Mittelalter Wiki
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Die Keramik des Frühmittelalters entwickelte sich unter der Herrschaft der Franken, die allmählich eine eigene Töpferindustrie schufen. Nach dem Sturz der römischen Herrschaft arbeiteten jedoch auch im fränkischen Gebiet römische Töpfer in alter Weise weiter und waren von großem Einfluß auf die einheimischen germanischen Töpfereien.

Beschreibung[]

Wie sehr die Formen der Keramik der Römischen Kaiserzeit auch noch auf die Keramik des Frühmittelalters (568 - ca. 10./11. Jh.) einwirkten, zeigen z.B. die Näpfe, Schalen, Schüsseln, Henkelkrüge, Henkelkännchen, henkellose und hohe Töpfe aus dem Reihengräberfeld von Schwarzrheindorf bei Bonn aus dem 5.-7. Jh. Funde gleicher Art lassen sich längs des Mittel- und Unterrheins bis nach Belgien und Frankreich hinein verfolgen.

Die Tongefäße in der Periode zwischen 900 bis 1000 erscheinen in ihren einfachen Gefäßformen bereits in viel früherer aber auch noch in späterer Zeit. Der Stil oder die Geschmacksrichtung des 10. Jahrhunderts scheint dabei keinen Einfluß auf die Form einfacher Gerätschaften ausgeübt zu haben. Stattdessen wurden sie traditionell unverändert nach denselben Schablonen ausgeführt, während in derselben Periode Luxusgefäße aus Silber, Gold oder Elfenbein den ausgesprochen romanischen Stil des 10. Jhs. an sich tragen.

Für das Beibehalten solcher, noch aus der Römerzeit stammenden Formen, sprechen z.B. die Funde der Ausgrabungen an der Tannenburg an der Bergstraße bei Seeheim-Jugenheim in Hessen [1], welche 1399 durch den Brandschutt verdeckt wurden, und in großer Masse noch zum Gebrauch in dieser Burg bis zu deren Untergang dienten, während um jene Zeit alle Luxusgefäße den entschieden gotischen Stil an sich trugen. [2]

Alamannisch-fränkische Keramik[]

Die alamannisch-fränkische Keramik im engeren Sinne, wie sie aus den süddeutschen und rheinischen Reihengräbern bekannt wurde, weist nur in einigen wenigen Formen eine Anlehnung an die spätrömische Provinzialkeramik auf: dazu gehören in erster Reihe die Henkelkannen mit Kleeblattmündung, eine uralte, bis in den troisch-mykenischen Kreis zurückgehende Form, und eine den späten Terra Sigillata-Formen nachgebildete Schale.

Sehr eigenartig sind die Verzierungen; in der Regel sind sie mit einem Rädchen oder mit einem Holzstempel hergestellt und bestehen in allerlei zierlichen geometrischen Mustern oder sogar in Pflanzenmotiven. Ausnahmsweise findet sich vereinzelt auch einmal Bemalung mit schwarzen Strichmustern. Merkwürdigerweise fehlen in diesem Kreis Teller, Schüsseln und Schalen. Sie werden im Gräberinventar durch Bronzegefäße und Gläser ersetzt (Bild).

Töpferscheibe[]

Aber die Arbeit mit der Töpferscheibe lernten diese westgermanischen Werkstätten von den fremden Töpfern, wenn auch manchmal ihre Produkte etwas unregelmäßig erscheinen. Der Brand der Gefäße ist im ganzen gut, z. T. sogar klingend hart. Ihre Oberfläche ist rötlich, gelblich, braun und grau, seltener schwarz oder glänzend schwarz. Die üblichen Formen sind folgende:

  • am meisten wiegt eine tiefe Schale ohne Henkel vor, dem die konische Form zugrunde liegt (Kumpen), meist breiter als hoch, aber vielfach variiert im oberen Teil, dem in der Regel ein Band angefügt ist, seltner rundlich ausgebaucht;
  • dann Becher in verschiedenen Formen, teils im Anschluß an den Kumpen, teils hoch und schlank, doppelkonisch mit angesetztem hohem Rande;
  • Henkelkannen mit einer hochgestellten Ausgußröhre; seltner Flaschenformen.

Karolingergefäße[]

So gibt am Ende des ersten nachchristlichen Jahrtausends die keramische Industrie im germanischen Gebiet mit den Karolingergefäßen die Merkmale prähistorischer Technik völlig auf und beginnt eine neue Entwicklung, die zum Mittelalter führt. Es bleibt nur noch die Topfware der Slawen in Nord- und Ostdeutschland in den ursprünglichen Gewohnheiten befangen, obgleich auch sie den Gebrauch der Töpferscheibe von den Römern gelernt hatten.

Galerie[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Burg Tannenburg und ihre Ausgrabungen (Digitalisat der ULB Darmstadt). Dr. J. H. v. Hefner-Alteneck, Dr. W. Wolf. Frankfurt a. M., 1880.
  2. Hefner-Alteneck. Trachten. aaO. S. 16, Tafel 25.
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