Mittelalter Wiki
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Die Dänischen Runen basieren auf der 16-typigen Runenreihe des Jüngeren Futhark und entstanden im Laufe des 9. Jhds. in Dänemark. Sie finden sich besonders häufig während Blütezeit der Runensteine in Dänemark zwischen 900 und 1025.

Beschreibung[]

Um das Jahr 800 wurden in Dänemark Runensteine errichtet, bei denen die Runenreihen, die auf ihnen angewendet wurden, aus 16 Zeichen bestanden. In den ältesten Urkunden treffen wir für einige Zeichen noch die alten Formen der mittelgermanischen Runenreihe (so bei h = ᚻ, m = ᛗ, ą = ᚬ und a = ᚼ).

Im Verlauf des 9. Jhds. wurden diese Zeichen dann gegen neue Varianten ausgetauscht (h = ᚼ, m = 𐌘, ą = ᚭ und a = ᛅ). So entstand eine Runenreihe, die auf Monumenten häufiger zur Anwendung kam als irgendeine andere und daher oft die „gewöhnliche Runenreihe“ (des Jüngeren Futhark) genannt wird.

Jüngeres Futhark

Lautwerte des jüngeren Futhark; oben Langzweig-, unten Kurzzweigrunen

Runenzeichen & Lautwerte[]

Anfang des 11. Jhds. verdrängten die dänischen Runen in Schweden die schwedisch-norwegischen Runen, doch halten sich die letzteren noch bis ins 12. Jhd. in einem abgelegenen Landstrich, in Hälsingland. Die dänischen Runen haben Formen, die im Verhältnis zu den entsprechenden mittelgermanischen Runen vereinfacht sind, doch wurde die Vereinfachung hier nicht soweit getrieben wie bei den schwedisch-norwegischen Runen. Auf schwedischem Boden weist die dänische Runenreihe im Wesentlichen dieselben Formen auf, wie sie in ihrer ursprünglichen Heimat um das Jahr 1000 vorkommen. Doch zeigen sich noch lange, besonders auf Gotland und in Uppland, schwedisch-norwegische Formen bei gewissen Runen.

Dänisches Runenalphabet, RdgA Bd4, Taf.007, Abb.30

Übersichtstabelle über die Dänischen Runen

Runennamen[]

Die dänischen Runennamen sind bekannt aus einer Anzahl kontinentaler und angelsächsischer Handschriften und ihre Bedeutungen stimmen ebenso wie die Namenformenzum großen Teil mit denjenigen überein, die in den norwegischen und isländischen Runengedichten verzeichnet sind.

Die älteste Handschrift ist der Codex Leidensis lat. 4to, 83 aus dem 10. Jhd., der neben den 16 Runen in altertümlichen Formen ihre Namen in Runen und darüber in lateinischen Buchstaben gibt. Die Aufzeichnung, die zugrunde liegt, dürfte zwischen 825 und 850 gemacht worden sein. Eine andere alte kontinentale Aufzeichnung ist im Codex Sangallensis 878 bewahrt und allgemein bekannt unter dem dort angewendeten Titel Abecedarium Nordmannicum („nordmannisches Abc“). Eine weitere Quelle ist die zerstörte angelsächsische Handschrift Cotton Galba A.II (Anglo-Saxon futhorc) von ca. 1000.

Nr. Rune Wert Name Norma-
lisiert
Cod.
Leidensis
Cod.
Sang. 878
Cotton
Galba A.II
Geänderte
Bedeutung
1. F Fehu féu fiu (fiu) feu fe
2. U Uruz úrʀ urʀ (urr) ur ur 'Auerochse'
3. TH Thurisaz þuriss þhurs (dhurf) thuris þors
4. ᚭ / ᚬ Ą (O) Ansuz ǭss ąus (aus) os os 'Ase (Gott)'
5. R Raido ræiðu raiþu (reidu) rat reð
6. K Kenaz kaun kaun (caun) chaon con
7. H Hagalaz hagall hąkąl (hagal) hagal hagol
8. N Naudiz nauðʀ (nøyðʀ) nąuþʀ (naudr) naut noð
9. I Isa iss is (is) is is
10. A, Æ Ansuz ár ąr (ae) ar ar
11. ᛋ / 𐰇 S Sowilo sólu sulu (soulu) sol sol
12. T Tiwaz Tiuʀ tiuʀ (iu) [tiu] tyr
13. B Berkano biarkan biarcąn (biercan) brica beorc
14. 𐌘 / ᛘ M Mannaz mannʀ mąnʀ (manr) man mander
15. L Laguz laguʀ ląukʀ (laucr) lagu locr
16. ʀ, Y Yr iuʀ (?) ir (ir) yr yr

Die Worttrennungszeichen im 9. Jhd. bilden in der Regel, wo sie vorkommen, einen kurzen Strich oder ovalen Punkt, der mitten zwischen den Randleisten des Runenbandes angebracht ist. Später dienen als gewöhnliche Worttrennung zwei übereinanderstehende ovale oder runde Punkte, seltener ein oder drei kleine schräg liegende Kreuze.

Punktierte Runen[]

Unter den dänischen Runen treten zum ersten Mal sogenannte punktierte Zeichen auf, und zwar für die Runen für k, i und u. Die ältesten Belege treffen wir auf Runensteinen aus der Zeit von 980-990 n. Chr. Diese Zeichen werden jedoch nicht konsequent, sondern sporadisch angewendet, sogar auf derselben Inschrift. In der Aufzeichnung der dänischen Runenreihe in einer englischen Handschrift von ca. 1000 stehen sie nach den 16 gewöhnlichen Runen in der Reihenfolge 17. ü, 18. g, 19. e. Um ca. 1100 wurde das 16-typige dänische Alphabet dann durch das → Vollständig punktierte Runenalphabet abgelöst.

Die ersten punktierten Runen traten in Dänemark zu einer Zeit auf, als dieses Land in enge Berührung mit England kam — in der zweiten Periode der Wikingerzeit (980-1050 n. Chr.). Und als einmal der Anfang gemacht war, fuhren die Bewohner des Nordens damit fort und punktierten nach diesem Muster vorläufig weitere Runen (k und i). Die konsequente Durchführung der Punktierung und die Anwendung von punktierten Zeichen im Gegensatz zu und neben unpunktierten gehört indess einem späteren Zeitraum an.

In Schweden treten die ersten punktierten Runen (u, k und i) mit den übrigen dänischen Runen am Anfang des 11. Jhds. auf, doch wendeten diese nicht alle Runenmeister an, so z.B. auch Asmund Kareson nicht. In Norwegen finden wir den Übergang ungefähr gleichzeitig, vielleicht etwas früher.

Nr. Rune
(dän.)
Wert
(dän.)
Name Rune
(punkt.)
Wert
(punkt.)
17. U Uruz Ü
18. K Kenaz G
19. I Isa E

Runenzeugnisse[]

In Dänemark[]

Ein Runenstein des ältesten dänischen Typus aus der Zeit von 800-850 ist der Runenstein von Helnæs auf Fühnen. Die Blütezeit der Runensteine in Dänemark fällt dann zwischen die Jahre 900 und 1025 oder etwas später. Aus dem Anfang dieser Periode stammen die Runensteine von Nørre-Nærå, Glavendrup und Tryggevælde (s. Jüngere Nordische Runen).

Ferner dienen zwei historische Steine als Vertreter: Der kleine Jellingstein aus der Zeit um 935-940 und der Runenstein von Hällestad I in Schonen (heute Schweden). Auf diesem und dem gleichzeitigen Runenstein von Sjörup (Schonen), der dasselbe historische Ereignis berührt, begegnet die erste punktierte Rune. Unter den nicht monumentalen Inschriften findet sich z.B. die magische Inschrift auf einem kleinen Lunder Bandwebrahmen (ca. 1000).

In Schweden[]

Im 9. und 10. Jhd. herrschten im schwedischen Mälartal, Ostschweden und auf Gotland noch die schwedisch-norwegischen Runen vor. Doch kurz bevor die eigentliche Zeit der Runensteine in Dänemark ein Ende nahm (nach 1025), erhielten die dänischen Runen in diesen schwedischen Gegenden ein neues großes Verbreitungsgebiet und fanden hier eine viel reichere Anwendung als in ihrer ursprünglichen Heimat. Etwa 7/8 von Schwedens fast 2.000 Runeninschriften sind mit diesen Runen geritzt.

Diese eigenartige Verbreitung der dänischen Runen erhält ihre Erklärung durch die Geschichte. Als die Wikingerzeit um 980 in ihre jüngere Periode trat, zogen die Schweden nicht mehr wie zuvor nach Osten, sondern nahmen nun genau wie Dänen und Norweger an den westlichen Fahrten teil. Gewisse Teile des schwedischen Reiches hatten bereits auf Grund ihrer Lage sehr lebhafte Verbindungen mit Dänemark, so z.B. Westgotland.

Aber auch die östlichen Teile des Reiches kamen nun in enge Berührung mit diesem Nachbarland und empfingen von dort starke Kultureindrücke. So übernahmen die Schweden auch das dänische Schema zum Errichten von Runensteinen und obendrein die dänischen Runenformen. Die Zeit und die äußeren Verhältnisse, unter denen man anfing, Runensteine in Schweden häufiger zu errichten, geht aus einer Anzahl historischer Inschriften hervor. Beispiele dafür sind u.a.:

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]