Mittelalter Wiki
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Als dänisch Kjökkenmöddinger oder Affaldsdynger bezeichnet man zumeist prähistorische (Küchen-)Abfall- bzw. Muschelhaufen als Reste vorgeschichtlicher Besiedlung.

Während die ältesten Kjökkenmöddinger (Terra Amata, Nizza) auf ca. 400.000 Jahre datiert werden, reichen die jüngsten bis in die Wikingerzeit. [1] Als die Hochzeit der Muschelhaufen in Nordeuropa gilt die Ältere Nordische Steinzeit (13.500 bis 5.000 v.Chr.) .

Beschreibung[]

Die ersten Kjökkenmöddinger Nordeuropas fanden sich auf dem Festland und den Inseln Dänemarks, durchaus am einstigen Meeresstrand, nun mehr landeinwärts als Reste von Lagerstätten mesolithischer Jäger- und Fischerkulturen, so z.B. der Kongemose- (6.000-5200 v. Chr.) und Ertebölle-Kultur (5.200-4.000 v. Chr.).

Sie bestehen hauptsächlich aus den durch sehr lange Bewohnung gehäuften Nahrungsresten und anderen Abfällen, sowie Rückständen des Handwerks, der Masse nach weitaus überwiegend aus Muschelschalen. Seit 1831 bekannt, erhielten sie ihre richtige Deutung erst 1851 und erfuhren gründliche Untersuchung erst nach 1893 durch eine Vereinigung dänischer Forscher, welche 8 Kjökkenmöddinger studierten (5 in Nordjütland, 3 in Nordseeland), besonders den Kjökkenmöddinger von Ertebölle am Limfjord, südlich von Lögstör.

In diesem, ursprünglich 141 m langen, bis 20 m breiten und bis 1,9 m hohen Kjökkenmöddinger ergab eine Partie von 314 m² 8.608 verschiedene Artefakte, 20.300 Knochentrümmer und an 563 Stellen Holzkohlen, außerdem eine ungeheure Menge von Feuersteinabfällen und Weichtierschalen.

Mesolithische Typen[]

Die rein mesolithischen oder altneolithischen Kjökkenmöddinger sind gekennzeichnet durch eigentümliche, bloß zugehauene Beilklingen (teils flache „Scheibenspalter", teils längliche „Pickel"), und durch das Fehlen geglätteter Steinbeile sowie feiner verzierter Tongefäße.

Die Nahrung wurde auf Herden aus Feldsteinen zubereitet. Ob man Zelte oder Winterhütten besaß, ist nicht zu ermitteln. Unter den Weichtieren genoss man vorzugsweise Austern (Ostrea edulis), Herzmuscheln (Cardium edule), Miesmuscheln (Mytilus edulis), große Strandschnecken (Littorina littorea) und Netzreusenschnecken (Nassarius reticulatus), daneben Fisch und Wildpret.

Die Meeresfauna, besonders die Austern, deuten auf ein offeneres, wärmeres und salzhaltigeres Gewässer als die heutige Ostsee. Außer typischen geschlagenen Flintwerkzeugen (Beilen, Pickeln, Bohrern, Messern usw.) finden sich zahlreiche, zuweilen auch durchbohrte Hirschhorn- und Knochengeräte sowie Scherben von groben, dickwandigen, etwas geschweiften, unten spitz zulaufenden Tongefäßen ohne Henkel und feinere Ornamente (nur Fingernageleindrücke an den Rändern kommen vor). Vereinzelt erscheinen Menschenknochen und ganz selten ausgestreckte (bestattete) Menschenskelette.

Jüngere Kjökkenmöddinger[]

Kjökkenmöddinger Typen, RdgA Bd3, Abb

Kjökkenmöddinger-Typen aus Stein, Knochen und Hirschhorn.

In jüngeren, nicht mehr mesolithischen Kjökkenmöddinger und Kjökkenmöddingerschichten finden sich Typen der Megalithgräber, der Dolmen und Ganggräber, d.h. der neolithischen Periode Skandinaviens, hauptsächlich aber etwas ältere Formen, und keine solchen aus dem sonst durch Steinkistengräber unter der Erde vertretenen Ende der nordischen Steinzeit.

Es sind geschliffene Beile und Äxte aus Flint und anderem Gestein, Flintschaber, Schleifsteine, Schmucksachen und Reste schön verzierter Tongefäße (s.a. Keramik der Steinzeit).

Die älteren Schichten enthalten Reste vieler heute in der Gegend erloschener Wirbeltierarten: Auerhahn, Alk, Pelikan, Biber, Wildkatze, Luchs, Wolf, Bär, Wildschwein, Elch und Primigeniusrind. In jener Zeit war der Hund das einzige gezähmte Tier der Bewohner; in der jüngeren, nachmesolithischen Zeit hielt man noch das Brachycerosrind, das Torfschwein und das Torfschaf als Haustiere und trieb auch einigen Feldbau, wovon verkohlte Weizen - und Gerstenkörner sowie Abdrücke solcher an Tongefäßen zeugen.

Der gewöhnliche Hund stand dem kleinen Spitzhund der südlicheren Pfahlbaukulturen nahe und stammt wie dieser vom Schakal. Doch findet sich auch schon eine größere Rasse. Das plötzliche Auftreten der Haustiere lässt vermuten, dass diese als solche eingeführt und nicht erst in Nordeuropa aus Wildformen gezüchtet wurden. Die Untersuchung der Holzkohlen ergab vorwiegend Eiche, daneben Birke, Ulme, Espe, Hasel, Erle und Weide. Nadelholz war nur sehr spärlich vertreten, die Buche nicht sicher nachgewiesen; die Esche kommt nur in den jüngeren Schichten vor.

Die Kjökkenmöddinger-Leute wurden sicher nicht von einer fremden Bevölkerung ans Meer gedrängt, sondern zogen der leichteren Lebensweise wegen dahin, da sie jedoch nicht aufs Meer hinausgingen, wurden sie so allmählich rückständig. Gleiche Steingerätformen wie die Kjökkenmöddinger zeigt die frühneolithische Kulturstufe von Campigny in Frankreich und Italien.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

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