dass sie in vielen Gegenden fast die Alleinherrscherin des Hochwalds wurde. Vor allem die unruhigen Zeiten des frühen Mittelalters von der Auswanderung der Angeln im 5. Jhd. bis nach dem Slaweneinbruch, wo weite Strecken Schleswig-Holsteins Jahrhunderte lang verödet dalagen, scheinen nicht wenig zur Ausbreitung der Buche auf der Kimbrischen Halbinsel beigetragen zu haben.
Britische Inseln[]
Dass die Buche auf den Britischen Inseln ursprünglich nicht heimisch sei, wie auf Grund einer Notiz Caesars im De Bello Gallico [5] meist angenommen wird, wo erschreibt (V, 12-5) "Es gibt hier alle Holzarten wie in Gallien, nur die Buche und die Tanne nicht.", ist ein Irrtum.
Sie ist in fossilem Zustand in neolithischen Schichten aus Southampton, Crossness in Essex und im ostenglischen Fen-Distrikt nachgewiesen, sie tritt mehrfach in angelsächsischen Urkunden auf und macht auch heute in den meisten Teilen Englands durchaus den Eindruck eines einheimischen Baums. Ihre Nordgrenze lief in der Neuzeit von Liverpool durch die Mitte Nordenglands bis an die Mündung des Firth of Forth. Irland und fast ganz Schottland liegen außerhalb ihres Verbreitungsgebiets. Doch nehm sie als Waldbaum auch in England von jeher nur eine untergeordnete Stellung ein und ist darum wohl Caesars Beobachtung entgangen. Es ist auch sicher kein Zufall, dass sie in der englischen Poesie, im Gegensatz zur deutschen, gar keine Rolle spielt.
Norwegen[]
In Skandinavien bleib die Buche bis in die Neuzeit hinein auf das südliche Schweden und südwestliche Norwegen beschränkt; die Nordgrenze der Eiche erreichte sie nicht. Über ihr Vorhandensein zur Wikingerzeit gibt es keinen Zweifel.
In Norwegen kam sie als waldbildender Baum von einiger Bedeutung überhaupt nur im Amt Jarlsberg und Larvik westlich vom Kristianiafjord vor; sie reichte in dieser Gegend bis 59 ½ n. Br. Auch in den benachbarten Gebieten: im unteren Telemarken und an der Küste nördlich des Skagerrak bei Kragerø, Arendal und Grimstad trat sie hier und da auf. An der Westküste fehlte sie auf einer Strecke von 450 km vollständig; erst am Lygrefjord, etwa 28 km nördlich von Bergen unter 60° 38' n. Br. fand sich wieder eine vereinzelte Gruppe kleiner Buchenwälder von im ganzen 12 ha Umfang.
Der norwegische Botaniker und Geologe Axel Blytt (1843–1898) sah diese weit getrennten Buchenstandorte Norwegens für Reste eines zusammenhängenden Verbreitungsgebiets in älterer Zeit an. Dagegen spricht aber das gänzliche Fehlen von fossilen Buchenresten und von alten Ortsnamen mit 'Buche' in den dazwischenliegenden Gebieten. Und spätere Untersuchungen des norwegisches Botaniker Jens Holmboe (1880-1943) zeigten, dass die Buche in einem Moor am Lygrefjord nur etwa bis 65 cm, bei Larvik gar nur bis 35 cm unter der Oberfläche vorkommt, während Fichte, Erle und andere Bäume sich hier ungefähr doppelt so tief und die Hasel sogar noch tiefer findet.
Die Buche kann also erst in ganz jungen geologischen Zeiträumen in Norwegen eingewandert sein. Damit wird Blytts Reliktentheorie der historische Boden entzogen. Doch mag die Buche, mit den Maßen der Menschheitsgeschichte gemessen, in Norwegen immerhin ein ganz ansehnliches Alter haben. In Jarlsberg ist sie jedenfalls schon über ein Jahrtausend alt, da im Oseberg-Schiff aus der ersten Hälfte des 9. Jhds. Gegenstände aus Buchenholz gefunden sind. Am Lygrefjord reicht sie mindestens ebenso weit zurück.
Schweden[]
In Schweden gibt es vergleichsweise wenige fossile Funden der Buche, doch fand der schwedische Prähistoriker Oscar Montelius (1843-1921) im nordwestlichen Schonen in einem Grab der nordischen Bronzezeit aus der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. Bucheckern. Die Nordgrenze der Buche verlief in Schweden bis in die Neuzeit hinein vom Beginn der Landesgrenze am Oslofjord nach dem Südwestende des Wenernsees; dann von der Mitte der Ostseite dieses Sees über den Wetternsee bis in die Gegend von Norrköping, wo sie die Ostseeküste erreicht. Die Ostseeinseln lagen außerhalb des Buchenbezirks.
Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 342 ff.
- Waldbäume und Kulturpflanzen im germanischen Altertum (Internet Archive). Johannes Hoops. Straßburg 1905. S. 31-33, 58-61, 125, 176, 654.
Einzelnachweise[]
- ↑ Wikipedia: Rotbuche
- ↑ Lorscher Arzneibuch (Msc.Med.1). Digitalisat der Staatsbibliothek Bamberg (Kaiser-Heinrich-Bibliothek). Lorsch, 8. / 9. Jahrhundert. Transkription und deutsche Übersetzung von Ulrich Stoll. Stuttgart : Steiner 1992. Curationes capitulationibus V comprehensae. Buch 2, Fol. 23r, Nr. 7.
- ↑ Lorscher Arzneibuch. aaO. Curationes capitulationibus V comprehensae. Buch 2, Fol. 24v, Nr. 32.
- ↑ De Bello Gallico (Wikibooks): Liber VI - Kapitel X. Gaius Iulius Caesar. Paralleltext Lateinisch–Deutsch auf Gottwein.de.
- ↑ De Bello Gallico (Wikibooks): Liber V - Kapitel XII (5). Gaius Iulius Caesar. Paralleltext Lateinisch–Deutsch auf Gottwein.de.