Mittelalter Wiki
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Die Schwerter des Frühmittelalters entwickelten sich aus den Typen der Völkerwanderungszeit weiter. Vom 6. bis zum 7. Jh. nahm die Klingenfabrikation im Okzident einen bedeutenden Aufschwung, was sich in der ausgezeichneten Güte des Stahles erweist und der vorzüglichen Arbeit der aufgefundenen Klingen.

Beschreibung[]

Während die Funde von Überresten solcher Schwerter (Spatha), die vornehmen Männern gehörten, vergleichsweise selten sind, wird ihr häufiges Vorkommen im Frühmittelalter (um 568-1050) auf mehren Pergamentgemälden, zumindest dem Wesen nach, belegt. [1]

Die Schwerter des Frühmittelalters waren breit, ziemlich lang, zweischneidig, mit abgerundeter, nur für den Hieb geeigneter Spitze und mit einfachen, geraden Abwehrstangen, die mit Klinge und Griff ein lateinisches Kreuz bildeten. Der Knauf war gewöhnlich rund oder abgeplattet.

Spatha[]

Aus dem Fund in einem langobardischen Fürstengrab von Civezzano (Italien) [2] der dem 8. Jh. angehört, erwies sich, dass auch in dieser Völkerschaft die lange Spatha Eingang gefunden hatte; die beiden Klingen sind breit, flach und haben eine durchschnittliche Länge von 75 cm. Sie enden in einer stumpfen Spitze, die kurzen Griffe aber zeigen römische Formen.

Es ist bemerkenswert, dass die größte Menge der Klingen vom 5. bis ins 7. Jh. mit abgerundeten Enden erscheint, ein Beweis, wie wenig Wert man in der Streitweise auf den Stich gelegt hat. Die Griffe des 7. Jhds. sind noch auffallend kurz, kaum für die Faust ausreichend, mit Knäufen, welche bereits in die Form einer aufrecht stehenden halben Scheibe übergehen, und geraden kurzen Parierstangen. Die Klingen messen in der Länge bis zu 85 cm und darüber. So stellen sie sich nicht allein im Psalterium Aureum und anderen Handschriften des 8. und 9. Jh. Jhs., sondern auch in Originalen dar (Bild).

Vollgriffschwerter[]

Was die Griffform anbelangt, so findet sich neben den völkerwanderungszeitlichen Typen zu Beginn des Frühmittelalters auch eine besondere, die an die bronzezeitlichen Vollgriffschwerter erinnert und ebensowohl bei den nordischen, als den kontinental-germanischen und fränkischen Völkern angetroffen wird. Diese Griffe sind häufig aus Bronze gebildet, sehr kurz, die Handlage besitzt quere Gliederungen, der untere Teil schließt mit einer Scheibe ab. Schwerter mit solchen Griffen scheinen in den damaligen Heeren allgemein geführt worden zu sein. Der Übergang von dieser Form zur Form der Griffe mit kleinen Parierstangen scheint erst im 8. Jh. eingetreten zu sein (Bild).

Handschutz und Parierstangen[]

Im Allgemeinen erschien das Schwert im Frühmittelalter nur als Werkzeug zum Verletzen des Gegner, ohne den Träger selbst vor Verletzungen zu schützen. Darum besitzen die älteren Schwerter nur Griffe ohne oder mit nur sehr kurzen Parierstangen, ja die ältesten haben an dieser Stelle nur Scheiben oder Knäufe. Erst mit der Entwicklung der Fechtkunst wurde bei der Form des Griffes auf den Faustschutz Bedacht genommen, welche ab den ersten Kreuzzügen (ab 1095) in Aufnahme kam; auch sie ist orientalischen Ursprungs.

Qualität[]

Die aufgefundenen Klingen aus der Zeit vom 6. bis zum 7. Jh. zeigen nicht nur vorzügliche Arbeit, sondern sind teilweise schon mit ganz regelrecht geformten Hohlschliffen ausgestattet (Bild). Für die Elastizität der Stahlschwerter des Frühmittelalters gibt die Chronik des Kloster St. Gallen ein Beispiel. So empfing König Ludwig der Deutsche (um 806-876) von dem Normannenkönig Schwerter als Geschenk. Der König probte die Klingen mit seiner Hand stärker als Eisen auf ihre Spannkraft. Die eine zerbrach ihm in der Hand, eine andere aber bog er bis zum Griff wie eine Weidengerte zusammen und sie sprang, als er sie losließ, in ihre ursprüngliche Gestalt zurück.

Doch auch wenn das Schwert schon im 7. Jh. und früher ein beliebter Gegenstand der künstlerischen Ausstattung war, so blieb diese doch nur auf einzelne Stücke beschränkt, die Masse der übrigen erscheint in Ansehung der Fassung insgemein roh und plump, wo ausgezeichnete Klingen sorgfältigere Behandlung verdient hätten.

Weiterentwicklung[]

Die innere Festigung des fränkischen Staatswesens unter Karl dem Großen (754-814) wirkte ungemein fördernd auf die Entwickelung der Künste und Handwerke; dazu trug nicht wenig der stetig zunehmende Verkehr mit dem Orient bei. Dieser Einfluss macht sich, wie überhaupt in der Kunsttechnik, auch in der Klingenfabrikation deutlich kennbar. Aus Syrien wanderten die ebenso geschickten wie emsigen Kunsthandwerker, darunter die Klingenschmiede, nach Europa und begannen anfänglich an den Küsten Siziliens und Spaniens eine reich sich lohnende Tätigkeit. Dieser Tatsache ist es zuzuschreiben, dass wir bereits am Ende des 8. Jhs. Klingen von einer so kunstvollen Ausführung erblicken, wie sie in christlichen Ländern selbst bis ins 15. Jh. nicht übertroffen wurde.

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Hefner-Alteneck, Trachten. aaO. S. 10, Taf.014 a-c
  2. ausgestellt im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Insbruck
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