Chlodwig I. (465/466 bis 511), auch Chlodowech bzw. Chlodwig der Große genannt, war ein fränkischer König (seit 482) und der Sohn des Merowingerfürsten Childerich I. und Basina.
Kurzbeschreibung[]
Chlodwig I. folgte seinem Vater (Childerich I.) 481 als König der Salischen Franken; besiegte 486 die Römer unter Syagrius, 496 die Alemannen bei Zülpich, worauf er in Folge eines Gelübdes sich vom Bischof Remigius von Rheims taufen ließ. Er führte ferner siegreiche Kriege 500 gegen die Burgunder und 507 gegen die Westgoten und eroberte dadurch Armorica, Aquitanien und Toulouse.
Er vereinigte durch die Ermordung der anderen fränkischen Könige das ganze Frankenreich unter seine Herrschaft. Er starb 511 in Paris, wohin er seit 508 seine Residenz verlegt hatte. Er war seit 493 mit der burgundischen Prinzessin Chlothilde vermählt und hinterließ 4 Söhne: Childebert I., Chlodomir I., Chlothar I. und Theoderich I., die sich in sein Reich teilten. [1]
Geschichte[]
Chlodwig I. folgte 481 seinem Vater als König eines Teiles der salischen Franken in Tournai (Doornik). Zuerst eroberte er das Gebiet der Seine 486 durch seinen Sieg über den römischen Statthalter Syagrius bei Soissons, womit er das Frankenreich (Merowingerreich) begründete. Bald darauf nahm er das Land der Thoringer (das Land von Tongern) ein. 493 vermählte er sich mit der Christin Chlothilde (Chrotechildis), einer Nichte des burgundischen Königs Gundobad.
Als er, von dem ripuarischen König Siegbert zu Hilfe gerufen, 496 gegen die Alemannen zog und in der Entscheidungsschlacht am Oberrhein (nicht bei Zülpich) der Sieg sich von ihm abzuwenden schien, gelobte er, Christ zu werden, wenn ihm Christus den Sieg verleihe. Nach errungenem Siege ließ sich Chlodwig nebst 3000 Franken zu Reims durch den Bischof Remigius auf den römisch-katholischen Glauben taufen.
Das bei seiner Salbung angeblich gebrauchte heilige Öl (s. Ampulla) diente seitdem bei der Salbung aller fränkischen und französischen Könige. Chlodwig fand fortan in der Geistlichkeit eine Stütze für seine Herrschaft. Nun unterwarfen sich ihm die katholischen Städte Aremoricas zwischen Seine und Loire freiwillig. 500 schlug er den Burgunderkönig Gundobad, von dessen Bruder Godegisel unterstützt, bei Dijon und belagerte ihn in Avignon, schloß aber dann gegen das Versprechen eines jährlichen Tributs Frieden.
Angeblich aus Glaubenseifer, in der Tat aber aus Eroberungssucht, zog Chlodwig 507 gegen die arianischen Westgoten unter Alarich, schlug sie bei Voullon unweit Poitiers und drang bis Bordeaux vor, während sein Sohn Theuderich I. alle Städte bis an die Grenze von Burgund einnahm. Die weitere Eroberung des westgotischen Reiches hinderte der Ostgotenkönig Theoderich der Große; doch blieben den Franken Aquitanien und Toulouse.
Vom griechischen Kaiser Anastasius erhielt Chlodwig hierfür den Titel eines Patricius und Konsuls. Er verlegte nun seine Residenz nach Paris. Um alle Frankenstämme unter seiner Herrschaft zu vereinigen, beseitigte er deren Könige mit Hinterlist und Gewalt. Chararich ließ er mit seinem Sohn töten. Als er den Fürsten von Cambrai, Ragnachar, und dessen Bruder Richar gefangen genommen, schlug er den ersten mit der Streitaxt nieder, weil er durch seine Feigheit das königliche Geschlecht geschändet habe, und dann auch den letztern, weil er seinem Bruder nicht genug beigestanden.
Den Sohn des ripuarischen Königs Siegbert von Köln, Chloderich, verleitete er zur Ermordung seines Vaters und ließ ihn dann selbst ermorden. Er starb 511 in Paris und wurde in der von ihm den heiligen Aposteln zu Ehren erbauten, nachher der heiligen Genoveva gewidmeten Kirche bestattet. Sein Reich teilten seine vier Söhne, Theoderich I. (Austrasien), Chlodomer (Orléans), Childebert I. (Paris) und ChlotharI. (Soissons), unter sich. [2] [3]
Überlieferung[]
Der Frankenkönig Chlodwig lebt in der deutschen Heldendichtung als Hugdietrich, Vater des Wolfdietrich fort. Der sächsische Geschichtsschreiber Widukind von Corvey (925-973 n.Chr.) nennt Chlodwig "Huga, rex Francorum". Hugas wiederum ist im Beowulf-Epos (2503. 2915) eine epische Bezeichnung für die Franken (vgl. Quedlinburger Annalen: „... olim omnes Franci Hugones vocabantur a suo quodam duce Hugone").
Das einfache "Hugo" ergänzte die Dichtung später, in Anlehnung an Wolfdietrich, zu Hugdietrich. Da die mittelhochdeutschen Epen Wolfdietrich A und B von Hugdietrich jedoch zwei völlig abweichende Darstellungen erzählen, erlauben sie schwerlich eine sachliche Anknüpfung an den Begründer des Frankenreiches. In der älteren Dichtung spielt (Chlodwig-) Hugo in der Sage seines tatenreichen Sohnes Wolfdietrich nur eine Nebenrolle.
Vielleicht dachte man ihn sich schon zu Beginn der Handlung gestorben (s. Wolfdietrich), sodaß der große König nur als Name weiterlebte, zu vergleichen mit Gibeche in der Nibelungen- und Dietmar in der Dietrichsage: die beiden Versuche des 13. Jhds., sein Bild auszumalen, entbehren daher den gemeinsamen Kern, soweit er nicht den Sohn Wolfdietrich betrifft. [4]
Hloðver[]
Auch der Name "Hloðver", der zweimal in der Edda-Dichtung auftaucht (Völundarkvidha 10. 15; Gudhrunarkvidha II, 25), kann durch verlorene Zwischenglieder auf Chlodwig zurückgehen, allerdings ebenso auf einen der Ludwige des 9. Jhds.. Der isländische Heldenroman verwendete dann den Namen für verschiedene nordische Gestalten (Fornaldar sögur Nordrlanda 3, 697). Ob der Ludewic der Kudrun- und der Herbortsage mit Chlodwig zusammenhängt, ist sehr unsicher. [5]
Brautwerbung[]
Chlodwigs Brautwerbung um die Burgundin Chrothilde (a. 493) erzählen Fredegar und der Liber Historiae Francorum (Gesta Francorum) in dichterisch ausgeschmückter Weise. Es erscheinen hier kenntlich spielmännische Formeln, die nahe Gegenstücke auch in deutschen und nordischen Brautfahrtnovellen des 12. /13. Jhds. haben, besonders bei Herbort und Attila-Erka (Thidrekssaga), Snio (Saxo).
So z.B. die Motive vom als Bettler verkleideten Boten, die Jungfrau beim Kirchgang, die ihn auf ihre Kammer entbietet, der heimliche Ringwechsel, die Verfolgung der Braut mit Heeresmacht. Eine Dichtung, deren Held Chlodwig war, wird dadurch allerdings nicht erwiesen, wie auch die Chrothildewerbung als Ganzes in keiner späteren Sage wiederkehrt. Wohl aber ist auf spielmännische Brautfahrtsagen zu schließen, die auf die Berichte von Chlodwig abfärbten und sie zu halb dichterischer Haltung erhoben.
Solche Brautwerbungen wären als deutsche stabreimende Gedichte nicht vorstellbar; man darf für das 6. bis 8. Jhd. nur an das Volkslatein der Joculatores denken. Aber eine Tradition muß von diesen Anfängen zu den deutschen Spielmannsepen führen, deren Reihe für König Rother (c. 1150) eröffnet. Innerhalb der germanischen Dichtungen ist der im stabreimenden Heldenlied geprägte heroische Stil das alte, der spielmännisch-abenteuerhafte Stil dagegen das junge. Dass aber dieser letzte auf romanischem Boden in den alten Zeitraum hinaufreicht, dafür ist Chlodwigs Brautwerbung durchaus ein Zeugnis. [6]
Quellen[]
- ↑ Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 56.
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 75.
- ↑ Die Geschichte der fränkischen Könige Childerich und Cholodovech. Wilhelm Junghans. Europäischer Geschichtsverlag (9. Oktober 2011). ISBN 3863823354. ISBN 978-3863823351.
- ↑ Epische Studien (RI OPAC). Karl Voretzsch. Tübingen (1900)
- ↑ Karl Müllenhoff in Zeitschrift für deutsches Altertum. Berlin 1841 ff. Band 23 (1892); S. 125 ff. Digitalisat in Internet Archive, S. 167.
- ↑ Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 1. Johannes Hoops, 1918-1919. S. 376