Mittelalter Wiki
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Das Zellenmosaik, Goldzellwerk bzw. die Zellenverglasung (verroterie cloisonnée) ist ein der Emailmalerei verwandtes Ornamentikverfahren, besonders der Völkerwanderungszeit, bei welchem Edelsteine in Goldschmiedearbeiten durch aufgelötete Zellen mosaikartig verbunden werden. [1]

Beschreibung[]

Das Zellenmosaik bzw. die Zellenverglasung (verroterie cloisonnee) ist eines der Hauptelemente des Ornamentikstils der Völkerwanderungszeit (375-568). Dabei werden (zumeist indische, durch byzantinischen Levantehandel vermittelte) Almandine, Granaten und andere Halbedelsteinplättchen, aber auch farbiges Glas oder Stückchen Alabaster, Perlmutt und dergleichen in Zellen aus aufrecht gestellten Goldstreifchen eingelegt, die mit dem Grund verlötete sind.

Der Unterschied zum „Zellenschmelz“ (émail cloisonné) bzw. „Grubenschmelz“ (émail champlevé) besteht darin, dass es sich beim Zellenmosaik um Einlegearbeiten aus Halbedelsteinen oder Glas handelt und nicht um Glasflüsse oder Glaspasten.

Entwicklung[]

Eines der frühesten Beispiele für die Technik des Zellenmosaiks bietet z.B. ein Armreif aus dem Oxus-Schatz, der dem 5. oder 4. vorchristlichen Jahrhundert zugeteilt wird. [2] Diese Art der Ornamentierung war in der Antike auch den Goldschmieden der alten Griechenstädte des südlichen Russlands (Chersonesos, Pantikapeion, Phanagoria, Olbia usw.) wohlbekannt.

Vor allem im ungarischen Raum erscheint die Zellenverglasung als Charakteristikum der germanischen Kunst der Völkerwanderungszeit, nur dass sich hier selten mit Sicherheit sagen lässt, welche der zahlreichen Funde wirklich germanische Arbeiten sind und welche mixhellenische, byzantinische, jazygische, skythische usw. Handwerkskunst darstellen.

Mixhellenischer Stil[]

Sie bewahrten sich aus ihrer Blütezeit manche alte Tradition, nahmen dann im Laufe der Jahrhunderte unter dem Einfluss des Orients aber auch fremde Elemente in ihre Kunstweise auf. So gelangten diese Städte zu einem eigenen Stil, den einige Kunsthistoriker als „mixhellenisch“ bezeichneten. Von diesem Sil finden sich zahlreiche Funde in den russischen Museen, besonders in der Eremitage in St. Petersburg, worunter sich auch das sarmatische Diadem bzw. die Krone von Nowotscherkassk (Bild) am Don aus dem 1. Jhd. und a. m. befindet.

Gotische Entwicklung[]

Die Goten lernten diese Schmucktechnik bei Goldschmiedearbeiten während ihres langjährigen Aufenthalts in den Ländern am Nordrand des Schwarzen Meeres kennen und brachten sie dann mit den ihnen verwandten Vandalen und Gepiden auf ihren Wanderungen in Europa zu solcher Geltung, dass man sie als Hauptelemente dieser Zeitepoche bezeichnen darf.

Eine Arbeit in Zellenmosaik vom Schwarzen Meer findet sich z.B. an der „Krone von Kertsch“, einer Goldkrone mit Vogelköpfen und eingelassenen Granaten aus dem 4. bis 5. Jh., die 1904 in Kerc, dem alten Pantikapeion, gefunden wurde und im Römisch-Germanischen Museum (RGM) in Köln ausgestellt ist. [3]

Münzenumrahmungen[]

Zellenverglasung von wahrscheinlich germanischer Arbeit finden wir zuerst an goldenen Umrahmungen von Kaisermünzen aus dem spätantiken „Fund von Petrijanec“ (heute Kroatien, 1805) [4] aus der 2. Hälfte des 3. Jhds. Auffallend sind dabei die runden, dreieckigen und rautenförmigen Durchbrechungen und Füllungen mit Granatplättchen.

Diese haben sich auch an den Umrahmungen römischer Schaumünzen aus dem 3. und 4. Jhd. noch erhalten; so an einer umrahmten Maximiansmünze („Goldmedaille des Kaisers Maximian“) aus der Zeit 293 bis 294 n. Chr. und einem anderen gehenkelten Schmuckstück des 1797 gefundenen „Goldschatzes von Szilágy Somlyó“ [5] in Rumänien aus dem Ende des 4. Jhds. Diese befinden sich nun in der Kaiserlichen Schatzkammer der Wiener Hofburg [6].

Galerie[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

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