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Die Lausitzer Kultur datiert von der späten Bronzezeit bis in die frühe Eisenzeit (etwa 1400–500 v. Chr.) [1]. Sie bestand auf den heutigen Gebieten von Ostdeutschland, Polen, Teilen Tschechiens, der Slowakei und in Teilen der Ukraine. Der eisenzeitliche Abschnitt wird auch getrennt als Billendorfer Kultur behandelt. [2]

Beschreibung[]

Die Lausitzer Kultur mit ihrer weiten Wirkung nach Norden, Osten und Süden wurde u. a. eine Verwandtschaft mit den Semnonen zugeschrieben, die nach Tacitus (Germ. 39) das Kernvolk der Sueben sind, bei denen noch alljährlich ein gemeinsames Fest aller suebischen Völker gefeiert wird, bei denen der Weltenlenker thront und denen gegenüber alles andere als nachkömmlich und abhängig erscheint. Es stimmen hier die archäologischen Beobachtungen mit den historischen Nachrichten zusammen.

Der Lausitzer Kulturbereich erstreckte sich vom Unterinntal (Hötting bei Innsbruck) über die Donau- und Sudetenländer (z.B. Böhmen) weit nach Nordostdeutschland, allerdings nicht bis an die Nord- und Ostsee, wo in Hannover, Mecklenburg, Pommern, Preußen - andere gröbere Urnenformen und anderer Grabbau (mit Steinsetzungen) herrschten. In Niederösterreich und Westungarn war sie gut, in Nordböhmen, Mähren, Schlesien und den angrenzenden Ländern besonders reichlich vertreten.

Bei der Entstehung dieser Kulturgruppe wirkten auch südliche Einflüsse mit, wobei die Zuweisung an eine bestimmte Völkerschaft (wie z.B. Karpodaken, Illyrier, Slawen oder Semnonen) problematisch ist. Mit der Lausitzer Kultur brechen sich Brandgräber vollkommen Bahn, im Gegensatz zur Kulturgruppe des Aunjetitzer Typus, so dass sich von den Leibesresten der Bestatteten nichts sagen lässt. Wahrscheinlich gehörten die Lausitzer, wie viele andere Kulturgruppen, sehr verschiedenen Völkern an, unter denen auch germanische und andere, aber wohl noch keine slawischen waren. Ihrer ausgedehnten Verbreitung entsprechend, zerfiel sie in eine Anzahl lokaler Untergruppen.

Fundorte[]

  • Biskupin (Polen)
  • Gräberfeld von Eisenhüttenstadt (Brandenburg). Ausgegraben 1995 bis 1998.
  • Gräberfeld von Łęgowo (Polen)
  • Römerschanze bei Potsdam, Burg

Lausitzer Typus[]

Der Lausitzer Typus (veraltet: Niederlausitzer Typus) ist eine bronzezeitliche bis früheisenzeitliche Keramik-Gruppe. Aufgrund der Metallarmut der Lausitzer Gräberfelder bilden diese Tongefäße die Basis für die typologische und chronologische Einordnung. Typisch für diesen Stil waren z.B. Buckelgefäße. Mit dem Ende der Steinzeit, starb der alte, auf Flechttechnik beruhende Ornamentik-Stil in der norddeutschen Keramik nicht aus. Sondern es wurden langsam und regional unterschiedlich die südlichen Einflüsse der Hallstatt- und Latènekultur aufgenommen.

Nur in Westpreußen und an seinen Rändern, wo die Beziehungen mit dem Südosten besonders rege waren, fand sich eine merkwürdige Anthropomorphisierung der bauchigen Tongefäße, wie in Troja schon in der 2. Stadt. Am Hals der Vase war ein Gesicht: Nase, Mund und Augen, angebracht, der Deckel erschien als Mütze, auf der Brust waren häufig mehrere Halsketten übereinander eingeritzt, und in die seitlichen Henkel, die zum Gesicht wie die Ohren saßen, waren Bronzeohrringe eingeknüpft. Diese westpreußischen „Gesichtsurnen" standen, wie auch die Form des ganzen Gefäßes zeigt, unter dem Einfluss der Hallstattkultur und gehören in die Zeit von etwa 500-300 v. Chr.

In Nordwestdeutschland ging der keramische Stil mit dem Ausgang des Neolithikums zusammen mit der bis dahin gängigen Ornamentik unter. Die einfachen bauchigen Urnen trugen danach fast nie eine Verzierung. Dagegen entwickelte sich im östlichen Deutschland aus den Ausläufern des Megalithstils bei Bernburg und Magdeburg (s. Bernburger Typus) in die Mark und die Lausitz hinein ein neuer "Lausitzer Stil" der Bronzezeit.

Definition[]

Der Lausitzer Typus unterscheidet sich in zwei Formen:

Der ältere Lausitzer Typus wurde zuerst in Nordostdeutschland nachgewiesenen, reicht aber viel weiter nach Süden, hauptsächlich fand sich sich die Kulturgruppe in metallarmen Urnenfeldern aus der jüngeren Bronzezeit vertretenen. Dieser Typus zeichnet sich aus durch seine scharf und edel gebildeten, meist hellroten (selten mit Graphitanstrich geschwärzten) Tongefäße von sehr verschiedenen Formen:

  • große und mittelgroße Urnen mit bauchigem, buckelbesetztem Körper, hohem, fast zylindrischem, zuweilen in einen breiten, horizontalen Mundsaum auslaufendem Hals und zwei kleinen Schulterhenkeln,
  • einhenklige Kannen mit hohem, nach oben erweitertem Hals und von Hohlkehlen umzogenen Bauchwarzen oder schräg gefurchtem Körper,
  • henkellose bikonische und andere Töpfe, Schalen und weite Schüsseln mit kleinen Henkeln.

Die helle Färbung und eckige Profilierung der Gefäße ist vorherrschend und unterscheidet sie deutlich von denen des Schlesischen Typus; ebenso die breiten flachen Hohlkehlen und vor allem die großen hohlen, wie Metallscheiben aussehenden Buckel, die wohl auch auf Metallnachahmung zurückzuführen sind. Aus Metall erscheinen bronzene Messer, Pfeilspitzen, Nadeln verschiedener Form, Ringeln und anderer Kleinschmuck, seltener Lappenbeile, Armringe und dergleichen.

Formgebung und Ornamentik[]

Noch heute stellt sich die Terminologie der einzelnen Verzierungen oftmals als problematisch heraus, denn obwohl sich für die Lausitzer Kultur und z.T. für die Urnenfelderzeit insgesamt mittlerweile feststehende Verzierungsbegriffe herausgebildet haben, werden sie dennoch nicht immer einheitlich für dieselben Verzierungen verwendet. Häufig ist bei der Typisierung subjektives Empfinden vorranging und die Definition einzelner Verzierungen oftmals nicht eindeutig definiert und abgegrenzt.

Besonders deutlich werden diese Schwierigkeiten an den Begriffen Riefe, Rippe und Kannelur. Ein Autor beschreibt mit dem Begriff Kannelur eine Verzierung, die ein anderer als Riefe oder Rippe charakterisieren würde. Dies stiftet besonders dann Verwirrung, wenn es sich um Verzierungen handelt, die für die chronologische Einordnung relevant sind. Allgemein können Verzierungen der Lausitzer Kultur unterteilt werden in: eingetiefte und plastische bzw. erhabene Verzierungen. Hinzu kommen weiterhin die Oberflächenbehandlungen und die Handhaben, die nicht nur als schmückendes Ornament dienen, sondern auch eine praktische Funktion erfüllten. [3]

Vergleich zum Bernburger Typus[]

Am einleuchtendsten tritt das Verhältnis des alten Bernburger Typus zum neuen Lausitzer Typus hervor, wenn man die Hauptformen der steinzeitlichen Gefäße der Walternienburg-Bernburger Kultur bei Magdeburg mit den Hauptformen der bronzezeitlichen Lausitzer Keramik vergleicht.

So zeigt der Lausitzer Typus an Amphoren z.B. einen weiten und scharfgeknickten Bauch und einen hohen und steilen Hals. Die oberen Schnurhenkel sitzen im Winkel zwischen Schulter und Hals, die unteren des Bernburger Typus wurden in der Lausitz zu Zierbuckeln (s. Buckelgefäße). Außerdem erhielt das Lausitzer Gefäß einen Standring. Becherfunde des Bernburger Typus zeigen dieselbe Grundform wie der Lausitzer Typus, nur ist bei letzteren die Schulter nicht mehr so eckig und der Henkel sitzt höher.

Ebenso ähnlich sind sich in der Form einige zweihenklige Töpfe. Die Verzierungen zeigen in der Lausitz noch vielfach die alten Flechtmotive, nur werden sie nicht mehr eingestochen, sondern in durchlaufenden Linien eingeritzt oder in breiten rundlichen. Furchen „kanneliert". Um die Buckel herum treten sie auch in neuer Weise als Begleitringe auf. Aber wir sehen auch beim Bernburger Typus selbst diese Ritz- und Kanneliertechnik sich schon anbahnen. Damit wird auf die Illusion, die man vorher in bezug auf die Darstellung des Flechtwerks erstrebt hatte, verzichtet, und es bleibt nur die ihm eigentümliche Linienführung. Das ursprünglich noch technisch Gedachte wird immer mehr zum rein Dekorativen.

Buckelverzierung und Korbstil[]

Eine ähnliche, nur noch stärkere Entartung erfährt im Lausitzer Stil das kleine, in der Neolithik kaum bemerkbare technische Element, der Buckel, der bei den Rössener Gefäßen als einfacher Knopf am Bauchknick sitzt, sonst meist schon zur Schnuröse ausgestaltet ist (s.a. Korbstil).

Bei den Lausitzer Töpfen und Krügen erwächst an dieser Stelle, an dem scharfen Bauchknick vier- oder sechsfach, ein Gebilde wie ein Schildbuckel (s. Buckelgefäße). Die variierende Dekorationsform würde den technischen Ursprung nicht mehr erkennen lassen, wenn nicht die Stelle, wo die Buckel durchweg am Gefäß sitzen und ihre gewöhnliche Zahl ihn anzeigen würde.

Galerie[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Archäologie Online: Die Lausitzer Kultur. Abgerufen am 19.05.2021.
  2. Wikipedia: Lausitzer Kultur (DE). Version vom 18.05.2021.
  3. Rücker, Julia. Gräberfeld von Eisenhüttenstadt. aaO. S. 75.
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