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Als Aunjetitzer Typus bezeichnet man eine Gruppe von Bodenfunden aus der Frühen Bronzezeit (2300 v. Chr. - 1600/1500 v. Chr.), die der Aunjetitzer Kultur zugerechnet werden (benannt nach dem Fundort Únětice/Aunjetitz in Böhmen). Sie geht aus den endneolithischen Kulturen der Glockenbecher und Schnurkeramik hervor.

Nach 1600 v. Chr. wird sie durch die Hügelgräberbronzezeit abgelöst. Die Leitformen dieser Gruppe sind die Aunjetitzer Tasse, "zyprische" Schleifenkopfnadel, Ösenkopfnadel und gegossene Bronzegegenstände. [1]

Beschreibung[]

Der Aunjetitzer Typus ist eine lokale Ausprägung der ältesten, aus Depotfunden und flachen Skelettgräbern (mit sog. „liegenden Hockern") bekannten Bronzezeitformen (etwa 2000-1500 v. Chr.) im östlichen Deutschland und im nördlichen Österreich bis zur Donau, besonders in Thüringen, Nordböhmen und Mähren, zum Teil auch in Niederösterreich und Westungarn.

An dem eponymen nordböhmischen Gräberfundort bei Smichow (tschech. Unétice) umfaßt sie an Bronzen kurze und breite, drei- eckige Dolchklingen, kantige Pfriemen, gerade Nadeln mit ringförmigem Kopf und „Säbelnadeln" mit krummer Spitze und einer Öse auf dem stempelförmigen Köpfchen. Außerdem Hals-, Arm- und Fingerschmuck in Gestalt von Drahtspiralrollen und verschiedenen Spiralringen, darunter den sog. (manchmal auch aus Gold geschmiedeten) "Noppenringen" (s. Ringgeld), einfache stabrunde Armreifen, dann viele Bernsteinperlen und charakteristische Tongefäße ohne Verzierung, aber mit scharfem Profil und glänzend polierter Wandung.

Sonst finden sich noch eigentümliche, oft schön verzierte manschettenförmige Armbänder, ruderförmige oder nicht in dieser Weise breitgehämmerte Nadeln mit umgerolltem Kopfende, Schleifennadeln, Nadeln mit senkrecht durchbohrten Kugelköpfen u. a., zuweilen auch noch Werkzeuge aus Stein und Knochen, Schmucksachen aus Bein und Muscheln.

Bodenfunde[]

Aunjetitzer Schmuckschild 204

Aunjetitzer Schmuckschild

  • Aunjetitzer Schmuckschild: Dieses Schmuckschild aus grün patinierter Bronze gehört zu einem Hortfund, welcher 1894 in der Nähe von Tucheim (Lkr. Jerichower Land) entdeckt wurde. Schmuckstücke dieser Art kommen hauptsächlich im nördlichen Randbereich der Aunjetitzer Kultur vor, ihre genaue Funktion ist bisher nicht eindeutig geklärt. [2]
  • Aunjetitzer Tasse aus Baalberge (s.o.): Vollständig erhaltene Tasse aus feingemagertem Ton mit Henkel. Poliert. Die Tasse stammt aus dem Schneiderberg in Baalberge, Salzlandkreis. Sie ist Beigabe einer frühbronzezeitlichen Nachbestattung. [3]

Einflüsse[]

Aunjetitzer Typus RdgA B1 Abb 24

Mehrere dieser Formen verraten Beziehungen zu süd- und nordeuropäischen Kulturprovinzen der frühesten Metallzeit. - Eine ganz natürliche Sache, aus der einige Forscher mit Unrecht auf eine von Nordeuropa bis Westgriechenland reichende indogermanische Völkerwanderung schlossen.

Ebensowenig Grund hatte die Annahme eines bestimmten "Volkes der Hockergräber", dem dieser Typus und allerlei jüngere Fundgruppen angehören sollen. Der Aunjetitzer Typus entstand vielmehr unter dem Einfluß von Süden her vermittelter Kulturentwicklung, zeigt aber auch Einbußen gegenüber dem jüngeren Erwerb der neolithischen Kultur, so im Aufgeben der Gefäßverzierung, vermutlich schon infolge der Nachahmung von Bronzegefäßen in Ton.

Nach Süden weisen die Dolche, Schleifennadeln, Goldringe, nach Norden die Ösennadeln und Manschetten-Armbänder. Ein allmählicher Übergang von den letzten Formen der jüngeren Steinzeit im gleichen Gebiet zum Aunjetitzer Typus läßt sich nicht nachweisen. Soweit Tongefäßverzierung vorkommt, zeigt sie den Charakter des neolithisch nordischen und kupferzeitlichen Rahmenstils.

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Aunjetitzer Kultur
  2. Kreismuseum Jerichower Land, Genthin: Objektinformation "Schmuckschild" (museum-digital : sachsen-anhalt)
  3. Museum-digital (Objekt Ba:55:2). Aufbewahrung/Standort: Museum Schloss Bernburg, 06406 Bernburg
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