Mittelalter Wiki
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Neben Amphoren und Flaschen wurden auch Kannen und Krüge bereits mit der Keramik der Steinzeit hergestellt. Es gibt diese Gefäße durch alle Zeitepochen hindurch in vielen Variationen, meist aus Ton oder Bronze.

Formen[]

Kannen und Krüge zeichnen sich durch eine schlanke, dreigliedrige, geschlossene Form mit Henkel als Handhabe aus. Die Kannen dienen primär als Darreichungsgefäß von Getränken und sind eng mit den Terrinen verwandt. Sie unterscheiden sich von ihnen nur durch ihre schlanke, hohe Form und einen großen Bandhenkel. Sie können z.B. einen Trichter-, Zylinder- oder konischen Hals besitzen. Kannen mit konischem Hals werden auch als „Krug“ bezeichnet. [1]

Entwicklung[]

Steinzeit[]

Bronzezeit[]

In der mittleren Bronzezeit finden sich innerhalb der Buckelkeramik häufig Trichterhalskannen. In der späten Bronzezeit wird die vorher dominierende Trichterhalskanne von Krügen mit randständigem Henkel abgelöst, deren Profil seichter wird. Für die jüngste Bronzezeit stellt dann die Kegelhalskanne eine typische Gefäßform dar. [2]

Hallstattzeit (A+B)[]

In der Villanovakultur (1100-500 v.Chr.) und dem Hallstattkulturkreis waren die Formen von Kannen und Krügen aus Bronze recht gleichförmig, annähernd kugelbauchig mit scharf abgesetztem, konischem oder geschweiftem, niedrigem Hals und großem geschwungenem Bandhenkel, der oben vielfach hörnerartige Ansätze hatte. Diese Bronzegefäße waren sehr verschiedenartig verziert, nicht nur mit Reihen von Buckeln, konzentrischen Ringen, Wasservögelchen, sondern in altgriechischer Manier mit Treppenmustern und Metopenbändern. [3]

Vorrömische Eisenzeit[]

Hallstattzeit (C+D)[]

In der jüngsten Hallstattzeit (7. Jh.v.Chr.) taucht ein hohes, doppelkonisches Gefäß mit horizontalem Rand und breiter Standfläche als Sonderform (Bild). [4]

Als Altgriechische Importe finden sich Kannen mit Kleeblattmündung, Rotellen am Ansatz des hoch geschwungenen Henkels und einem besonders gegossenem und angelötetem Fuß. Bei diesen Bronzegefäßen ist der obere und untere Henkelansatz mit gepreßten Bronzeblechen (Palmetten) verziert. Die Herkunft dieser Fabrikate ist ostgriechisch (mglw. ionisch) und sie stammen aus dem 7. Jhd.v.Chr. In Süddeutschland wurden solche Exemplare im Grabhügel von Vilsingen (bei Sigmaringen, Hohenzollern) und im Grabhügel von Kappel (in Südbaden) gefunden. (Bild). [5]

Latènezeit[]

Unter den Bronzegefäßen der Latènezeit finden sich Schnabelkannen mit gerade abfallenden Palmetten und Masken-Attachen. Hier lassen sich originale Arbeiten von einheimischen Um- und Weiterbildungen unterscheiden. Diese Gefäße sind nicht älter als 450 v. Chr. Aus der Latènezeit Stufe B ist eine Bronzekanne mit Ausgußrohr und breiter Fußplatte aus dem Waldalgesheimer Fürstengrab bei Bingen in Rheinland-Pfalz (330–320 v. Chr) bekannt. Sie ist reich verziert mit gepunzten und plastischen Mustern im Latènestil, ein Gegenstück stammt aus Frankreich (Latènestufe C). [6]

Römische Kaiserzeit[]

Bronzekannen als italische Fabrikate der Römischen Kaiserzeit sind als römische Importwaren in den nordischen Fundgebieten zwar seltner, haben aber ebenso wie die Eimer und Becken, eine reiche und lange Entwicklungsgeschichte. Der Form nach kann man Kannen mit geradem und kleeblattförmigen Mündungsrand (Typus A und B) unterscheiden; beide tauchen in mehreren Varianten auf, wobei das schmückende Beiwerk unabhängig von der Form verwendet wird.

  • (A) hat eine einfache Form, Exemplare sind z.B. bekannt aus aus Lucklum (Braunschweig)
  • (B) hat eine sehr künstliche Form mit Kleeblattausguss und reich ornamentiertem Henkel. Exemplare sind bekannt aus Dänemark, Mecklenburg (Bild), Westpreußen, Brandenburg, Schlesien und Böhmen.

Typus A[]

Typus A hat eine gedrungene Form, mit einem sich nach unten erweiternden Bauch, der nach oben ohne Absatz in den Hals übergeht. An dem kräftig profilierten geraden Rand ist ein stabförmiger Henkel mit einem aufrechtstehenden Dorn angelötet; der untere Henkelansatz ist umgeben von einem aus Spiralranken und einem Hängekreuz zusammengesetzten Ornament an der Stelle der Attache.

Diese Form kommt im Norden unter Spätlatènezeitlichen Funden (150 v.Chr. - 15 n.Chr.) vor, lässt sich aber in Italien bis ins 2. Jh.v.Chr. zurückverfolgen und hatte noch ältere Vorläufer. Fundorte sind Dänemark, Hannover (Lucklum), England (Aylesford) und Italien. Varianten mit Maskenattachen leiten zu den in der römischen Kaiserzeit üblichen Formen über, wie Exemplare aus Dühren bei Sinsheim (Baden-Württemberg), und Kroatien veranschaulichen. [7]

Typus B[]

Typus B sind Kannen mit Kleeblattmündung, eine uralte, bis in den altägäischen Kreis zurückgehende Form, mit eiförmigem Körper und scharf abgesetztem Hals. Charakteristisch sind am oberen Henkelansatz die seitlichen Rotellen und der plastische Schmuck, eine weibliche Büste auf der obersten Wölbung des Henkels (eine Tierform, die auch bei Typus A, wie die Varianten aus Kroatien zeigen, Anwendung gefunden hat) und weibliche Masken (Mänade, Medusa) oder Embleme in Form von Harpyien, Löwenköpfen als Attachen.

In Nordeuropa wurden Kannen vom Typus B zusammen mit früh-römischen Importstücken gefunden; so z.B. in Dänemark, Westpreußen, Mecklenburg, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Schlesien, Böhmen. Gegenstücke sind aus Italien bekannt. Form und Dekoration haben ihre Vorläufer nicht nur im älteren, unteritalisch-griechischen Industriekreis, sondern sogar im kleinasiatisch-ionischen Kunstgewerbe des 7. Jhs. v. Chr. (vgl. Kanne von Vilsingen). [8]

Frühmittelalter[]

Unter den germanischen Bronzegefäßen des Frühmittelalters bis zur Wikingerzeit (600-800 n. Chr.) finden sich aus Bronzeblech getriebene Kannen, in verschiedenen Varianten teils mit Ausgußrinne und Klappdeckel, teils mit gerader Mündung; teilweise verziert durch umlaufende Doppellinien; mit Fußplatte oder Fußgestell. [9] Unter den Formen finden sich auch plumpe, sackförmige Gießkannen mit drei Füßen und einem steifen Gußrohr; einige dieser gegossenen Bronzegfäße sind mit einem Klappendeckel versehen.

Hochmittelalter[]

Gießgefäße (aquamanile) in Gestalt von phantastischen Tierfiguren, Löwen, Pferden, Drachen, Adlern etc. kommen in der romanischen Periode (950-1250) ziemlich häufig vor. Ein ausgezeichnet schönes Exemplar einer Aquamanile befindet sich z.B. in der Sakristei des Doms zu Minden. Solche Gefäße dienten zum Händewaschen des Priesters vor und nach der Messe und waren über der Piscina in der Sakristei oben auf der Epistelseite des Altars angebracht, wobei aber nicht ausgeschlossen ist, dass sie auch zu häuslichen Zwecken benutzt wurden. [10]

Spämittelalter[]

Ein bemerkenswertes Exemplar vom Beginn des Spätmittelalters ist die sog. Schenkkanne der hl. Elisabeth aus Silber mit einzelnen vergoldeten Teilen, die der heiligen Elisabeth von Thüringen († 1231) zugeschrieben wird, jedoch aus der 2. Hälfte des 13. Jhs. stammt. [11]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Rücker, Julia. Das spätbronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld von Eisenhüttenstadt (bonndoc). Dissertation. Bonn, 2007. S. 16, Abb. 06. (Hochschulschriftenserver der ULB Bonn).
  2. Rücker, Julia. Gräberfeld von Eisenhüttenstadt. aaO. S. 39 ff.
  3. R. Beltz, Altertümer. aaO. Tafel 43, 90. 91.
  4. Das Grabfeld von Hallstatt in Oberösterreich und dessen Alterthümer (Internet Archive). Eduard Sacken. Wien, Braumüller 1868. Taf.022, Abb.04
  5. Lindenschmit. A.u.h.Vz. aaO. Bd. V, 10, Tafel 56, 1035.
  6. Lindenschmit, A.u.h.Vz. aaO. Bd. III, I 2. Rev. archeol. 1883 pl. 21
  7. Neue Untersuchungen über die römische Bronzeindustrie von Capua und von Niedergermanien (Internet Archive). Heinrich Willers. Hannover und Leipzig, Hahnsche Buchhandlung, 1907. Hemmoor 123, Abb. 50.
  8. Beltz, Altertümer. aaO. S. 327 f., Taf.059, Abb.83.
  9. Lindenschmitt. A.u.h.Vz. aaO. IV 58, 4. 7.
  10. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. II, S. 8, Tafel 82
  11. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. II, S. 30, Tafel 133
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