Mittelalter Wiki
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Wieland (ahd. Wiolant, ags. Veland, anord. Völundr), der sagenhafte Meisterschmied, ist eine Gestalt der Heldendichtung. Als Schöpfer herrlicher Waffen wird er in vielen englischen, französischen und deutschen Literatur-Denkmälern erwähnt. Die Sage von Wieland dem Schmied war im Mittelalter weit verbreitet, wie u.a. viele mit Wieland zusammengesetzte Ortsnamen bezeugen. Zwei epische Fabeln von der Erzählung erweisen sich dabei als sehr alt.

Die Hauptsage (Völundarkvidha)[]

Die Hauptsage, "Wielands Gefangenschaft und Rache" wird in der schwer-beschädigten, lückenhaften Völundarkvidha, das 21. Heldenlied der älteren Edda, wozu Deors Klage 1-12 stimmt) und in der Thidrekssaga (c. 72-79) festgehalten. Falls dieser Bericht nicht zur Völundarkvidha umgemodelt wurde, gibt er ein Hauptbeispiel für gut bewahrte Übereinstimmung im Hergang. Dass das feinere Detail, auch die Reden, durchgängig abweichen und zwei der größeren Abweichungen durch das angelsächsische Runenkästchen von Auzon (um 650) als alt bezeugt werden, spricht für selbständige, niederdeutsche Überlieferung.

Handlung[]

Der Riese Wada (anord. Vaði), der Sohn des Wilkinus und der Meerjungfrau Wachilde, gibt seinen Sohn Wieland erst bei Mime, dann bei Zwergen in die Lehre, die ihn zum kunstreichsten Schmied machen. Darauf wohnt er mit seinen Brüdern Eigil und Slagfidr eine Zeitlang in Ufdalir, wo sie drei Schwanenjungfrauen finden und mit ihnen zusammenleben, bis diese nach sieben Jahren als Walküren davonfliegen. Dann kommt Wieland zu König Nidung (anord. Niðuðr) und besiegt im Wettkampf den Schmied Amilias mit dem Schwerte Mimung. König Nidung läßt den kunstreichen Alben fangen, damit er für ihn schmiede, und lähmte ihn, so dass er nicht fliehen konnte. Wieland lauert auf Rache: Er schnitt den beiden Knaben des Königs die Köpfe ab und fertigte Gerät aus ihren Knochen. Die Königstochter Badhild (anord. Bǫðvildr), die ihm einen Ring zum Flicken brachte, vergewaltigt er; ihr gemeinsamer Sohn ist der Held Wittich. Nachdem er dem machtlosen König alles enthüllt hatte, floh er durch die Luft in einem Federkleid.

Hintergrund[]

Runenkästchen von Auzon vordere Tafel 2006-01-29

Runenkästchen von Auzon, Vorderseite: Wieland und sein Bruder Egil

In der Völundarkvidha ist Wieland ein Albenfürst; die Thidrekssaga faßt ihn als Menschen auf, doch ist er dort der Sohn des Riesen Wada (anord. Vaði). Der Beweggrund von König Niðuðr bleibt in Völundarkvidha im Dunkeln (Str. 6. 13), in der Thidrekssaga wird das Motiv durch jüngere Intrigen überwuchert. Dass auch die Völundarkvidha als Mittel der Flucht das heimlich geschmiedete Fluggewand (nicht den Ring) voraussetzt, läßt sich schlußfolgern aus Str. 20; auch bringt erst dieses wunderbare Werk die Rolle des großen Schmiedes recht zur Geltung.

Die Hilfe des Bruders, des Schützen Egill, der die Vogelbälge herschaffen muß (Thidrekssaga), ist von dem angelsächsischen Runenkästchen von Auzon (um 650) deutlich abzulesen; doch kann der einfachere Hergang der Völundarkvidha eine gleichalte Nebenform sein. Den gotischen Witege machte man schon früh zum Spross dieser Notzucht (Waldere), aber der versöhnliche Schluß ist wohl Zutat der Thidrekssaga selbst. In der Völundarkvidha (33) ist es nicht zarte Fürsorge, sondern der Wille, dass sich die Rache am König vollendet.

Herkunft[]

Die Formel der Sage ist: Ein menschlicher König zwingt den kunstbegabten Alben in seinen Frondienst, aber der wilde Fremdling sprengt die Fessel und trägt Verderben in das Haus des Peinigers. Hier lieferte ausnahmsweise (s. Skiöldungar) der niedere Mythus einer Heldendichtung die Hauptgestalt. Die Grundvorstellung von Alben als zauberhafte Schmiede, die sich der Mensch vergeblich dienstbar machen will, erfordert keine Bronzezeit; sie konnte immer wieder entstehen, solange es den Albenglauben gab.

In der Einkerkerung und Flucht des wilden Mannes berührt sich der Eingangsteil des Eisenhans-Märchens, nicht mehr in der Rolle des Söhnchens. Viel näher stehen die antiken Sagen von Daedalus-Minos und Hephaestus-Athene: beide zusammen enthalten alle Hauptmotive der Wieland-Sage außer der Knabentötung. Ein Zusammenhang ist kaum zu bezweifeln; die Wanderfabel, die der erste Dichter von Wielands Rachesage wohl mündlich vorfand, entsprang irgendwann und irgendwo aus lateinisch-griechischen Schriftwerken.

Melusinen-Motiv[]

Der Eingang der Völundarkvidha zeigt Wieland und seine zwei Brüder eingeführt in die Melusinenfabel, die nach der Flucht der Schwanenjungfrauen abbricht. Dass dieses Motiv eine deutsche Quelle hat, folgt aus dem hochdeutschen Versroman des Herzog Friedrich von Schwaben (14. Jhd), der seinen Helden unter dem Namen "Wieland" Entsprechendes erleben läßt (mglw. durch franz. Dichtung vermittelt?). Ansonst ist diese zweite Wieland-Sage nicht bezeugt. Die Anknüpfung an den albischen Meister erscheint launenhaft, da die Melusinenfabel die Ehe des menschlichen Mannes mit der Albin verlangt; ob sie für die Schmiedekunst Raum bot, ist ungewiß. Vielleicht jedoch bildete das Flugvermögen des Helden die Brücke. Die Völundarkvidha versucht die halbierte Geschichte innerlich an die Hauptsage zu ketten und gewinnt dabei ein paar malerische und lyrische Züge, doch keinen klaren Verlauf.

Herkunft[]

Bildstein von Ardre VIII Gotland SHM 11118

Wielands Schmiede auf dem gotländischen Bildstein von Ardre, VIII

Die Thidrekssaga gibt die Rachesage als Schlußstück einer bunten Lebensgeschichte, die wohl aus lauter jungem bzw. entlehntem Stoffe zusammengesetzt ist. Die Ortssage von Berkshire mit der Welandes smidde (Urkunde. a. 955) annektierte den Namen des berühmten Schmiedes für eine der Sagen vom hilfreichen Kobold.

Etymologische Untersuchungen[]

Auf einen deutschen Ursprung der Wielanddichtung weisen in der Völundarkvidha die Namensformen: Niðhád (statt -hæð); þakkráðr, Slagfiðr (was eher zu ahd. slagifedhera als zu anord. finnr gehört) als mögliche ursprüngliche Beiwörter Wielands hin. Auch mehrere Appellativa der Völundarkvidha in beiden Teilen des Liedes, darunter draga - 'to wear' sprechen gegen eine englische Vorlage. Vielleicht erschuf Westfalen mit seinem alten Bergbau die Gestalt Wielands; jedenfalls darf das Sachsenland, auch nach neuen Zeugnissen, als ihre dauernde Pflegestätte gelten. In der hochdeutschen Epik ist Wieland nur ein Name, als der große Schmied und Vater Witeges.

Die Quellen führen auf die zwei Namensformen zurück:

  • Wéland (ae. > hd. Wielant; Thidrekssaga: Velent) und
  • Waland (norm. Walander 11. Jhd. > franz. Galant), *Walund (> anord. Vǫlundr- 'das „Kunstwerk“ oder „auf kunstvolle Weise herstellen"').

In ihrem ersten Wortglied sind beide Formen lautlich nicht ungezwungen zu vereinigen; -and und -undr könnten beide von -handuz herleiten. Der Name ist vermutlich sinnvoll, aber, da die Anlehnung an anord. vél - 'List, Maschine' und an got. waila keinen Sinn ergibt, etymologisch noch dunkel.

Überlieferung[]

Cod. Pal. germ. 345, fol

Friedrich von Schwaben begehrt unter dem Namen "Wieland" Angelburg zur Ehe (Cod. Pal. germ. 345, fol. 292r)

Leider ist kein deutsches Gedicht mit dem Inhalt der Wieland-Sage erhalten geblieben; lediglich ein dem 14. Jh. angehöriges Gedicht Friedrich von Schwaben erzählt Abenteuer des Helden, die eigentlich diejenigen Wielands sind (Cod. Pal. germ. 345); unter dem Namen Wieland, heisst es hier, habe Friedrich seine Geliebte Angelburg, ein halb geisterhaftes Wesen, gesucht und sei ihm Hoffnung gemacht worden, an einem bestimmten Ort seinen Wunsch zu erreichen. Als er dort angelangt ist, sieht er drei Tauben zu einer Quelle fliegen, die sich darin baden wollen. Indem sie die Erde berühren, werden sie zu Jungfrauen, deren, eine Angelburg ist.

Sie werfen ihre Gewänder ab und springen ins Wasser. Wieland, durch Hilfe einer Wurzel unsichtbar, nimmt ihnen die Kleider weg. Darüber erheben die Mädchen grosses Geschrei, aber Wieland, sichtbar hervortretend, erklärt sich nur dann zur Zurückgabe der Kleider bereit, wenn eine davon ihn zum Manne nehmen wolle. Sie entschliessen sich endlich und überlassen ihm die Wahl, worauf er die geliebte Angelburg wählt, die mit Freuden den Friedrich von Schwaben in ihm erblickt.

Ein Hinweis auf einen deutschen Ursprung liegt auch in der Wilkinasage vor. Auch die Franzosen kannten die Sage von Wieland oder Galland, wie er bei ihnen heisst; ein französischer Roman dieses Stoffes, "Partenopeus und Melior", wurde wahrscheinlich von Konrad von Würzburg unter dem Namen "Partinopier und Meliur" ins Deutsche übertragen. [1]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

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