Mittelalter Wiki
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Aus hartem Holz geschnittene Keulen bzw. Kolben gehören zu den ältesten Stücken des menschlichen Waffeninventars und haben als Notwaffe bis in die moderne Zeit überdauert (Hirtenkeule, Knotenstock).

Einige Exemplare fanden sich schon in den neolithischen Pfahlbaustationen der Schweiz. Es sind etwa 1 m lange Stecken, die oben kugel- oder bolzenförmig erweitert sind [1].

Beschreibung[]

Die Keule (franz. massue, span. maza und clava, ital. mazza und clava, engl. club und mace) gehört mit zu den ältesten und einfachsten Waffen des Menschen. Sie war bereits in der Völkerwanderungszeit zu hohem Ansehen gelangt, wurde besonders von vornehmen Personen geführt, und bildete den Vorläufer, aus dem sich der Streitkolben und später der Feldherrenstab entwickelte.

Keulen bestanden meist aus (im Feuer gehärtetem) Holz, waren oben oft mit Blei ausgegossen und mit Eisen beschlagen (carm. de bello Saxonico III 107).

Etymologie[]

Die vielen Bezeichnungen der Keule in den historischen Quellen (lat. fustis = ahd. stauga; baculus, clava = ahd. kolbo, cholbo; sudes = stecko; palus, vectis, robur, flagellum, cateia; pilum = ahd. cholbo; thyrsus = ahd. cholbo, stanga; cippum = ahd. stoc; cestus = ahd. kolbo) deuten auf eine vielfache Verwendung hin, hauptsächlich als Hieb- bzw. Schlagwaffe des einfachen Mannes, doch ebenso als Wurfkeule.

Arten[]

Weiterentwicklungen der Keule waren u.a. Streitkolben, Kriegsflegel und Morgenstern.

Name Kurzbeschreibung
Kriegsflegel Stangenwaffe, an deren Ende sich Riemen oder eine Kette befinden, woran ein Schlagkopf („Bengel“) angebracht ist.
Morgenstern Weiterentwicklung des Streitkolbens mit einem Kopf aus Metall, Blei oder Eisen, der mit Stacheln besetzt ist (ab 13. Jh.).
Streitkolben, Schlegel Keule mit Schaft aus Metall oder Holz und meist symmetrischen Schlagkopf aus Stein oder Metall.
Baculus Einfachste Art des Streitkolbens, ca. 70-80 cm lang; vorn z.B. in Form eines Tieres grob zugeschnitzt.
Cateia (lat. catejá) Stark beschlagene gallische Wurfkeule, ähnlich einem Bumerang.
Clava griechisch-römische Keule, mit und ohne Knoten (irrasa).
Teutona Gotische Wurfkeule.

Geschichte[]

Ein technischer Fortschritt im Vergleich zu den frühesten Exemplaren in den neolithischen Pfahlbauten der Schweiz war die Herstellung des Keulenkopfes aus Stein. Solche steinernen Keulenköpfe sind im nordeuropäischen Neolithikum in zwei Haupttypen vertreten.

Es sind entweder von Natur aus rundliche oder rund zugehauene Steine, die eine um die Mitte herumlaufende Schaftungsrille haben oder flachere scheibenförmige Steine mit einem Schaftloch in der Mitte. Die letzteren scheinen einer jüngeren Stufe anzugehören [2].

Bronze- u. Hallstattzeit[]

Keule, Mönkhagen vorgeschichtlic00mestgoog Taf. XX, Nr

Bronzekeule aus Mönkhagen

In der Antike erscheint die Keule (gr. phalanga oder palanga, lat. clava) als Waffe der Claviger und wird von Homer (um 850 v. Chr.) und Herodot (um 450 v. Chr.) als Kriegswaffe der Assyrier im Heer des Xerxes angeführt. Bei den Griechen kommt sie mit einem Ring für Tragriemen versehen vor und erscheint auch auf einer Abbildung in einem der Gräber von Paestum (ca. 500 v. Chr.).

Aus Nordeuropa sind Keulenköpfe der Bronze- und Hallstattzeit nur in wenigen Exemplaren bekannt und dürften importiert sein, in Ungarn und Italien sind solche Funde häufiger. Sie haben die Form einer Röhre, die bei den meisten Exemplaren außen mit Stacheln versehen ist (ein nordischer Keulenkopf trägt auf einer Seite eine menschliche Maske) oder mit Lappen von geschweifter Kontur (birnenförmiger Kolben).

Beide Formen sind Nachbildungen des mit Spitzen oder Schneiden armierten Keulenkopfes. Die Nachahmung einer ganzen Holzkeule in Bronze ist die isolierte Waffe von Mönkhagen [3].

Eisenzeit[]

Die römische Clava, deren sich auch schon Herkules und Theseus bedient haben sollen, war mit und ohne Knoten (irrasa) ausgestattet. Im römischen Reich erscheint die Keule auch bereits mit Stacheln versehen und ähnelt bereits mehr einem Streitkolben. Zu dieser Art kann wohl auch eine in der „Aeneide“ Vergils (1. Jh. v. Chr.) catejá genannte, ellenlange und stark beschlagene Keule gerechnet werden. Auch auf der Trajanssäule (147 n. Chr.) sieht man Dacier, wie im Vergil des Vatikan die Bewohner Latiums damit bewaffnet.

Bei den Germanen gibt es nur wenige Funde aus den archäologischen Stufen der römischen Eisenzeit, die über die Form, Verwendung und Verbreitung der Keule Auskunft geben. Tacitus spricht in der Germania von brandharten Keulen der Germanen, die die spätere Heldensage mit den Eisenstangen (îsen stangen) den Riesen, die romantische Dichtung vorzugsweise den Heiden beilegt. Aus dem 4. Jh. erscheinen unter den Waffen der Eisenzeit zwei Vorläufer von Morgensternen in Form von Stachelkeulen, die auf der Theodosiussäule in Konstantinopel abgebildet sind. [4]

Völkerwanderungszeit und Frühmittelalter[]

Auch für die Völkerwanderungszeit sind Forscher fast ausschließlich auf die Schriftquellen und Miniaturen angewiesen. Ammianus Marcellinus (XXXI, 7) schildert im 4. Jh. die Keule als wirksame Wurfwaffe in den Händen der Goten in der Schlacht ad Salices 377 n. Chr. Durch den Einfall der Hunnen wurde in Mitteleuropa auch der Kriegsflegel bekannt, als die Keule mit einer beweglichen stachligen Kugel versehen und so zur Schlachtgeissel wurde. Er bestand aus dem Schaft und dem "Bengel" (Schläger), mit oder ohne Eisenspitzen, der meist an einer Kette hing und mit großer Wucht geschwungen wurde.

In der Merowingerzeit wird sie außer bei Gregor von Tours kaum erwähnt. Erst die karolingischen Quellen des Frühmittelalters nennen die Keule häufiger. Von den in den Texten gebrauchten Termini bezeichnet die cateia die keltische und teutona die gotische Wurfkeule. Von Isidor von Sevilla (5. Jh.) wird sie als Geschoß beschrieben, als Kehrwiederkeule ähnlich einem Bumerang. Ob Isidor hier glaubhaft berichtet, ist allerdings zweifelhaft. Ein Kapitular Karls des Großen verbot gar den Gebrauch der Keule und wollte sie durch den Bogen ersetzen [5].

Hoch- u. Spätmittelalter[]

Schon unter Ludwig dem Frommen und Lothar erscheint die Keule wieder als Kriegswaffe und findet dann seit dem 11. Jh. wieder allgemeine Verwendung. Bis ins 15. Jh. war sie als Caja im Gebrauch. Durch einen mit Stacheln besetzten Keulenkopf wurde die Waffe zum Morgenstern (bourlote, bourlette), der besonders im 14. und 15. Jh. in Deutschland und der Schweiz (Schweizerprügel) sehr verbreitet war und besonders in den Volksaufständen und Bauernkriegen traurige Berühmtheit erlangte.

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Keller, Mitteilungen der Züricher Antiq. Gesells. Band. XV 7, Tafel. II 2. 3
  2. Nordische Altertumskunde (Internet Archive). Sophus Müller. Übersetzung. V. Jiriczek. K.J. Trübner Verlag, Straßburg 1897-98. Bd. I, S. 144
  3. Vorgeschichtliche Altertümer aus Schleswig-Holstein (Internet Archive). J. Mestorf. Schleswig-holsteinisches Museum Vorgeschichtlicher Altertümer. Hamburg, O. Meissner : 1885. XX, S. 186
  4. Demmin, Kriegswaffen. aaO. S. 790, Abb. 1 u. 2.
  5. Capit. Aquis gran. c. 17.
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