„Schleswig (Haithabu) ist eine sehr große Stadt am äußersten Ende des Weltmeeres.“
– Reisebericht des Ibrahim ibn Yaqub, ca. 965/966 n.Chr. [1]
Haithabu, dän. Hedeby, war eine bedeutende Handelsstadt im heutigen Schleswig-Holstein. Sie liegt im innersten Winkel des Schleifjords, wo die jütische Halbinsel am schmalsten ist und wo im Mittelalter die drei Völker der Dänen, Sachsen und Wenden aneinander grenzten.
Beschreibung[]
An der Stelle Haithabus lag ursprünglich ein dänisches Dorfes namens Sliesthorp („das Dorf an der Schlei"). Im Jahre 808 gründete der Dänenkönig Gudfred bei diesem schon früher von Seefahrern besuchten Hafen eine neue Stadt, wohin er Kaufleute aus dem zerstörten Rerik verpflanzte [2]. Dort endet das Danewerk, das die Landenge zwischen der Eider und der Treene bis zur Schlei gegen Angriffe auf die Dänen von Süden her schützte.
Dieses älteste Schleswig lag an der Südseite des Schlei-Fjords (als Haithabu) und war in derselben Weise wie Birka befestigt. Dass es im Frühmittelalter zwei Schleswig-Städte am Schlei-Ufer gab (das südliche Schleswig als Haithabu und das heutige nördliche Schleswig) ist allerdings unwahrscheinlich.
Benennung[]
Diese ältesten Ansiedler (die sehr wahrscheinlich keine Dänen waren) nannten die von König Gudfred neu gegründete Stadt 'Schleswig' (Sliaswic) - ursprünglich dieselbe Endung wie in Bardewik, Braunschweig u. a. niederdeutschen Ortsnamen, und später als vík - 'Fjord' aufgefasst). In den isländischen Sagas ist Slesvík dagegen der Name des innersten Winkels des Schleifjords.
Von den Dänen wurde die Stadt 'Hedeby' genannt. Auf den Runeninschriften findet sich der Name Héðabýr , altisl. Heiðabær - „die Stadt auf den Heiden", ags. æt Hæþum in der Übersetzung der Weltgeschichte Historiae adversum Paganos des Orosius von Alfred dem Großen. Die ausländischen Kaufleute nannten an die Stadt von Anfang an 'Schleswig'; die Ähnlichkeit mit dem Namen des Schleifjords (Slesvík) trug dazu bei, dass dieser Name fortlebte, während der nordische Name Hedeby verschwand.
Zeitlinie[]
Frühmittelalter[]
9. Jahrhundert[]
Seit 800 war Schleswig / Haithabu, auf den Südseite der Schlei, der Mittelpunkt des dänischen Handels. Die Lage dieser Niederlassung war für den damaligen Handelsverkehr außerordentlich günstig und machte Haithabu zum Mittelpunkt des Transithandels zwischen der Ostsee und dem Westen, insbesondere der Elbe und dem Unterrhein. Man fuhr zu Schiff die Trene hinauf bis Hollingstedt und dann eine kurze Strecke über Land bis Haithabu.
Schon Anfang des 9. Jhds. gab es in Haithabu viele Christen, die in „Dorestad oder Hamburg getauft waren", und unter denen man die angesehensten Männer der Stadt zählte (Vita Anskarii c. 24). Auch mehrere ausländische Kaufleute wohnten damals in der Stadt. Rimbert nannte Haithabu eine Stadt, wo aus allen Gegenden Leute zusammenkamen und wo sich Güter und Vorräte aller Art in Überfluss anhäuften [3]. Am lebhaftesten war die Verbindung westwärts mit Dorestad und Hamburg, so segelten jedes Jahr in der Ostsee ganze Flotten von Haithabu nach Birka (V. Ansk. c. 33). Mit Truso (in der Nähe von Elbing) und ins südliche Norwegen bestand ebenfalls ein lebhafter Verkehr [4].
Nach Adam von Bremen (I c. 59) gab es zur Zeit Heinrichs I. (876-936) in Haithabu eine sächsische Niederlassung.
- 808 - Der dänische König Gudfred gründet Schleswig (Sliaswic) als neue Stadt.
- 848 - Der dänische König Horik I. gestattet Ansgar von Bremen den ersten Kirchenbau in Haithabu.
10. Jahrhundert[]
Im 10. Jhd. ging die Entwicklung von Haithabu zum zentralen Fernhandelsplatz Nordeuropas weiter.
- 900 - Haithabu wird von schwedischen Wikingern erobert. Unter schwedischer Herrschaft erlebt die Stadt eine Blütezeit, und auch Münzen (Nachahmungen von den auf Gotland gefundenen und vielleicht aus Birka stammenden Münzen) wurden geprägt.
- um 950 - Haithabu kommt wieder unter dänische Herrschaft und wird zu ihrer jetzigen Lage, an der inneren Seite des dänischen Wohlds (Danevirke) verlegt.
- 974 - Ansiedlung von Sachsen in Haithabu.
- 983 - Sven Gabelbart stellt die dänische Herrschaft in Haithabu wieder her.
- 998 - Ein Privileg Ottos III. gewährt den Leuten des Bischofs von Schleswig Zollfreiheit im ganzen Heiligen Römischen Reich und deutet auf Warenverkehr zwischen Haithabu und Westdeutschland hin [5].
Ansonsten aber sind die Nachrichten über Haithabus Handel im 10. Jhd. sehr dürftig. Ein arabischer Berichterstatter aus dem Ende des Jahrhunderts rühmt Haithabu jedoch als eine sehr volkreiche Stadt am äußersten Ende des Weltmeeres [6].
Hochmittelalter[]
11. Jahrhundert[]
Für das 11. Jhd. bezeugt Adam von Bremen (IV c. 1) Haithabus Bedeutung als Handelsstadt. Er bekundet, dass aus diesem Hafen Schiffe nach Slawonien (Kroatien), Schweden und Samland, ja, selbst nach Russland und ins ferne Griechenland ausliefen. Adam erwähnt dagegen jedoch nicht die Verbindungen Haithabus mit dem Westen, die gewiss seit der Zeit Knuts des Großen von großer Bedeutung waren.
- 1047 - König Harald III. von Norwegen brandschatzt die Wikingersiedlung Haithabu.
- 1050 - Brandschatzung Haithabus durch Norweger unter Harald Hardrade.
- 1066 - Haithabu wird durch einfallende Slawen gänzlich vernichtet.
In der zweiten Hälfte des 11. Jhds. führte die Zerstörung von Haithabu zum Ausbau der schon bestehenden Siedlung „Sliaswich“ (Schleswig) auf der anderen, der Nordseite der Schlei oder zu deren Gründung.
Galerie[]
Wikinger-Museum Haithabu[]
- Siehe auch: Kategorie:Wikinger Museum Haithabu
Literatur[]
- Schietzel, Kurt: Spurensuche Haithabu: Archäologische Spurensuche in der frühmittelalterlichen Ansiedlung Haithabu. Dokumentation und Chronik 1963-2013 (Amazon). Wachholtz Verlag. 4. Auflage (15. Mai 2018). ISBN 9783529017971.
Quellen[]
- Wikinger-Museum Haithabu (Homepage), Am Haddebyer Noor 5, 24866 Busdorf.
- Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte - SH von A bis Z - Schleswig
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 422 (Art. Nordischer Handel).
- Rimbertus archiepiscopus Hammaburgensis et Bremensis, Vita Anskarii (Leben Ansgars). 865-876. (in "Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters").