Mittelalter Wiki
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Die Chatten oder auch Katten waren ein germanischer Volksstamm, der im Bereich der Täler von Eder, Fulda und des Oberlaufes der Lahn seinen Siedlungsschwerpunkt hatte, was zu großen Teilen dem heutigen Hessen entspricht. Die Bezeichnung "Hessen" ist eine spätere Abwandlung des Stammesnamens der Chatten.

Beschreibung[]

Die in Nachbarschaft zu den Cheruskern lebenden Chatten siedelten zwischen Fulda und Eder. Nach Plinius [1] gehörten sie zu den Hermionen (Elbgermanen). Zwischen den Cheruskern und den Chatten gab es offenbar verwandschaftliche Beziehungen. So war z.B. Ramis, die Frau des Cheruskers und Segimer-Sohnes Sesithakos, eine Tochter des Chattenfürsten Ukromeros.

Während der Varusschlacht kämpften die Chatten als Verbündete an der Seite des Arminius und der Cherusker gegen die römischen Legionen. Innerhalb der Chatten gab es die Chattuarier, die ebenfalls als Nachbarn der Cherusker und Brukterer von den antiken Schriftstellern erwähnt werden, deren Wohngebiet aber nicht genau bestimmt werden kann. Die den Chatten von Tacitus [2] zugeschriebene Sitte, bis zur Erlegung eines Feindes Haar und Bart wachsen zu lassen, hat in der von ihm behaupteten Allgemeinheit bei ihnen sicher nicht bestanden.

Unterstämme[]

Von den Chatten sind außer den Mattiaci auch die Bataver und Canninefaten ausgegangen. Auf ältere von ihren historischen verschiedene Sitze des Stammes lässt sich schließen aus dem Namen der Chattuarii, der 'Bewohner des Chattenlandes' oder 'Nachfolger der Chatten in ihrem Stammlande' bedeutet. Die Chattuarii sind wahrscheinlich mit den Marsi identisch und stehen dann an der oberen Ruhr, also an der Nordwestseite der Chatten selbst. Ein sicherer Hinweis auf die Gegend, in der diese früher gewohnt haben, ist damit allerdings nicht gegeben, weil die Chattuarii ebenso wie die Baioarii ihren Namen aus einer älteren Heimat mitgebracht haben können. Auch die Boii haben nicht in Baiern gewohnt.

Geschichte[]

Der Ursprung des Stammes der Chatten liegt bis heute weitestgehend im Dunkeln. Als die Ubier im Jahr 38 v. Chr. auf die linke Rheinseite verpflanzt wurden, überließen die Römer den Chatten das freigewordene Land und zogen sie so zunächst auf ihre Seite. Nach neuestem Forschungs- und Kenntnisstand wanderten sie als unbedeutender Kleinstamm um 10 v. Chr. in das Gebiet an der oberen und mittleren Lahn ein, wo sie zu Nachbarn der Sueben wurden.

Zu ihnen standen die Chatten womöglich in einem Abhängigkeitsverhältnis, da diese sogar die weiter nördlich stehenden Usipeter und Tenkterer schwer bedrängten und zur Auswanderung trieben. Mit der Errichtung des Markomannenreiches unter Marbod, 3 v.Chr. in Böhmen, geht der Abzug dieser elbgermanischen (suebischen) Bevölkerungsgruppen aus Nordhessen einher.

Römerzeit[]

Ihr Bündnis zu den Römern hatte im Jahr 11 einen Angriff der Sugambrer auf sie zur Folge, alsbald aber traten sie auch selbst auf die Seite der Verteidiger der germanischen Unabhängigkeit über und räumten das eben neu besiedelte Gebiet, abgesehen von der Umgebung Wiesbadens, wo eine Abteilung, die sich bei dieser Gelegenheit vom Hauptvolk ablöste, unter römischer Oberhoheit zu einem besonderen Völkchen erwuchs: den Mattiakern.

Genau wie die übrigen linkselbischen Germanen wurden auch die Chatten vorübergehend von Römern unterworfen, gewannen aber durch die Varusschlacht im Jahre 9, in der sie selbst mitkämpften, die Freiheit zurück und verteidigten diese kräftig gegen Germanicus. Auch unter den Germanen, die dem Civilis Beistand leisteten, werden sie genannt. Tacitus spendet ihnen und ihrer besonnenen Kriegführung in seiner Germania [3] hohes Lob, dem aber ihre geschichtliche Rolle nicht ganz entspricht.

Im Jahr 58 erlitten die Chatten durch die Hermunduren im Streit um einen Salzfluss - man denkt teils an die Werra, teils an die fränkische Saale - eine blutige Niederlage. Über die Cherusker und in deren innere Streitigkeiten sie sich einmischten, gewannen sie zwar das Übergewicht, doch ein Gebietszuwachs in dieser Richtung ist nicht nachweisbar. Dagegen bewahren sie selbst ihren Besitzstand den Römern gegenüber in zahlreichen Kämpfen im Wesentlichen und ebenso ihre Unabhängigkeit.

Völkerwanderungszeit[]

Die von 213 an in ihrer Nachbarschaft bezeugten Alemannen begegnen uns im 4. Jh. nördlich vom unteren Main auch auf ehemals chattischem Boden, der ihnen aber friedlich eingeräumt worden sein kann, da die Chatten selbst gleichzeitig das ihnen gegen den Rhein zu vorlagernde Gebiet römischer Schutzherrschaft eroberten. In der Folge müssen sie sich mit den Franken vereinigt haben, wenn dieser Anschluss auch nicht ausdrücklich bezeugt ist, und ihr Name nur ein einziges Mal - es ist zugleich der letzte Beleg für ihn - als der eines fränkischen Volkes erscheint. Das geschieht anlässlich eines Feldzuges Arbogasts im Jahre 392.

Frühmittelalter[]

Nach einer Pause von mehreren Jahrhunderten erscheint in den alten Stammsitzen der Chatten - zuerst um 720 genannt - der Name Hassi, Hassii, Hessi, Hessones. Dass es außer einem südlichen, größeren pagus Hessi Franconicus auch einen nördlichen, kleineren pagus Hessi Saxonicus an der Diemel gibt, beweist aber, dass der Name ursprünglich der eines selbständigen Stammes ist und in die Zeit vor der Aufteilung seines Landes an Franken und Sachsen zurückreicht.

Hessen[]

So gingen die Hessen aus den Chatten hervor. Eine der schwierigsten Fragen ist aber die, ob die Namen Chatti und Hassi, Hassii dasselbe sind oder nicht. Die größte Schwierigkeit dabei bietet der mit Chatti zusammenhängende Name der Chattuarii, der noch im ags. Hætwere, Hetware und dem Gaunamen Hatterun, hd. Hazzoarii, vorliegt. Man muss entweder Chatti und Hessen oder Chatti und Chattuarii etymologisch voneinander trennen.

Dass die Hessen bei ihren Nachbarn den Beinamen Hundehessen führen, mag durch das mhd. hessen, hessehunt - 'hetzen' und veranlasst sein, geradeso wie die Baiern den Namen Boarfåkchn im Mund der Tiroler dem Anklang von bérfarch, älter *bairfarh - 'Eber’ an ihren Stammnamen verdanken.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Literatur[]

Einzelnachweise[]

  1. Plinius, NH. 4, 14
  2. Tacitus, Germ. 31
  3. Tacitus, Germ. 31
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