Mittelalter Wiki
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Crystal keditbookmarks Dieser Artikel wurde am 03. August 2015 als Spotlight vorgestellt.

Halsringe bzw. Halskragen treten in Europa seit der Bronzezeit als häufiges Element bei der Kleidung auf. Dass Halskragen und Armringe keineswegs bloß in Frauen-, sondern gerade in der Bronzezeit regelmäßig auch in Männergräbern vorkommen, deutete darauf hin, daß sie ursprünglich nicht Schmuck-, sondern Schutzstücke gewesen sind.

Entwicklung[]

Bronzezeit[]

Die Halskragen schützten schon in der Bronzezeit diejenigen Stellen (Hals, Oberarm und Handgelenk) die auch bei den heutigen Studentenmensuren mit seidenen Binden besonders bandagiert werden. Noch in der Späten Nordischen Bronzezeit (ca. 730-530 v.Chr.) tragen die Männer oft mächtige Oberarm- und Handringe, und zwar häufig nur einen, an dem rechten, fechtenden Arm.

Dass auch Frauen schon lange Arminge und Halsringe tragen, erklärt sich vielleicht auch daraus, dass damals auch die Frauen bewaffnet gingen: gerade die Frauen der Älteren Nordischen Bronzezeit (1800-1100 v.Chr.), die wir mit ihrer ganzen Bekleidung und Ausrüstung aus den jütischen Eichensärgen kennen, tragen einen Dolch im Gürtel. [1]

Ältere Nordische Bronzezeit[]

Während der 1. Periode der Älteren Nordischen Bronzezeit (ca. 1800-1500 v. Chr.) sind die Bronzehalsringe wie alle anderen Bronzeartefakte in vielen Kulturen und in weiten Gebieten Europas verbreitet. Der älteste Typus ist ein runder, einfacher Ring, oft mit aufgerollten Enden. Nicht selten wurden mehrere zusammen getragen. Eine solche Zusammenstellung ist der Prototypus der Halskragen, von denen die ältesten schon am Ende der 1. Periode in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auftreten.

Im Nordeuropa erscheinen die Halskragen aus Bronze in der 2. Periode (ca. 1500-1300 v. Chr.). Lange Zeit hielt man sie früher für Diademe. Die parallelen Ringe sind ornamental angedeutet. Sie zeigen, genau wie vergleichbare Armmanschetten, des öfteren ganz klar die Struktur einer derben Weberei in der Art, dass ein dicker Kettenfaden von einem dünneren Faden quer überlagert wird, wie bei den orientalischen „Kelims" und „Karamans". Die Nachahmung der groben Kelimwebereien ist derart auffällig, dass ein Zusammenhang sehr wahrscheinlich ist.

Der Halsring aus Skane (Schweden) stellt z.B. einen solchen bronzezeitlichen Halskragen dar. Bei diesen Halskragen ist der über dem Kettenfaden liegende feinere Faden nur in Absätzen wiedergegeben, die auf der Kette von Faden zu Faden abwechseln. Diese Darstellung wäre am ehesten so zu deuten, dass der Kettenfaden immer eine Strecke weit freigelegen hätte und dann wieder ebensoweit übersponnen gewesen wäre. Das Gewebe hätte dann zwei Farben aufgewiesen. Denkbar ist aber auch, dass die Kette ebenso gänzlich übersponnen gewesen wäre wie bei modernen Fabrikaten, und dass mit der abwechselnden Schraffierung und Freilassung nur die Zweifarbigkeit zum Ausdruck gebracht werden sollte.

Zudem entsteht ein neuer Ringtypus), aus dem sich alle jüngeren Halsringe der Bronzezeit entwickelten. Neben einfach verzierten Stücken stehen reichere Anfertigungen. Ihre Mittelfläche ist in Abteilen mit Spiralen bedeckt, die seitlichen spitzzulaufenden Enden dagegen wurden durch Abnähungen besonders verstärkt (wie auch schon beim Halsring von Skane), um dem Band Halt zu geben, mit dem der Kragen hinten zusammengebunden werden soll.

Noch in der 3. Periode (ca. 1300-1100 v. Chr.) finden sich Halskragen. Hier aber ist die Parallelverzierung verschwunden und die ganze Fläche ist mit Spiralen bedeckt. Dieses Bild zeigt den mecklenburgischen Typus mit falschen Spiralen, eine speziell mecklenburgische Erscheinung. Die gedrehten Halsringe verlieren die Spiralen, und die Drehung ist meistens rudimental und nur als gepunztes Ornament vorhanden.

Jüngere Nordische Bronzezeit[]

In der 4. Periode der Jüngeren Nordischen Bronzezeit (ca. 1100-900 v. Chr.) setzte sich die Entwicklung der Halsringe fort: die Typen wurden größer, öfters hohl gegossen und erscheinen in verschiedenen Variationen. Der skandinavische Typus (Bild) ist ein deutlicher Verwandter des pommerisch-brandenburgischen (Bild). Eine Weiterentwicklung des letztgenannten sind die vielleicht germanischen Kolliers in Westpreußen zur Zeit der Gesichtsurnen (in der 6. Periode).

Die 5. Periode (ca. 900-700 v.Chr.) ist besonders durch den Typus in diesem Bild charakterisiert, doch meistens mit freien Enden. Die mitteleuropäischen und die skandinavischen Exemplare sind ganz übereinstimmend. Der einfache gedrehte Ring ohne Endspiralen setzt sich fort und ist in dieser Periode recht häufig. Es tritt jedoch auch eine Variation desselben auf, bei welcher die Torquierung dreimal wechselt.

Späte Nordische Bronzezeit[]

Die Weiterentwicklung des letztgenannten Typus in der 6. Periode der Späten Nordischen Bronzezeit (ca. 700-550 v. Chr.) sind die sog. Wendelringe (Bild) und die massiveren Ringe, die meistens paarweise gefunden wurden. Ein Ring wie in diesem Bild aus Eisen wurde in Schlesien gefunden, was möglicherweise einen frühen germanischen Einfluß anzeigt.

Eisenzeit[]

Die Halsringe, die einen beträchtlichen Teil des Frauenschmuckes in der Bronzezeit ausmachten, sind auch in der Eisenzeit (800 v.Chr. bis ca. 800 n.Chr.) ein beliebter Schmuck, doch ohne dieselbe Bedeutung zu erreichen.

Latènezeit[]

In der 1. Periode der Latènezeit (Frühlatène A) sind die alten Formen der Bronzezeit ganz verschwunden. Im Gegensatz erscheint eine neue, eigenartige Serie, deren letzte Entwicklungsstufe die sog. Wendenkronen bezeichnen. Diese massiven oder im Hohlguß hergestellten Halsringe sind allerdings weder wendische Arbeit noch Kronen, sondern sehr charakteristische germanische Erzeugnisse, die mit wenig auffälligen lokalen oder nur individuellen Variationen in allen damals germanischen Gebieten vorkommen.

In der Latènezeit (um 450-0 v.Chr.) sind Halsringe insgesamt jedoch selten, und die reichen keltischen Funde solcher Schmucksachen haben keine Seitenstücke bei den Germanen. In Skandinavien kennt man nicht so wenige Variationen vom Typus wie in diesem Bild, mit dem für die Latèneperioden charakteristischen Triskelornamenten auf den Knöpfen. Im westlichen Norddeutschland fehlen solche Ringe, in Ostnorddeutschland sind aber verwandte Formen bekannt, was auf eine nähere, auch von anderen Erscheinungen bestätigte Beziehung zwischen den Ostgermanen im Weichselgebiet und den Germanen in Südschweden deutet.

Römerzeit / Spätantike[]

Aus der Römischen Eisenzeit (Chr. Geb. bis 200 n. Chr.) sind Halsringe in Skandinavien nicht bekannt, und in Norddeutschland gibt es nur wenige Exemplare. Dagegen brauchte man goldene Halsketten mit filigranverzierten Anhängern aus Gold-, Elektrum- oder Silberblech.

In spätrömischer Zeit (200-400/450 n. Chr.) erscheinen noch einmal die großen, metallenen Halsringe. Eine gewöhnliche Form ist der einfache Bronze- oder Silberring mit eimerförmigen Gehängen aus Bronze oder Edelmetall. Ähnliche Exemplare wurden in den großen dänischen Moorfunden Thorsberg, Vimose und Nydam entdeckt. In dem kontinentalgermanischen Gebiete findet man sehr oft die Eimergehänge ohne Ringe, was jedoch die große Verbreitung dieses Schmuckes bestätigt; die Form ist sicher durch südöstlichen Einfluß entstanden. Gemeingermanisch ist ebenfalls die Form in diesem Bild.

Völkerwanderungszeit[]

Es ist auffallend, dass Halsringe in der Völkerwanderungszeit (375/376-568) so gut wie vollständig bei den Südgermanen fehlen; es scheint, dass die Perlen diesen Mangel ersetzt haben. In Skandinavien dagegen ist der Halsschmuck dieser Zeit ungemein reich; hauptsächlich in Südschweden und Dänemark, aus dem späten Teil der Völkerwanderungszeit (bis ca. 600 n. Chr.), sind die Ringe immer aus Gold (s.a. Goldschmiedekunst der Völkerwanderungszeit).

Eine gewöhnliche Form war mit eingestempelten, triangulären oder halbmondförmigen Vertiefungen oder mit Punktreihen versehen; der unverzierte Teil des Ringes war bisweilen durch einen Knoten gegliedert. Einzelne Exemplare in Kurland und Hannover waren Importgegenstände. Südschwedisch waren einige filigranverzierte Halsringe aus Öland (Färjestadskragen) und Westergötland (Ållebergskragen, Mönekragen), die aus 3-7 parallelen Wülsten bestehen.

Frühmittelalter[]

Den Halsschmuck der Karolingerzeit (751-911) kennt man sehr wenig. Die Wikingerzeit (793/800-1066) in Nordeuropa dagegen entfaltete eine formenreiche Serie von Hals- und Armringen aus gedrehtem oder geflochtenem Silber oder Gold, seltener Bronze, die sich durch südöstlichen Einfluss entwickelten. Solche Schmucksachen waren noch bis in das 12. Jh. in Gebrauch (Bild).

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. J. Hoops, RdgA. aaO. Bd. III, S. 379 (Art. Ornamentik, §. 17.)
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