Mittelalter Wiki
Advertisement
Mittelalter Wiki

Die 16-typige Runenreihe, auch Jüngeres Futhark oder Altnordisches Runenalphabet genannt, entwickelte sich aus der 24-typige Runenreihe der Nordgermanen (Älteres Futhark) genannt. Sie gehört zu den Jüngeren nordischen Runen.

Beschreibung[]

Das jüngere Futhark mit dem kürzeren Alphabet findet sich in den Inschriften aus der jüngeren Eisenzeit (ca. 800-1000 n. Chr.). Ein Vergleich zwischen dem älteren Futhark und dieser jüngeren Runenreihe zeigt, dass diese sich aus dem älteren Alphabet heraus entwickelte, wobei sich der allmähliche Übergang auf mehreren Runenzeugnissen nachweisen lässt. [1]

Die 16-typigen Runenreihen waren das Resultat einer Umgestaltung der Schrift, da die Anzahl der Zeichen während des 7. und 8. Jhs. abnahmen, während die Anzahl der Sprachlaute gleichzeitig bedeutend zunahm. Hierbei unterscheid man zwischen:

Jüngeres Futhark

Lautwerte des jüngeren Futhark; oben Langzweig-, unten Kurzzweigrunen

Ættir[]

Beide Varianten der 16-typige Runenreihe werden, wie auch bereits die 24-typige Runenreihe der Nordgermanen, in drei Gruppen, ættir ('Geschlechter') genannt, unterteilt.

Die erste war f u þ á r k Freys ætt
die zweite h n i a s Hagals ætt
und die dritte t b m l R Týs ætt

Nach ihren ersten Runen wurden die Gruppen zumindest später Freys ætt, Hagals ætt und Týs ætt genannt. Auch soll eine Einteilung f u þ á r k - h n i a s t - b m l R gebraucht worden sein. Regelmäßig wird in der Geheimschrift - sowohl auf dem Runenstein von Rök wie auch sonst - das letzte Geschlecht als erstes, und das erste als drittes gerechnet. Daraus ergeben sich für die Platzziffern der Runen im jüngeren Futhark [2]:

1 t b m l R Týrs ætt
2 h n i a s Hagals ætt
3 f u þ ą r k Freys ætt
1 2 3 4 5 6

Runenzeichen und Lautwerte[]

Derjenige, der die schwedisch-norwegischen Runen anwendete, hatte dieselben Probleme zu lösen wie derjenige, der sich der dänischen Runen bediente: mit einer geringeren Anzahl von Zeichen eine Mehrzahl von Lauten wiederzugeben. Es gab offenbar keinen andern Ausweg, als ein und dasselbe Zeichen zur Darstellung mehrerer Laute zu verwenden.

Nr. Rune Wert Name Lautwerte
1. F Fehu f steht für f, v (ƀ);
2. U Uruz u steht für unnasalierte u, o, y, ɵ, ǫ, konsonantisches u (und au)
3. TH Thurisaz (þurs) þ steht für þ (th), ð (dh);
4. Ą/O Ansuz (óss) ą steht für die nasalierten Laute a, æ, ǫ (e) und später für o (nach 1030—1050);
5. R Raido (reið)
6. K Kenaz (kaun) k steht für k, g, ʒ (ngg, ngk)
7. H Hagalaz (hagall) h steht für h, später auch für ʒ;
8. N Naudiz (nauð)
9. I Isa (íss) i steht für unnasalierte i, e, ​œ, ɵ, konsonantisches i (und ​œi)
10. A Ansuz a steht für unnasalierte a, æ, ǫ (e)
11. S Sowilo (sól)
12. T Tiwaz (týr) t steht für t, d (nd, nt)
13. B Berkano (biarkan) b steht für p, b, ƀ (mb)
14. M Mannaz (maþr)
15. L Laguz (lǫgr)
16. Z, R Algiz (ʀ) ʀ ist mouilliertes r (wird mit der Zunge in i-(j)Lage ausgesprochen).

Die Länge wird weder bei Vokalen noch bei Konsonanten bezeichnet.

Schwedisch-norwegische Runen[]

Die Urkunden, die mit der 16-typigen schwedisch-norwegischen Runenreihe geritzt sind, sind weniger zahlreich im Vergleich zu denjenigen, die dänische Runen tragen. Das kommt daher, dass die Sitte, Runensteine zu errichten, noch während des 9. und 10. Jhs., d.h. in der Blütezeit der schwedisch norwegischen Runen, weder in Norwegen noch in Schweden richtig in Schwung kam.

Währenddessen weist Schweden im 11. Jhd. einen Reichtum von Runensteinen auf, der in Nordeuropa ohnegleichen ist. Wie eben erwähnt, entwickelt sich aus diesem 16-typigen Alphabet, das um 800 und etwas später auf norwegischen und dänischen Runensteinen angetroffen wird, eine Runenreihe, deren Formen sich durch eine weitgehende Vereinfachung besonders der Nebenstäbe auszeichnen. Nach den Gegenden, in denen sie zuerst auftreten, wird hier die schwedisch norwegischen Runen genannt... → zum Hauptartikel.

Schwedisch-norwegische Runen Übersicht RdgA Bd4. Taf.5. Abb

Übersichtstabelle Schwedisch-norwegische Runen und Hälsinge-Runen der 16-typigen Runenreihe

Dänische Runen[]

Runenstein von Helnaes, Handbook of runic monuments, Stephens

Runenstein von Helnæs (Fünen)

Um das Jahr 800 wurden in Dänemark Runensteine errichtet, deren Runenreihen, die auf ihnen angewendet wurden, aus 16 Zeichen bestanden. In den ältesten Urkunden treffen wir für bei diesen Zeichen noch auf Varianten aus der mittelgermanischen Runenreihe.

Im Verlauf des 9. Jhds. wurden diese Formen dann gegen neue Varianten ausgetauscht, und es entstand eine Runenreihe, die auf Monumenten häufiger zur Anwendung kam als irgendeine andere und daher oft die „gewöhnliche Runenreihe“ (des Jüngeren Futhark) genannt wird.

Alles in allem sind aus dem alten dänischen Gebiet - d. h. Jütland mit Schleswig, den Inseln und Schonen mit Bornholm - ca. 200 eigentliche Runensteine bekannt. Ein Stein des ältesten Typus aus der Zeit von 800-850 ist der Runenstein von Helnæs auf Fühnen. Die Blütezeit der Runensteine in Dänemark fällt zwischen die Jahre 900 und 1025 oder etwas später. Aus dem Anfang dieser Periode stammen die Runensteine von Nørre-Nærå, Glavendrup und Tryggevælde (s. Jüngere Nordische Runen)... → zum Hauptartikel.

Übergang zu den punktierten Runen[]

In Norwegen entstand um ca. 1100 oder etwas später auf dem lateinischen aufgebauten Alphabet durch eine Auswahl und eine Zusammenlegung der schwedisch-norwegischen und der dänischen Runen das vollständig punktierte Runenalphabet. Dieses Alphabet wurde bald allgemein angewendet als Schrift der volkstümlichen Kultur sowohl in Norwegen wie in Dänemark und Schweden, hält sich lebendig das ganze Mittelalter hindurch und wurde in gewissen Gegenden noch bis weit in die Neuzeit angewendet... → zum Hauptartikel.

Verwandte Themen[]

Navigation Runen
Runen (Hauptartikel)  •  Älteres Futhark  •  Angelsächsisches Futhorc  •  Jüngeres Futhark  •  Dalekarlische Runen  •  Dänische Runen  •  Geheimrunen  •  Herleitung  •  Hälsinge-Runen  •  Jüngere nordische Runen  •  Mittelgermanische Runen  •  Punktierte Runen  •  Runennamen  •  Runenstein  •  Runenzauber  •  Runenzeugnisse (Mittelgermanen, Nordgermanen)  •  Schreibmaterial  •  Schwedisch-norwegische Runen  •  Verbreitung  •  Westgermanische Runen
Algiz  •  Ansuz  •  Berkano  •  Dagaz  •  Ear (Rune)  •  Ehwaz  •  Eiwaz  •  Fehu  •  Gebo  •  Hagalaz  •  Ingwaz  •  Isa  •  Jera  •  Kenaz  •  Laguz  •  Mannaz  •  Naudiz  •  Othala  •  Pertho  •  Raido  •  Sowilo  •  Thurisaz  •  Tiwaz  •  Uruz  •  Wunjo
Kategorie: Runen (Hauptkategorie)  •  Kategorie: Runenstein‎ (Dänemark, Norwegen, Schweden)  •  Kategorie: Runenzeugnis‎

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wimmer. Runenschrift. aaO. S. 6 f.
  2. Wikipedia: Futhark - Einteilung in ættir (Version vom 01.09.2020)
Advertisement