Gebo (ᚷ) ist die 7. Rune des älteren Futhark mit dem Lautwert „G“. Im altnordischen Runenalphabet fehlt sie. Der rekonstruierte urgermanische Name *gibō bedeutet „Gabe“. [1]
Beschreibung[]
Die G-Rune (ᚷ) ist identisch mit griech. χ, das bereits zu Beginn der Zeitrechnung eine stimmlose Frikativa war wie der germ. (got.) g-Laut auslautend und vor stimmloser Endung. Den Wert einer stimmhaften Frikativa erhielt der Laut auf Grund des Wechsels von stimmloser und stimmhafter Frikativa in Paradigmen wie dags dagis daga dag.
Gemäß L. Wimmer wurde die Rune zum lat. G auf analoge Weise wie die Rune ᛞ (Dagaz) geschaffen, aus zwei mit dem Rücken gegeneinander gestellten C.
Am Ende des 8. Jhds. kam die G-Rune außer Gebrauch und wurde durch die K-Rune ersetzt, und zwar aus dem Grund, weil „g“ im Anlaut eine explosive Aussprache erhielt, also auch im entsprechenden Runennamen, und man begnügte sich mit demselben Zeichen für den stimmhaften wie für den stimmlosen Laut.
Angelsächsisches Futhorc[]
Im angelsächsischen Futhorc trägt die Rune 7. ᚷ Geofu, Gyfu f. (g1) den Lautwert ȝ und steht in der Bedeutung für die 'Gabe'. Daneben tritt in verhältnismäßig jungen Inschriften zuweilen die Form 🞶 vor und nach I und Ë auf. Eine Deutung dieser Veränderung ist das allgemeine Bestreben, den Runen einen Vertikalstab zu verleihen, was zu einer Neubildung der G-Rune führte.
Die Form 🞶 kann jedoch auch als ein G1 mit eingeschriebenem I aufgefasst werden, oder als Variante der 12. J-Rune (gēr), da gerade in den angeführten Stellungen ein Zusammenfall zwischen G1 und J frühzeitig stattfand. In diesem Fall erhielt diese angelsächsische J-Rune denselben Typus, den die J-Rune in einem bestimmten Entwicklungsstadium im Norden zeigte.
Die Rune 33. Gar (g²) in der Bedeutung von 'Speer' trägt die Form ᚸ und bezeichnet den Lautwert g. Sie wurde aus der g1-Rune 7. ᚷ (gifu) gebildet.
Was den Lautwert der G-Runen im angelsächsischen Futhorc betrifft, so bezeichnet die Rune 7. ᚷ (g1) einen palatalen und die Rune 33. ᚸ (g2) einen gutturalen Spirant; das letztere Zeichen kommt erst spät in Gebrauch und wird auch durchaus nicht konsequent verwendet, wenn es vorkommt. Die Rune 7. ᚷ (g1) repräsentierte bis ungefähr 800-900 beide Werte und bezeichnete auch später zuweilen den gutturalen Laut.
Punktiertes Runenalphabet[]
Auf dem Hällestadstein I sowie auf dem auf dem gleichzeitigen Runenstein von Sjörup in Schonen aus der Zeit um 1000 n. Chr. erscheint die erste punktierte G-Rune: als punktiertes k. Seit dem 11. Jhd. wurde das spirantische G (ʒ, gh) meist mit ᚼ wiedergegeben (s. Hagalaz). Zudem bildete sich für den Lautwert NG der Typus ᚶ als Eng-Rune aus. Für den Lautwert G tritt schon früh eine ziemlich seltene Variante auf mit dem Punkt mitten auf dem Hauptstab unter dem Ansatzpunkt des Beistriches.
Diese Form liegt der dalekarlischen Rune g zugrunde, welche die Punktierung unter dem Ansatzpunkt des Beistrichs hat (ᚶ), und da man sowohl Beistrich wie Punkt in einem Zuge zu schreiben versuchte, erhielt man einen Typus, der sich von einer gerundeten R-Rune nur dadurch unterscheidet, dass der obere und untere Teil des Beistrichs getrennt und durch eine links vom Hauptstab auslaufende Ausbuchtung miteinander verbunden sind (ähnlich dem Zeichen "&").
- die Rune ᚴ für den Lautwert K und G (11. Jhd.)
- die Rune ᚵ für den Lautwert G (ab 12. Jhd.)
- die Rune ᚶ für den Lautwert NG (Eng). Vorläufer der dalekanischen Variante.
- die Rune ᚼ (s. Hagalaz) für das spirantische G (ʒ, gh)
Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 5 ff. (Runenschrift).
- Wimmer, Ludvig Frands Adalbert. Die Runenschrift (Internet Archive). Berlin : Weidmann, 1839-1920.
Einzelnachweise[]
- ↑ Wikipedia: Gebo (Version vom 02.09.2020)