Mittelalter Wiki
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Der Dänische Handel blühte schon am Anfang der Wikingerzeit vor allem mit dem fränkischen Reich, wo Dänen schon vor der Mitte des 9. Jhs. an vielen Orten sesshaft waren und wohin sie (nicht als Eroberer, sondern des Handels wegen) gekommen waren.

Handel der Wikingerzeit[]

Die Dänen trieben, wie die Gotländer, schon im Anfang des Zeitalters der Wikingerzüge einen ausgedehnten Handel. So werden sie z.B. 833 in der Nähe von Arnheim und 834 in Reims erwähnt, wo der Erzbischof Ebo von Reims († 851) auf seiner Flucht von einigen Normannen begleitet wurde, „welche die Schifffahrtswege und Häfen des Meeres wie der Ströme, die ins Meer münden, genau kannten" [1] [2].

Der Hauptverkehr war der mit Sachsen und dem friesischen Duurstede (Dorestad). Der dänisch-deutsche Handel - anfangs wurde Hamburg häufig besucht - war so bedeutend, dass 873 zwischen Ludwig dem Deutschen und den dänischen Königen ein Handelsvertrag abgeschlossen wurde, der den Kaufleuten beider Reiche freien Verkehr zusicherte (Ann. Fuld. 873 [3]).

Zu den wichtigsten dänischen Handelsstädten im Mittelalter zählen Schleswig (Haithabu), Ribe, Viborg und Aarhus. In damals dänischen Schonen erwähnt Meister Adam als Städte Helsingborg und Lund, die jedoch beide für den Handel vergleichsweise wenig Bedeutung hatten. Seit der zweiten Hälfte des 10. Jhs. soll der Markt von Halör Mittelpunkt des dänischen Handelsverkehrs gewesen sein.

Schleswig (Hedeby)[]

Der Mittelpunkt des dänischen Handels war seit 800 Schleswig. Die Lage dieser Stadt im innersten Winkel des Schleifjords, wo die jütische Halbinsel am schmalsten ist und wo drei Völker, Dänen, Sachsen und Wenden, aneinander grenzten, war für den damaligen Handelsverkehr außerordentlich günstig. Schleswig war ursprünglich ein Dorf und wurde Sliesthorp („das Dorf an der Schlei") genannt.

Bei diesem wohl schon früher von Seefahrern besuchten Hafen gründete, wie es scheint, der Dänenkönig Godfried 808 eine Stadt, wohin er Kaufleute von dem zerstörten Rerik verpflanzte [4]. Diese ältesten, kaum dänischen Ansiedler waren es wahrscheinlich, die die Stadt Schleswig nannten. In den isländischen Sagas ist dagegen Slesvtk der Name des innersten Winkels des Schleifjords.

Von den Dänen wurde die Stadt Hedeby genannt. Untersuchungen machen es wahrscheinlich, dass das älteste Schleswig an der Südseite des Fjords lag und in derselben Weise wie Birka befestigt war. Um 900 wurde Schleswig von schwedischen Wikingern erobert und kam erst 50 Jahre später wieder unter dänische Herrschaft. Die Stadt wurde dann nach ihrer jetzigen Lage, an der inneren Seite des dänischen Wohlds (Danevirke) verlegt.

Ribe (Ripen)[]

Der Handel Dänemarks mit dem Westen ging jedoch hauptsächlich über Ripen, das als einziger dänischer Hafen an der Westseite Jütlands nicht ohne Bedeutung war und schon um die Mitte des 9. Jhs. existierte, damals aber nur ein Dorf war. Im 11. Jh. war die Bedeutung Ripens aber bereits gestiegen. Von hier ging man, sagt Adam von Bremen, nach Friesland, England und Sachsen unter Segel (C. IV c. I).

Die Handelsverbindung zwischen Dänemark und Flandern hatte für das 10. und 11. Jh. eine nicht geringe Bedeutung, allerdings hatte im 11. Jh. die Stadt Brügge das alte Dorestad als Endstation des Handels bereits abgelöst. Es ist denn auch eine interessante Erscheinung, dass sämtliche gräfliche Münzen Flanderns vor 1055 nur in Dänemark, Norwegen und Russland gefunden wurden [5]. Überhaupt kommen die im oberen Lothringen, den Niederlanden und Friesland geprägten Münzen viel häufiger in Dänemark als in Schweden vor.

Der Halör-Markt[]

Dagegen hatte nach den isländischen Sagas der dänische Handelsverkehr seit der zweiten Hälfte des 10. Jhs. einen anderen Mittelpunkt, den Markt von Halör im damals dänischen Schonen. Hier soll der färöische Häuptling Thránd von Gata sein Vermögen erworben haben und Hallfred Vandraedaskald wollte ebenfalls zu Ende des 10. Jhs. Halör besuchen [6].

Handel des Hochmittelalters[]

Der Dänische Handel war im Hochmittelalter des 11. und 12. Jhs. viel bedeutender denn später, als Deutsche in den Städten Dänemarks siedelten und die Dänen aus dem Seehandel verdrängten. Vor 1200 zeigten sich dänische Schiffe sowohl in den Ostsee- wie in den Nordseehäfen, und das Land war der Sitz eines wichtigen Transithandels.

Der dänische Ostseehandel hatte im 11. Jh. seine größte Blüte, als dänische Kaufleute Birka, Gotland, die wendischen Länder, Preußen und Russland besuchten. Später, als die Gotländer die hauptsächlichen Vermittler des osteuropäischen Handels wurden, verkehrten dänische Schiffe hauptsächlich nach Gotland. Eine Gilde dänischer Visbyfahrer wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jhs. von Waldemar I. bestätigt.

Lebhaft war von Alters her der Verkehr zwischen Dänemark und dem südöstlichen Norwegen, der Provinz Viken. Unter den Fremden, die 1190 Bergen besuchten, werden auch Dänen erwähnt.

Niederlande[]

Nach Westeuropa exportierten dänische Kaufleute sowohl osteuropäische Waren als auch die Produkte ihres eigenen Landes. In den heutigen Niederlanden wurden nach der Zerstörung von Duurstede vornehmlich Utrecht und andere Städte des Niederrheins besucht. In einem von Kaiser Heinrich V. 1122 bestätigten Zolltarif für Utrecht werden unter den Fremden, die diese Stadt aufsuchten, nur Norweger und Dänen erwähnt [7]. Eine Scholie zu Adam von Bremen (96) erwähnt auch den Verkehr mit Flandern. „Aus Ripen segelt man", heißt es, „in zwei Tagen und Nächten nach Sinkfal in Flandern".

England[]

Von großer Bedeutung war seit der Zeit der dänischen Herrschaft der Handel mit England. Dänische Schiffe besuchten hauptsächlich Yarmouth, Lynn und andere Städte an der Ostküste Englands. In London, wo sie große Vorrechte genossen, ging es mit ihrem Handel im Laufe des 12. Jh. allmählich zurück. St. Clement Danes wurde eine gewöhnliche Pfarrkirche, und die dänische Gildehalle kam in den Besitz der Kölner.

Die Dänen hatten zum Ersatz für ihre Privilegien von alters her die Verpflichtung, das Bischofstor (Bishopsgate), wo durch der Verkehr von Norden her nach London geleitet wurde, zu erhalten und selbst Wachdienst zu leisten. Im Jahre 1275 hatten sie es aber längst unterlassen, ihre Pflichten zu erfüllen, und die Deutschen hatten es übernommen, das Tor zu erhalten. Der dänische Handel mit England war aber noch um 1200 nicht ganz unbedeutend; u. a. wurden jütische Pferde nach England versandt.

Dänische Schiffe und Kaufleute werden auch noch in englischen Urkunden aus den Jahren 1207, 1208, 1215, 1220, 1224 und 1226 erwähnt. Schon zu dieser Zeit fanden sich aber unter den dänischen Englandsfahrern deutsche Namen (z.B. Gilbert von Schleswig, Kaufmann des Herzogs von Lüneburg [8] oder Richwinus de Rippa, [9]). Die wenigen Schiffe, die anfang des 14. Jhs. noch aus Dänemark nach England fuhren, waren fast alle in deutschen Händen.

Schleswig[]

Die wichtigste Handelsstadt Dänemarks blieb auch im Hochmittelalter Schleswig, das um 1100 als Umlagestelle für den Ostseehandel eine Bedeutung hatte wie keine andere nordische Stadt. Schleswig war neben Nowgorod einer der größten Märkte des Pelzwarenhandels. Eine Abgabe von 1000 Marderfellen wurde dem König bezahlt, wenn er in der Stadt Hof hielt; unter den Einwohnern der Stadt waren die Pelzer die mächtigsten.

Ein reicher Kaufmann aus Samland konnte dem Herzog Knut Lavard 8000 Stück Grauwerk schenken (Knytlinga Saga. c. 88). Für die zweite Hälfte des 12. und den Anfang des 13. Jhs. erweisen die großen Massen von rheinischem Trass, aus dem in dieser Zeit zahlreiche Kirchen an der schleswig-holsteinischen Westküste errichtet wurden, den Seeverkehr mit dem Rhein.

Das 13. Jh. sah jedoch nur noch einen schwachen Abglanz der ehemaligen Handelsstellung der Stadt. Unter den Bürgerkriegen um die Mitte des 12. Jhs. ging es mit der Blüte der Stadt rasch abwärts, und ihr Ansehen erlitt einen harten Stoß, als eine russische Flotte dort 1155 vernichtet wurde. Schon seit etwa der Mitte des 12. Jhs. begann für den Verkehr der deutschen Kaufleute in zunehmendem Maße Lübeck der Ausgangspunkt für den Ostseeverkehr zu werden. In der zweiten Hälfte des 13. Jhs. hatte Schleswig seine ehemalige Bedeutung für diesen Verkehr verloren. Die Schlei versandete, und die Stadt hörte auf, ein Mittelpunkt des Handels zu sein.

Aalborg und Schonen[]

Außer Schleswig und Ribe waren die übrigen dänischen Städte alle sehr klein und hatten für den Handel wenig Bedeutung, obschon ihre Zahl verhältnismäßig groß war. Zwischen Aalborg und Viken z.B. bestand um 1200 ein nicht ganz unbedeutender Verkehr. In der zweiten Hälfte des 12. Jhs. blühte die Heringsfischerei an der Küste von Schonen wieder auf [10]. Die Fischmenge war bisweilen so groß, dass sie die Fahrt der Schiffe behinderte und man die Heringe mit Eimern schöpfen konnte [11].

Im Herbst (von August bis Oktober) strömten Tausende von Fischerbooten an der Südspitze Schonens zusammen. Während dieser Zeit entwickelte sich an der Südwestspitze von Schonen ein buntes Leben, wie an keinem andern Orte Nordeuropas. Aus ganz Dänemark und aus fremden Ländern zog man zum Markt von Halör bei Skanör (und später ebenfalls zu dem von Falsterbo), um Heringe zu kaufen und Geschäfte zu machen. Unter den Fremden, die hier erschienen, waren von alters her die Norweger zahlreich vertreten.

Allmählich wurden jedoch die ausländischen Kaufleute von den Deutschen (besonders aus den wendischen Städten) verdrängt. Im Jahre 1201 wurden die auf Schonen anwesenden Lübecker Kaufleute von den Dänen gefangen genommen. Nach und nach ging die ganze Ausfuhr von Heringen ins Ausland durch deutsche Hände. Die Fischerei wurde jedoch immer von Dänen betrieben, und der schonische Hering war das ganze Mittelalter hindurch der größte Reichtum Dänemarks. Unter König Waldemar III. (1326-1330) wurden jährlich 34.000 Tonnen Heringe im wendischen Städtebund verzollt.

Dänische Kaufleute[]

Die dänischen Kaufleute verstanden es im Hochmittelalter allerdings nicht, die schonische Fischerei zu benutzen, um seine früher so hervorragende Stellung zu behaupten. Nur in Schleswig - und vielleicht in Ribe - gab es Kaufleute im eigentlichen Sinne. Sonst besaßen die weltlichen wie die geistlichen Großen und die Klöster ihre eigenen Schiffe, die sie ins In- und Ausland schickten [12]. Noch im 14. Jh. hören wir von dänischen Adligen und Bischöfen, die Handelsschiffe besaßen.

Die ökonomische Blütezeit um 1200 war deshalb nicht imstande, einen wirklichen dänischen Handelsstand ins Leben zu rufen. Überall, im In- wie im Ausland, wurden im Laufe des 13. Jhs. die dänischen Kaufleute von den deutschen verdrängt. Eine ganze Anzahl deutscher Städte, Lübeck, Hamburg, Bremen, Braunschweig, Soest, Köln, die Umlandsfahrer usw. erwirkten, besonders anfang des 13. Jhs., vom dänischen König sogar Verkehrsvorrechte, insbesondere Befreiung vom Strandrecht.

Anfangs waren es hauptsächlich westfälische Kaufleute, die nach Dänemark verkehrten. Die aus dem 13. Jh. urkundlich beglaubigte Schleswiger Bruderschaft in Soest und die Dänische Bruderschaft in Köln sind wahrscheinlich viel älter. Später gewann auch für Dänemark der Handel des Wendischen Städtebundes eine, immer größere Bedeutung. Erst das Ende des Mittelalters sah das Emporwachsen eines lebenskräftigen dänischen Handelsstandes.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Normannerne (Internet Archive). Johannes Steenstrup. Kjøbenhavn, R. Klein, 1876. Bd. II, S. 29
  2. Die Normannen und das fränkische Reich bis zur Gründung der Normandie (799-811) (Internet Archive). Walther Vogel. Heidelberg, G. Winter, 1906. S. 46
  3. Annales Fuldenses sive Annales regni Francorum Orientalis (Fuldaer Annalen). 9. Jh. in MGH. SS rer. Germ. 7. Hrsg. Friedrich Kurze. Hannover 1891; Ndr. Hannover 1978.
  4. Einhardi, Annales 804, 808
  5. Brügges Entwicklung zum mittelalterlichen Weltmarkt (Internet Archive). Abhandlung zur Verkehrs- und Seegeschichte. Rudolf Häpke. Berlin, K. Curtius, 1908. Bd. I, S. 129
  6. Flateyarbok. Hrsg. Kristiania 1860-68. Bd. I, 123
  7. Hansisches Urkundenbuch (Internet Archive). Bearb. von Konstantin Höhlbaum, Verein für hansische Geschichte. 11 Bände (1876 und 1939). Digitalisate des Hansischen Geschichtsvereins. Bd. I, 8
  8. Hans. UB. aaO. Bd. I n. 156, 160
  9. Rot. litt, claus. I 613
  10. vgl. Arnold von Lübeck, MGS. 21, 146 f.
  11. vgl. Saxonis Gramm. Hist. Dan., Praefatio
  12. vgl. Diplomatarium Svecanum (WP_EN). Diplomatarium Suecanum. (bei RI OPAC). Bd. I, Nr. 92