Mittelalter Wiki
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Die Bronzegefäße der Römischen Kaiserzeit entwickelten sich aus dem keltischen und italischen Fabrikationskreis der Bronzegefäße der Latènezeit, aus denen als neuer Zweig die provinzial-römische Industrie hervorging.

Beschreibung[]

Gegen Ende des letzten vorchristlichen Jahrtausends nahm in Italien die Bronze-Industrie einen gewaltigen Aufschwung und war die Veranlassung zu einem Massenexport von Bronzegefäßen, die ihren Weg über die Donau fanden und im besonderen durch das Elbtal, teilweise auch die Oder entlang bis nach Norddeutschland und Skandinavien gelangten.

So wurden allmählich im Handelswesen der Römischen Kaiserzeit mit dem germanischen Norden die keltischen Produkte von den italischen abgelöst, wenn auch noch in mittel- oder spätrömischer Zeit vereinzelt gallische (keltische) Fabrikate bei den Germanen Eingang fanden. Mit der Erweiterung der Grenzen des Römischen Reiches wurde die Fabrikation aus dem Mutterland nach Nordeuropa übertragen; die Folge war der Aufschwung der provinzialen Industrie und eine Vermehrung des Exports.

Ein Hauptzentrum der italischen Industrie, aus dem der Handel schöpfte, lag für etwa 3 Jahrhunderte (vom 2. Jh.v.Chr. bis 2. Jh.n.Chr.) in Capua (Provinz Caserta, Italien). Zahlreiche Gegenstücke zu den im Norden gefundenen Bronzegefäßen stammen aus italischen Fundplätzen (Nekropole von Ornavasso, Novara, und vor allem Pompeji), Vorkommnisse, die für die Chronologie von Wichtigkeit sind. Was die Technik dieser Produkte betrifft, so sind sie teils getrieben, teils gegossen und auf der Drehbank abgedreht. Die Lötung zur Befestigung von Handhaben und Füßen wurde nach den Traditionen der griechischen Metallindustrie beibehalten. Als Material wurde eine gute Zinnbronze (etwa 85 : 15) verarbeitet.

Messinggefäße[]

Davon sondert sich eine Gruppe von Gefäßen aus Messing ab, einer Legierung nicht aus Kupfer und Zink, sondern aus Kupfer und stark zinkhaltigem Galmei. Die Messinggießereien lagen am Niederrhein, in der Gegend von Gressenich, 5 km östlich von Stolberg (Nordrhein-Westfalen. Der italische Export wurde hier um die Mitte des 2. Jhs. durch provinzial-römische Erzeugnisse abgelöst.

Römische Handelsware[]

Italische Fabrikate[]

Zu den Italischen Fabrikaten als römische Handelsware zählen u.a.:

Römische Bronzeschale, Gotland, kulturgeschichte00mont Abb

Römisches Bronzebecken oder Schale aus Gotland (Schweden)

  • Becken: in zahlreichen Varianten in einer langen Entwicklungsreihe. Auch an ihrer Ausbildung beteiligten sich capuanische Werkstätten schon in der Zeit der Römischen Republik. Ihre Grundform ist eine flache, große Schale, bei der Rand, Fuß und Henkel verschiedenartig gebildet sind.
  • Eimer: mit beweglichen Bügelhenkeln über der Öffnung hatten eine reiche Entwicklung in der capuanischen Industrie. Nach Form und Ausstattung verteilen sich verschiedene Formengruppen über längere Zeiträume. Drunter Varianten mit Delphinattachen, Blattattachen, mit am Rand angenieteten Bronzeattachen, an denen die Henkelösen sitzen und bauchige, plumpe Eimer mit schräg ausladendem, niedrigen Rand, oder mit scharf abgesetzter, schräger Schulter, usw.
  • Kannen: sind unter den römischen Importwaren in den nordischen Fundgebieten zwar seltner, haben aber ebenso wie die Eimer und Becken, eine reiche und lange Entwicklungsgeschichte. Der Form nach kann man Kannen mit geradem und kleeblattförmigen Mündungsrand (Typus A und B) unterscheiden; beide tauchen in mehreren Varianten auf, wobei das schmückende Beiwerk unabhängig von der Form verwendet wird.
Bronzepfanne, Italien, RdgA Bd1, Taf.021, Abb

Bronzepfanne aus Italien (Boscoreale?)

  • Pfannen (Kasserollen): langgestielt, mit Schwanenkopf am Griffende. Sie besitzen eine flache, breite Schüssel mit drei Füßchen, die meist fehlen, und breitem, verziertem Rand, an dem der lange, gegliederte Griff angegossen ist.
  • Schalen: Vereinzelte muschelförmige Schalen, die einer Muschelhälfte nachgebildet sind. Bekannt wurden sie durch zwei Exemplare, die angeblich aus Hannover stammen.
  • Schöpfgefäße (Kasserollen): sind eine der häufigsten Formen im nordischen Fundgebiete. Sind sind jedoch zu unterscheiden von den ebenfalls als 'Kasserollen' bezeichneten flachen Pfannen der Spätlatènezeit. Es sind tiefe Näpfe mit flachem, abgedrehten Standring und breitem angegossenen Griff, der einen kreisförmigen, meist durchlochten Abschluß hat.

Das sind jedoch längst nicht alle Bronzegefäßformen an Handelsware, die aus italischen Fabrikationszentren nach Nordeuropa gelangten. Hier und da finden sich auch Einzelstücke, wie z. B. ein dänischer Kessel in Halbkugelform mit rollenförmigen Füßen. Diese Form erinnert an das Fragment eines älteren Importstückes aus dem 4. Jh v.Chr., wahrscheinlich also unteritalisch-griechischer Provenienz. [1]

Provinzial-römische Fabrikate[]

Den Forschungen des deutschen Archäologen Heinrich Willers (1870-1915) ist es maßgeblich zu verdanken, dass die provinzial-römische Metallindustrie auf ihre Ursprünge zurückgeführt werden konnte. Er lokalisierte die römischen Messinggießereien in der Provinz Germania in der Gegend von Aachen, insbesondere bei Gressenich, am Niederrhein. Seine Ergebnisse zeigten allerdings weder, dass einzelne Bronzegefäße von der provinzialen Fabrikation ausgeschlossen sind, noch dass alle spätrömischen Formen (etwa 200 bis 400 n. Chr.) provinzialer Herkunft sind.

Was für die Tongefäße gilt, gilt ebenso für die Bronzegefäße: Bei der Verlegung der Fabrikationszentren in die römischen Provinzen wurden mit den Arbeitern die gängigen Formen und Modelle übertragen, insbesondere in an den Grenzgebieten Germaniens. So ist das Auftreten von spätrömischer Handelsware auf germanischem Boden nur im Zusammenhang mit den großen, historischen Ereignissen zu erklären, die die Erweiterung der Grenzen des römischen Kaiserreichs zur Folge hatte. Der Formenkreis der Bronzegefäße aus mittel- und spätrömischer Zeit lässt sich direkt an die vorausgehende Epoche anknüpfen.

Formen und Typen[]

Eine besondere Gruppe der provinzial-römischen Industrie war gallisch, worauf entsprechende Fabrikantennamen direkt hinweisen. Zu den provinzial-römischen Fabrikaten zählen:

Hemmoorer Eimer, RLM Trier Inv

Hemmoorer Eimer (Oberweis, Rheinland-Pfalz)

  • Eimer: Entweder mit Gesichtsmasken-Attachen, in einfacher Form, konisch mit eingezogener Wandung; oder aber vom Hemmoorer Typus (Hemmoorer Eimer), annähernd glockenförmig, am Rand entweder eingeschnittene Liniengruppen oder ein charakteristischer Fries mit figürlichen Darstellungen, in flachem Relief mit reicher Ziselierung (Jagdszenen, Tierfriese, mit Baum- und Hausgruppen, zwischen ornamentalen Bändern, wie Eierstab und Flechtband).
  • Kessel, zum Aufhängen über dem Feuer, erscheinen in zwei Formen: A) im Anschluß an die Kessel der Latènezeit mit eisernem Rand, und B) in abweichender Form als tiefes Becken mit Fuß, am Rand drei horizontal ausbiegende Ösen zur Aufnahme der Kesselhaken und einer Ausgußrinne.
  • Schalenförmige Becken in verschiedenen Formengruppen, teils im Anschluß an die frührömische Fabrikate, teils neue, einfachere Formen provinzialer Herkunft.
  • Schöpfgefäße: Für den germanischen Norden bezeichnen den Gegensatz der eingeführten Handelsware und einheimischer Arbeit zwei dänische Schöpfkellen der spätrömischen Epoche, die nordische Fabrikate darstellen, die eine aus Bronze mit teils bandförmigem teils gedrehtem Griff, die andere aus Eisen mit gabelförmigem Griffende.

Fabrikationszentren[]

Unter den Funden von Sackrau bei Breslau (heute Zakrzów (Opole)) findet sich der Boden eines Bronzegefäßes mit reicher, gepunzter Verzierung in konzentrischer Anordnung, darunter ein Tierfries mit Gruppen von rennenden Tieren (Elch-Greif, Elchkuh-Panther), eine Arbeit, die ebenso wie ihre Vorbilder, in Südrussland gefertigt wurde. [2]

Die Werkstätten, in denen für den Export in die germanischen Gebiete gearbeitet wurde, lagen also nicht nur in den Rhein- und Donau-Provinzen, wo sie sich mit der keltischen Metallindustrie berührten, sondern auch an der Nordküste des Schwarzen Meeres. Hier übernahmen die einen die Traditionen des älteren griechischen Kunstgewerbes und pflegten dieses weiter, die anderen aber im Besitz von "barbarischen Völker" (darunter Skythen), die sich auf die Nachahmung von römischen Formen beschränkten oder aber nach ihrer eigenen Art arbeiteten.

Galerie[]

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Nordische Altertumskunde (Internet Archive). Sophus Müller. Übersetzung. V. Jiriczek. 2 Bände. K.J. Trübner Verlag, Straßburg 1897-98. Bd. II, Abb.028
  2. Der Fund von Sackrau. 2 Teile. Wilhelm Grempler, Lunitz, Brandenburg a. d. H. [u. a.]; Spamer, Berlin 1887 und 1888
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